"In jeder dritten Ehe gibt's Gewalt"

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Gehören zum Mitarbeiterteam des Erlanger Frauenhauses, von links unten im Uhrzeigersinn: Christine Wittmann, Marlene Neumann, Julia Peter, Ursula Heintze und Ute Freißler. privat
Gehören zum Mitarbeiterteam des Erlanger Frauenhauses, von links unten im Uhrzeigersinn: Christine Wittmann, Marlene Neumann,  Julia Peter, Ursula Heintze und Ute Freißler. privat
Die Polizei ermittelt nun gegen den Mann wegen Körperverletzung und Beleidigung.
Die Polizei ermittelt nun gegen den Mann wegen Körperverletzung und Beleidigung.
Symbolbild: Tiko/adobe stock
In dieser Außenstelle des Erlanger Frauenhauses gibt es Hilfe. Foto: Karina Brock
In dieser Außenstelle des Erlanger Frauenhauses gibt es Hilfe.   Foto: Karina Brock
 

40 bis 50 Frauen aller Gesellschaftsschichten finden jedes Jahr Schutz im Erlanger Frauenhaus. Die Hälfte kommt aus dem Landkreis.

Es war Ende der 1970er Jahre, als eine Gruppe Erlanger Studentinnen den Entschluss fasste, Frauen zu helfen, denen Männer Gewalt angetan hatten. Die Aktivistinnen rekrutierten sich damals aus der Frauenbewegung und wollten hilfesuchenden Frauen sichere Räume zur Verfügung stellen. Entstanden ist das Erlanger Frauenhaus, eine Einrichtung, die jetzt 40-jähriges Bestehen feiert.

Das autonome Erlanger Frauenhaus ist damit eines der ältesten Frauenhäuser in Deutschland und Bayern. Eine der Gründerinnen von damals ist Ursula Heintze, die seit 40 Jahren ebenso immer noch zum Team des Frauenhauses gehört, wie einige ihrer Kolleginnen.

Acht fest angestellte Mitarbeiterinnen kümmern sich in Erlangen um misshandelte Frauen, rund um die Uhr ist Hilfe zu erreichen. Und die ist heute genauso gefragt wie vor 40 Jahren. Das Frauenhaus ist inzwischen mehrmals umgezogen. Am vierten Standort stehen jetzt 625 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, zwölf barrierefreie Zimmer für Familien - für Mütter mit Kindern.

Den Standort des Frauenhauses erfahren aus Sicherheitsgründen nur die Opfer. Sie bekommen hier Hilfe und eine sichere Bleibe. Allerdings muss es eine autonome Entscheidung der Frauen sein. "Sie müssen von sich aus mit uns Kontakt aufnehmen", sagt Ursula Heintze. Das können sie telefonisch unter 09131/25872, oder über die Beratungsstelle "Oase" in der Straße Gerberei 4 nahe dem Großparkplatz.

Wenn sich Frauen melden, wird ihnen geholfen. Gibt es im Erlanger Frauenhaus freie Plätze, werden sie und auch die Kinder aufgenommen. Ist die Erlanger Einrichtung voll, werden die Hilfesuchenden an andere Frauenhäuser vermittelt.

40 bis 50 Frauen suchen jedes Jahr im Erlanger Frauenhaus Schutz und Hilfe. Etwa die Hälfte davon kommt aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt. "Wir haben Frauen als allen gesellschaftlichen Schichten", sagt Heintze. Auch die Professorin kann dabei sein, die vor ihrem gewalttätigen Mann fliehen muss. "Gewalt gibt es in jeder dritten Ehe", sagt Heintze und beruft sich auf Studien, die zu diesem Ergebnis gekommen sind.

Zur Gewalt, unter der die Frauen leiden, zählen aber nicht nur Schläge. Neben der körperlichen Gewalt helfen die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses auch, wenn es um sexuelle, psychische oder auch finanzielle Gewalt geht.

Ausstellung in Höchstadt

40 Jahre Frauenhaus

Das autonome Frauenhaus Erlangen/Erlangen-Höchstadt zeigt in Bildern, Texten und Installationen den Weg und den Kampf des Frauenhauses gegen Gewalt an Frauen und ihren Kindern.

Eröffnung

Die Ausstellung in der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt wird am Donnerstag, 12. September, um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 11. Oktober zu sehen. ad