Weil der Regen rechtzeitig aufgehört hatte, genossen rund 200 Zuhörer das erste Höchstadter Kultur-Picknick.
Das Ambiente war traumhaft. Die Stimmung nahezu andächtig. Die Besucher lauschten fasziniert und vollkommen still den musikalischen Genüssen. Als dann noch ein zauberhaftes Abendrot den westlichen Horizont rosarot anhauchte, hatte das Kultur-Picknick im Freibad seinen Namen tatsächlich verdient: "Sundowner" hatten die Initiatorinnen Susanne Bayer und Nadja Müller als Titel über die Veranstaltung geschrieben.
Höchstadt ist damit um eine Attraktion reicher. Das Freibad als "tolle Location" (O-Ton Susanne Bayer) bot alles, was zu so einer Veranstaltung notwendig ist. Hatten doch die beiden Ideengeberinnen auch dafür gesorgt, ihren Besuchern allerlei Leckeres anbieten zu können. Bratwürste vom Grill zum Beispiel, die von einer örtlichen Metzgerei angeboten wurden. An Nadjas "Bar" gab es Champagner, aber auch "Spuren im Sand", eine feinherbe Weißwein-Cuvée aus dem unterfränkischen Volkach. Wer Lust dazu hatte, konnte sich aber auch auf einen "Bombay Saphire" oder einen handfesten "Russian"-Cocktail einlassen.
Großes Bedürfnis nach Kultur
Am Ende des Abends schienen Nadja Müller und Susanne Bayer jedoch "total happy". Alles hatte geklappt und von oben war es trocken geblieben, auch wenn es bis kurz vor Beginn eine Zitterpartie war. "Von unten" waren Plastikplanen auf dem Rasen ausgelegt, damit die mitgebrachten Decken nicht feucht wurden. Den "Dämmerschoppen zum Sonnenuntergang" mit niveauvollen Darbietungen wollten sich viele Musikfreunde nicht entgehen lassen. Die Veranstaltung war schnell ausverkauft, denn mehr als 200 Personen konnten coronabedingt nicht zugelassen werden. Und auch sie mussten beim Betreten Mundschutz tragen und sich registrieren lassen. Dabei sind die Einwohner Höchstadts verwöhnt und lechzen offensichtlich auch in Pandemiezeiten nach kulturellen Angeboten. Wie sagte doch Dritter Bürgermeister Axel Rogner (JL) bei der Begrüßung: "Höchstadt ist die Kultur-Hauptstadt im Landkreis. Wir haben auch das schönste Kulturzentrum."
Tatsächlich muss - wie Kulturmanagerin Susanne Bayer meinte - in der Krise ein Vakuum entstanden sein, das es jetzt zu füllen gelte. "Endlich wieder Kultur in Höchstadt", seufzte denn auch erleichtert Georg Schlee, der musikalische Leiter von "Quindici". Das dem Namen nach fünfzehnköpfige Höchstadter Vokalensemble trat dieses Mal mit nur zwölf Sängerinnen und Sängern vor sein Publikum.
Der Spaß an Musik und Gesang, auf den sie in der Krise lange warten mussten, ließ sich bei jedem einzelnen Chormitglied von den Lippen ablesen. Aus seinem vielseitigen Repertoire hatte das Höchstadter Ensemble Lieblingsstücke wie "The longest Time" oder das sehr rhythmische "Mamma mia" ausgewählt. Viele der Arrangements hatte Chorleiter Schlee, Musiklehrer am Höchstadter Gymnasium, selbst geschrieben.
Auch Manfred Meier, der bekannte Chorleiter und Komponist aus Heßdorf, war mit seiner Frau Emilie, der ehemaligen Vorsitzenden der Sängergruppe Höchstadt, unter den Besuchern. Im Gespräch mit dem FT lobte Meier die "entspannte Atmosphäre, die Qualität und den ganz eigenen Charakter" der musikalischen Darbietungen. Dies sei umso höher zu bewerten, als sich Musik "im Freien oft verliert". Emilie Meier fand das Gelände "einfach traumhaft". Besonders dankbar müsse man den beiden Initiatorinnen sein, "die das Ganze in die Hand genommen haben", sagte sie.
Musik aus dem Salon
Den musikalischen Auftakt zum Kultur-Picknick hatte das Ensemble "KlassikSalon" übernommen. Unter der Leitung von Klaus-Dieter Stolper am Klavier präsentierten Claudia Schulten-Kuth (Flöte), Gesa Kessler (Violine) und Thomas Förtsch (Posaune) musikalische Werke, wie man sie in den "Salons" des 19. Jahrhunderts gerne hörte. Neben einigen weniger bekannten Kompositionen wurden dem Publikum auch Stücke aus der Feder von Händel und Dvorak nahe gebracht. Mindestens einmal wechselte Stolper jedoch das Jahrhundert mit einem bekannten Song aus der Dreigroschenoper. Die Zuhörer dankten den Musikern mit lang anhaltendem Beifall.