Der Bund Naturschutz verbucht den sparsameren Einsatz von Diflubenzuron an der Autobahn 3 gegen den Eichenprozessionsspinner als Erfolg für sich. Die Autobahndirektion Nordbayern sieht das allerdings anders.
Eigentlich sehen sie ja ganz knuffig aus, die kleinen, flauschigen Raupen des Eichenprozessionsspinners - doch ihre Härchen können beim Menschen, wenn sie mit der Haut in Berührung kommen, heftige Ausschläge mit Juckreiz verursachen. Deshalb werden die Nester der Tiere seit Jahren entfernt, unter anderem mit dem Gift Diflubenzuron. Dieses Biozid soll laut Bund Naturschutz (BN) auch für Menschen schädlich sein.
Seit zwei Jahren setzt sich die Organisation auch im Raum Höchstadt dafür ein, auf das großflächige Spritzen des Giftes zu verzichten - "mit Erfolg", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN, am Dienstag bei einem Pressegespräch.
Ein gefahrloses Picknick Für die Präsentation der Ergebnisse dieses Engagements hatte sich der BN etwas besonderes ausgedacht: Auf einem Autobahnparkplatz an der A 3 traf man sich zu einem Picknick unter Eichen, die jahrelang mit Diflubenzuron gespritzt wurden. "Jetzt kann man hier allerdings wieder gefahrlos eine Rast einlegen", sagt Tom Konopka, Regionalreferent des BN.
Dass in diesem Jahr weniger Diflubenzuron eingesetzt werden soll, verbucht Mergner als Erfolg für den BN und sieht es als Schuldeingeständnis der Autobahndirektion Nordbayern. "Es hat uns zwei Jahre harte Arbeit gekostet. Man kann sagen, dass wir von den Behörden im Stich gelassen wurden", sagt Mergner.
Doch jetzt gebe es an den entsprechenden Stellen ein Einsehen.
Für Mergner und Konopka liegen die Probleme vor allem hier, in der Nähe der Autobahn: "Obwohl keine Zahlen darüber vorlagen, wie viele Menschen betroffen waren, wurde entlang der Autobahn auf rund 500 Kilometern großflächig gespritzt", sagt Konopka. "Und das, ohne vorher den Bereich zu sperren oder die Autofahrer zu warnen." Eigentlich dürfe ein mit Diflubenzuron behandeltes Gebiet 24 Stunden gar nicht und weitere 24 Stunden nur im Schutzanzug betreten werden.
Alle Vorwürfe wurden zurückgewiesen Marion Kneißl, Pressesprecherin der Autobahndirektion Nordbayern, weist die Vorwürfe zurück. Von einem Schuldeingeständnis könne keine Rede sein. "Der BN hatte uns angezeigt und ein Gericht hat die Vorwürfe geprüft.
Sie wurden alle als nicht stichhaltig zurückgewiesen." Auch den Vorwurf, man habe die betroffenen Stellen nicht abgesperrt, lässt sich Kneißl nicht gefallen. Man habe immer mit einem Flatterband die Bereiche eingegrenzt, damit keine Fußgänger dorthin kommen. "Wir haben alles richtig gemacht", sagt Kneißl.
"In diesem Jahr haben wir uns bereits vor Ostern die betroffenen Gebiete angesehen und festgestellt, dass die Entwicklung rückläufig ist." Fünf Rastanlagen werden laut Kneißl noch geprüft. Ob und in welchem Maß gespritzt wird, hänge davon ab, wie stark der Befall mit Raupen ist.
"Nachdem in diesem Jahr mit weniger Befall zu rechnen ist, müssen wir voraussichtlich auch weniger spritzen", erklärt Kneißl. Dies sei aber kein Verdienst des BN. Auf Tank- und Rastanlagen sei auch bisher nur das weniger schädliche Gift "Neem Protect" zum Einsatz gekommen.
Die mechanische Entfernung der Nester allein, wie sie der Bund Naturschutz fordert, sei nicht möglich. "Sie müssen sich das so vorstellen: Wir müssten dann Leute hinschicken, die die Tiere einzeln abklauben."
Vorgeschriebene Menge reduziert Peter Pröbstle, Leiter der unteren Forstbehörde, sieht den Einsatz von Diflubenzuron weniger problematisch. "Es wirkt relativ selektiv und trifft nur die Raupen, die in der Baumkrone fressen", erklärt er. Auch beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kam Diflubenzuron zur Bekämpfung der Raupen des Eichenprozessionsspinners zum Einsatz. Allerdings, so Pröbstle, habe man die vorgeschriebene Menge für den Einsatz im Wald auf ein Sechstel reduziert.
In diesem Jahr, sagt Pröbstle, seien die Bedingungen für die Raupen des Eichenprozessionsspinners eher ungünstig. "Es ist ein deutlicher Rückgang zu erwarten." Deshalb wolle man auch ganz auf Bekämpfung verzichten. Trotz der Meinungsverschiedenheiten sei die Zusammenarbeit mit dem BN gut, betont Pröbstle. "Wir haben auch vor dem Spritzen immer die betroffenen Gebiete mit dem BN besprochen."