Hartz-IV-Empfängerin blockiert Wohnung in Krausenbechhofen

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Krisensitzung: von links Lisa Mebert, ihr Vater Gerhard sowie ihr Mann Matthias und die Mieterin Maria März.Foto: Peter Groscurth
Krisensitzung: von links Lisa Mebert, ihr Vater Gerhard sowie ihr Mann Matthias und die Mieterin Maria März.Foto: Peter Groscurth

Eine junge Familie möchte in Krausenbechhofen ins Haus des Vaters einziehen. Doch da wohnt noch eine Hartz-IV-Empfängerin. Die berichtet, wie schwer es für sie ist, eine neue Bleibe zu finden.

Für Lisa und Matthias Mebert geht Ende Dezember ihr größter Wunsch in Erfüllung. Dann nämlich kommt ihr Sohn zur Welt. Beide sind glücklich, dass sie Eltern werden. Gerade ist die 25-jährige Lisa auch mit ihrem Studium fertig geworden. Sie möchte von Hildesheim zurück nach Franken ziehen, um im Betrieb ihres Vaters Gerhard mitzuarbeiten.

Der Plan: Die Eheleute wollten in die schöne Dachgeschoss-Wohnung in einem Haus des Vaters in Krausenbechhofen ziehen. "Dann wäre unser Glück wirklich perfekt", meint Lisa Mebert. Wenn es nur dieses verdammte Wort wäre nicht geben würde ... . Denn der Umzug in das Haus, das gegenüber dem Anwesen der Eltern liegt, scheint in unerreichbarer Ferne zu liegen.

In der 95 Wunsch-Quadratmeter großen Wohnung lebt Mieterin Maria März (50). Die 435 Euro für die Warmmiete überweist das Jobcenter Erlangen-Höchstadt. Obwohl sie die Kündigung wegen Eigenbedarfs ihres Vermieters erhalten hat, zieht sie aber nicht aus. "Ich beziehe Hartz IV und finde einfach keine andere Bleibe", sagt sie. Und sieht sich im Recht.


Gemeinsame Lösung

Eine Räumungsklage muss sie nicht fürchten. Dieser Schritt ist die letzte Alternative für die werdenden Eltern Mebert. "Dieses Verfahren können wir uns nicht leisten", erzählt Matthias Mebert. Bis zu 15 000 Euro könnte der Rechtsstreit samt Anwaltshonorar kosten - zu viel Geld, zumal das Paar den Umzug nach Franken stemmen muss. Im Büro von Gerhard Mebert sitzen nun alle Beteiligten zusammen, wollen gemeinsam eine Lösung finden.

Mieterin März weist jede Schuld an der verfahrenen Lage von sich. "Ich habe Stress mit den Behörden. Manchmal denke ich, dass ich gegen Windmühlen kämpfe", beteuert sie. Früher war sie selbstständig, arbeitete im Außendienst, doch nun steht sie ohne Perspektive da, lebt vom Hartz-IV-Regelsatz. "Gesundheitliche Probleme plagen mich, ich leide unter Schlafstörungen", gesteht Maria März. Einen Job könne sie daher nur in den Nachmittagsstunden machen, meint sie. Dabei sei sie seit Monaten auf der Suche nach einer neuen Wohnung, erzählt sie ihrem Vermieter gegenüber.

Genau da liegt ihr Problem: "Ich kann aber selber nicht umziehen, dazu brauche ich Hilfe, und die kostet. Ich kann eben keine Möbel schleppen oder eine Küche ausbauen. Dazu benötige ich erst eine Zusage des Jobcenters. Doch die Mitarbeiter dort gaben mit nur eine Liste, was ich bei einem Umzug beachten muss."

Die arbeitslose Mieterin zeigt einen dicken roten Ordner. Darin hat sie den gesamten Schriftverkehr mit dem Jobcenter und auch ihre Bittbriefe an Landrat Alexander Tritthart (CSU) abgeheftet. Geholfen hat das alles nichts. "Ich bekomme immer nur Standard-Aussagen zurück. Und bei der Suche nach einer neuen Wohnung geht auch nichts voran", so März. Sie darf nämlich streng genommen gar keinen Mietvertrag auf eigene Faust unterschreiben, denn sonst könne es sein, dass die Behörde ihre Miete nicht mehr zahlt. Erst müsste alles geprüft und genehmigt werden. Doch das dauert - und günstige Wohnungen sind rar und daher auch schnell anderweitig vermietet.

Gerhard Mebert schnauft durch, gibt seiner Mieterin einen Rat: "Sie müssen halt auch einmal etwas riskieren, sich eine neue Bleibe suchen und das Jobcenter dann nachträglich damit konfrontieren." Seine Tochter ist verzweifelt: "Ich habe keine Ahnung, wie das alles funktionieren soll, wo ich bald wohnen soll."


Gemeinsame Bemühungen

Der Mann der Tochter tut alles dafür, dass Maria März so bald wie möglich ausziehen kann. Er sucht für sie sogar im Internet nach Angeboten, legt ihr die Ausdrucke in den Briefkasten. Vielleicht zeichnet sich ja ein Erfolg ab. "Ich werde mir die eine Wohnung in Höchstadt aus ihren Angeboten ansehen", verspricht die Harzt-IV-Empfängerin.


Kleiner Hoffnungsschimmer

Für die schwangere Lisa Mebert ein kleiner Hoffnungsschimmer. Ihr Vater tritt bei dem Treffen auf die Euphoriebremse. Schließlich müsse die Wohnung vor dem Einzug seiner Tochter noch hergerichtet werden. "Versuchen sie einmal, zur Zeit Handwerker zu bekommen", gibt er zu bedenken.

Hilfe von der Politik erwartet der Bau-Ingenieur nur bedingt: "Die hören doch nur zu, wenn Wahlen sind. Dann geben sie sich bürgerfreundlich. Nun lassen uns die Verantwortlichen im Stich." Maria März hat genug von der Hängepartie: "Ich werde zum Landrat gehen. Ich will doch auch ausziehen und die junge Familie braucht Hilfe." Und vor allem ein Zuhause - doch wie lange müssen die Meberts darauf noch warten? Nicht allzu lange, glaubt man Nobert Ratzke, dem Geschäftsführer des Jobcenters Erlangen-Höchstadt. Er erklärt auf Anfrage dieser Zeitung: "In diesem konkreten Fall darf ich aus datenschutzrechtlichen Gründen zwar nicht ins Detail gehen, aber wir haben als Jobcenter laut Sozialgesetzbuch II die gesetzliche Verpflichtung, dass wir unseren Leistungsempfängern die Kosten für deren Unterkunft zahlen müssen - sofern die Mieten bestimmte Grenzen nicht übersteigen."

Für den Geschäftsführer ist wichtig, dass Hartz-IV-Empfängern schnell geholfen werde. "Wenn sie auf der Suche nach einer neuen Wohnung sind, und sie die Höchstgrenzen für Miete und Heizung einhalten, könnten sie schon bei der Besichtigung einen Mietvertrag unterzeichnen", ergänzt Ratzke. Wenn es allerdings Unsicherheiten gebe, würden die Mitarbeiter des Jobcenters innerhalb eines Tages helfen.

Vielleicht wird der Traum von Lisa Mebert ja doch noch wahr - das Weihnachtsfest in Krausen bechhofen. In der eigenen Wohnung - zusammen mit dem kleinen Söhnchen.