Am Samstag vor fünf Jahren brachen für Raucher in Bayern harte Zeiten an. Viele haben sich mittlerweile daran gewöhnt, ihre Zigarette draußen rauchen zu müssen. Für Wirte in Höchstadt und Umgebung änderte das Rauchverbot aber erst einmal alles.
Dichter Qualm über den Biertischen. Der Boden voller Kippenstümmel. In der Hand schon der nächste Glimmstängel. Ein ganz normaler Kirchweih-Abend in Höchstadt. Zumindest noch vor ein paar Jahren.
Doch salonfähig ist Rauchen schon lange nicht mehr. Mit dem 4. Juli 2010 brachen für die Raucher in Bayern harte Zeiten an. Sie wurden nach draußen geschickt. Als erstes Bundesland führte der Freistaat nach einem Volksentscheid ein striktes Rauchverbot in Gaststätten, Diskotheken und Bierzelten ein. "Am Anfang gab es freilich ein paar Mauler, doch jetzt ist das überhaupt kein Thema mehr. Die Raucher haben sich dran gewöhnt. Ihnen bleibt nichts anderes übrig", sagen die Sauers von der Brauerei "Blauer Löwe", die heuer für die Bewirtung im Festzelt auf den Aischwiesen zuständig sind.
Rauchen war selbstverständlich Nicht ganz so locker
sieht Annemarie Rittmayer vom "Jammy's" im Gewerbegebiet Gremsdorf das Rauchverbot: "Das Geschäft, das wir hatten, wurde kaputt gemacht." Vor dem Gesetz war noch durchgehend auf. Auch nachts. Viele kamen nach dem Diskobesuch, nach der Nachtschicht oder direkt von der Autobahn. Tranken noch einen Absacker, ein Feierabendbierchen oder bestellten sich ein Frühstück.
Dazu durfte bei vielen die Zigarette nicht fehlen. "Abends und nachts haben wir am meisten Umsatz gemacht. Wenn die Leute aber jetzt zum Rauchen nach draußen gehen, macht man keinen Umsatz", bedauert die Chefin.
Inzwischen ist nur noch bis 1 Uhr geöffnet. Der Fokus liegt jetzt nicht mehr auf Getränken, sondern auf Essen. "Damit wir überhaupt weitermachen konnten", erzählt Rittmayer. Vieles hat sich ihrer Meinung nach verändert. "Es ist viel von der Gemütlichkeit kaputt gegangen. Aber die alten Zeiten werden nicht mehr kommen.
Man kann die Uhren nicht zurückdrehen", sagt Rittmayer.
Sie hat Verständnis für alle Nichtraucher, sie raucht selbst nicht, doch das Nichtraucherschutzgesetz empfindet sie als Wirtin dennoch als zu bevormundend. "Ich würde mir wünschen, dass man als Gastronom die Wahl hat und selbst entscheiden kann, ob geraucht werden darf oder nicht."
30 Prozent Umsatzverlust Damit spricht sie Manfred Kral, Inhaber der Kneipe "Triangel" in der Großen Bauerngasse Höchstadt, aus der Seele. Das Rauchverbot bedeutete für ihn einen schweren Einschnitt: "30 Prozent Umsatzverlust. Und ich musste eine Vollzeitkraft entlassen. Sonst hätte ich nicht überleben können", ärgert sich Kral heute noch.
Vor allem am Anfang seien Gäste zuhause geblieben und hätten lieber dort ihr Bier zur Zigarette getrunken.
Mittlerweile hätten sich seine Stammgäste daran gewöhnt, vor die Tür gehen zu müssen. "Im Winter ist es aber immer noch schwieriger für mich", sagt Kral, der genauso wie seine Angestellten auch selbst Raucher ist.
Zweimal musste er bereits eine Strafe zahlen, weil Gäste in seinem Lokal geraucht hatten. 400 Euro kostete ihn das insgesamt. Die Höchstadter Polizei hat seit dem Rauchverbot insgesamt kaum Verstöße registriert. "Im letzten Jahr war es bloß ein Lokal in Höchstadt", erinnert sich Gerhard Backert. Konkrete Raucherkontrollen werden nicht durchgeführt.
Beschwerden von Anwohnern über zu laute Raucher vor den einzelnen Gaststätten habe es zwar das ein oder andere Mal gegeben. Zuletzt verlief aber laut Backert alles friedlich.
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Sabina S. Manche Änderungen sind echt ok, zum Beispiel das Rauchverbot am Arbeitsplatz. Ich fühl' mich manchmal als Raucher wie ein Penner oder Krimineller! An jeder Ecke wird man belehrt, wo man rauchen darf! Aber Bier im Zug, kleine Schnäpschen an der Kasse direkt über den Ü-Eiern - da sagt keiner was!!! Zum Kotzen!
Nicole L. Ich finde es ok.
Der Mensch gewöhnt sich schnell an andere Sachen, nur in Kneipen, Bars und Diskotheken finde ich es bescheuert, denn dort riecht man leider nur noch Schweiß und Knoblauch... Als da noch geraucht wurde, stank halt nur alles nach Qualm!
Christian P. Ich finde es gut, aber es ist und bleibt eine (von immer mehr werdenden) staatliche Bevormundung!
Chris L. Ich finde, die Nichtraucher sollen jetzt ein Verbot im Biergarten bekommen. Da sie ja dafür gekämpft haben, dass die Räume rauchfrei sind, sollen sie auch jetzt in die Räume gehen und die Raucher in den Biergärten und sonst wo außen nicht belästigen.
Christine S. Ich finde es super in Restaurants. Es schmeckt gleich besser.
Nicole G. Als ehemalige Raucherin und Mutter finde ich es gut und sehr angenehm, so wie es ist.
Allerdings sollte man den Rauchern, die geblieben sind, auch ihren Raum lassen. Das nennt man Toleranz...
Jürgen H. Die Regelungen schießen zwar zum Teil über das Ziel hinaus. Allerdings sehe ich die Hauptursache hierfür im vorherigen Scheitern einer freiwilligen Lösung an der Intoleranz einiger Raucher.
Thomas S. Also da sind sich sicher alle einig, in Restaurants ist das zu hundert Prozent ok. Aber jede Bar und jeder Kneipier sollte doch auch zu hundert Prozent selbst entscheiden können, ob er rauchende oder nicht-rauchende Gäste haben will! Deshalb finde ich den großen R-Buchstaben an der Tür für Raucher absolut fair und er lässt uns selbstbestimmend handeln. Geh ich da rein oder nicht. Es könnte so einfach sein!