Die Belegschaft wurde bereits vergangene Woche informiert, nun geht die Firma Murk mit der Klarstellung von Insolvenz-Gerüchten an die Öffentlichkeit.
Beim Metzger, beim Bäcker, am Buswartehäuschen: "Hast scho g'hört? Der Murk soll pleite sei!" Gerüchte, einmal in der Welt, verbreiten sich schnell - nicht erst seit Facebook und Konsorten. Und oft haben sie einen wahren Kern. So auch dieses. Das Wachenrother Textil- und Bekleidungsunternehmen steht jedoch keinesfalls vor der Insolvenz, stellten Interim-Manager Dirk Lange und Juniorchef Patrick Murk gestern bei einer Pressekonferenz klar.
Wirtschaftliche Probleme
"Es ist korrekt, dass die Sparte Mens Fashion im vergangenen Jahr wirtschaftliche Probleme hatte. Das Bekleidungshaus aber war zu keiner Zeit davon betroffen", so Dirk Lange. Den in Firmensanierung erfahrenen Chemnitzer hat sich die Familie Murk vor vier Monaten ins Boot geholt, um ihre Probleme mit dem Blick von außen anzugehen. Offenbar mit Erfolg: Reinhold Murk, Geschäftsführer von Mens Fashion, hat mit seinen beiden Söhnen Patrick und Tobias die Firma auf den Kopf gestellt und die Kurve wieder bekommen.
Ein Unternehmen, zwei Firmen
Die Gerüchte sind wahrscheinlich daraus entstanden, dass in der öffentlichen Wahrnehmung "der Murk" vor allem das Bekleidungshaus ist. Nicht viele wissen, dass das Familienunternehmen zwei Firmen beherbergt. Und zwar das Bekleidungshaus (geführt von Georg und Johannes Murk) und Mens Fashion (geführt von Reinhold Murk). Mens Fashion entwickelt Herrenmode, vor allem Trachten, Anzüge und Sakkos, aber auch Shorts und Freizeitmode. Jedes Jahr gibt es eine Frühjahr- und Sommer- sowie eine Herbst- und Winter-Kollektion. Die Kunden, Einzelhändler und mittelständische Unternehmen, sitzen zu 50 Prozent in Deutschland und zu 50 Prozent in anderen europäischen Ländern allen voran Frankreich, Österreich und Italien. Die Stoffe werden aus Indien und Pakistan bezogen, Produktionsstätten gibt es in Albanien, Rumänien, Usbekistan und Mazedonien.
Weniger Einnahmen, mehr Kosten
Die Probleme begannen 2015 als plötzlich ein großer Kunde insolvent ging. "Von 26 Millionen Euro Umsatz in 2015 ging es runter auf nur noch 22 Millionen in 2016", erklärt Dirk Lange. 2017 führte zudem Rumänien - damals das Hauptproduktionsland von Mens Fashion - den Mindestlohn ein, was die Kosten rapide ansteigen ließ. In Wachenroth werden die Kollektionen zwar entwickelt und Muster erstellt. Auch die komplette Logistik läuft über den Standort in der Hauptstraße. Aber produziert wird eben in günstigen Ländern.
"Mode verkauft sich hauptsächlich über den Preis. Wir wollen hohe Qualität bieten, müssen aber auf den Preis achten", so Patrick Murk, zuständig für Einkauf und Logistik. Da die Kollektionen ein Jahr im Voraus bereits verkauft sind - also bevor sie in Produktion gehen -, können Preissteigerungen nicht mehr an Kunden weitergegeben werden. Und Knall auf Fall einen neuen Produktionsstandort für rund 500 000 Hosen und 200 000 Sakkos im Jahr zu finden, ist ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Diese beiden Entwicklungen führten jedenfalls zu tiefroten Zahlen im Jahr 2017.
Externer Berater half
Außerdem verließ der kaufmännische Leiter die Firma, was die Murks schließlich dazu veranlasste, Dirk Lange als Überbrückung anzustellen. "Die Zusammenarbeit hat so gut funktioniert, dass es nun eine Verlängerung gibt", freuen sich beide Seiten. Auch, wenn ein neuer kaufmännischer Leiter inzwischen gefunden ist.
Mit Hilfe von Lange hat die Firma einiges optimiert, schafft es, präziser einzukaufen und darauf zu achten, dass die Produktionskette geschmeidiger läuft. Außerdem wurden Kontakte zu neuen Kunden geknüpft und 80 Prozent der Produktion nach Albanien verlagert. Es wurden auch wieder Reisetechniker eingeführt, die die Produktionsstätten besuchen, die Qualität überprüfen und den Markt im Auge behalten. Sie testen auch weitere Produktionsstandorte. So sind neben Albanien nach wie vor 15 Prozent der Produktion in Rumänien angesiedelt sowie kleinere Einheiten in Usbekistan und Mazedonien. "Am Ende muss die Qualität stimmen, nur billig bringt nichts", betont Murk. Die Firma ist jetzt wieder auf einem guten Weg. "Trotzdem wüsste ich Herrn Lange gerne noch an unserer Seite, bis alles stabil läuft."
Großes Lob für Mitarbeiter
Ein großes Lob haben Lange und Murk für die Mitarbeiter übrig: "Sie mussten uns viel Vertrauen entgegen bringen, manche waren anfangs natürlich skeptisch", so der 28-jährige Juniorchef. Auch Lange schwärmt: "Das beste, was diese Firma hat, sind ihre Mitarbeiter! Sie sind mit großer Begeisterung dabei, bringen selbst Ideen ein oder entwickeln unsere weiter." Dem sei es geschuldet, dass die Zahlen jetzt schon wieder viel besser seien, als bis zu diesem Zeitpunkt erhofft. "2018 wird nun ein Übergangsjahr, ab 2019 stehen wieder Gewinne ins Haus", ist sich der Interim-Manager sicher. Manchmal brauche es einfach kleine Rückschläge, um sich weiterzuentwickeln.
Zahlen zur Murk GmbH & Co. KG
127 Jahre ist die Firma Murk alt. Die beiden Sparten gab es von Anfang an: Während anfangs Kriegsbekleidung hergestellt wurde, baute die Frau des Firmengründers nebenbei einen Bekleidungshandel auf.
70 Mitarbeiter hat Murk Mens Fashion in Wachenroth, das Bekleidungshaus beschäftigt 200 Menschen.