Die FT-Podiumsdiskussion Höchstadt auf den Punkt gebracht

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Aufmerksam lauschen die Zuhörer der Runde, von links: Michael Meister (AfD), Christian Enz (FW), Alexandra Hiersemann (SPD), Christian Bauriedel und Andreas Dorsch (FT-Redakteure), Boulent Ekrem (FDP), Walter Nussel (CSU), Lukas Eitel (Die Linke), Astrid Marschall (Die Grünen). Fotos: Ronald Rinklef
Aufmerksam lauschen die Zuhörer der Runde, von links: Michael Meister (AfD), Christian Enz (FW), Alexandra Hiersemann (SPD), Christian Bauriedel und Andreas Dorsch (FT-Redakteure),   Boulent Ekrem (FDP), Walter Nussel (CSU), Lukas Eitel (Die Linke), Astrid Marschall (Die Grünen). Fotos: Ronald Rinklef
Walter Nussel, CSU
Walter Nussel, CSU
 
Alexandra Hiersemann, SPD
Alexandra Hiersemann, SPD
 
Christian Enz, Freie Wähler
Christian Enz, Freie Wähler
 
Michael Meister, AfD
Michael Meister, AfD
 
Astrid Marschall, Die Grünen
Astrid Marschall, Die Grünen
 
Boulent Ekrem, FDP
Boulent Ekrem, FDP
 
Lukas Eitel, Die Linke
Lukas Eitel, Die Linke
 

Sieben Direktkandidaten für den Landtag nahmen an der Podiumsdiskussion des Fränkischen Tag teil. Das sagten sie zu den wichtigsten Themen.

Walter Nussel (CSU)

Bürokratieabbau: Ich bin in vielen Bereichen Themen angegangen, zum Beispiel Brandschutz oder Pflege. Das muss weitergeführt werden. Wohnungsnot Es gibt eine gewisse Wohnungsnot, aber die Menschen schlafen nicht auf der Straße. Wir brauchen zusätzlichen Wohnraum - nicht nur in den Ballungszentren. Wir müssen mehr dafür tun, Leerstände auf dem Land zu nutzen. Dazu gehört aber auch die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur: Arbeitsplätze, ÖPNV und so weiter. Bildung: Ich stehe zu unserem Schulsystem. Es ist von unten nach oben und von oben nach unten durchlässig. Das Familiengeld soll Eltern die Möglichkeit geben, frei zu entscheiden, wie sie ihr Leben und die Erziehung ihrer Kinder gestalten wollen. Demokratie/Sprachverrohung: Es gab im Wahlkampf schon immer harte Auseinandersetzungen Auch das wird die Demokratie aushalten. Ich persönlich setze auf Anstand und Vernunft allen gewählten Kollegen gegenüber. Asylpolitik: Wir müssen denen Schutz geben, die ihn brauchen. Die, die keinen Schutzstatus bekommen, müssen geordnet wieder zurückgeführt werden. Schlussstatement: Wir wollen ein freies, sicheres, stabiles und starkes Land Bayern im Bund und in Europa bleiben.

Alexandra Hiersemann (SPD)

Regierungsbildung: Ich würde Söder nicht zum Ministerpräsidenten wählen. Schwarz-grün wäre ein interessantes Modell. Wohnungsnot: Wir brauchen nicht mehr, sondern mehr bezahlbare Wohnungen. Wohnraum ist aber zu einem Spekulationsobjekt geworden. Der Markt regelt nicht alles. Bildung: Kitas müssen kostenfrei sein, Erzieher brauchen eine bessere Bezahlung. Wir haben zu wenige Lehrer, an allen Schularten. Eine längere gemeinsame Schulzeit und eine individuellere Förderung sind wichtig. In Sachen Fachkräftemangel müssen wir auch die Potenziale der Flüchtlinge nutzen. Demokratie/Sprachverrohung: Eine verrohte Sprache führt zu verrohtem Denken und umgekehrt. Der Stil des Umgangs mit einander hat sich verändert, aber es ist nicht immer die Politik für alles verantwortlich. Die Menschen müssen auch einstehen für die Demokratie. Wenn wir auf dieser Ebene weiter miteinander sprechen, bedienen wir nur diffuse Ängste - und das ist das Gegenteil von Demokratie. Schlussstatement: Unser Ziel ist ein friedliches und soziales Miteinander, an dem jeder Mensch teilhaben kann.

Christian Enz (FW)

Abgrenzung zur CSU: Wäre die CSU wie früher, würde es die Freien Wähler möglicherweise nicht geben. Wir brauchen einen gemäßigten Kurs, ohne Ideologie, ohne Radikalität. Wir wollen, dass die CSU sich an das ,S' in ihrem Namen erinnert. Wohnungsnot: Das Ziel ist: Eigenheim für möglichst viele. Bildung: Ein dreigliedriges Schulsystem hätte Zukunft. Aber wir haben ein dreistufiges! Die Mittelschule ist im Empfinden der Bevölkerung eine Resterampe. Alle Schularten müssen gleichwertig sein - auch bei der Bezahlung des Personals. Wichtig ist Durchlässigkeit. Kitas sind die Verwaltung eines Mangels: Eltern können es sich nicht mehr leisten, sie zu Hause zu betreuen. Immerhin sollten sie kostenfrei sein. Demokratie: Wir erleben keine Erstarkung der Extreme, sondern Arbeitsverweigerung in der Mitte. Schlussstatement: Ich stehe mit den Freien Wählern dafür, den ländlichen Raum und das Ehrenamt zu stärken. Besonnenheit ist gefragt.

Michael Meister (AfD)

AfD: In der AfD sitzen Leute, die sich für Themen interessieren und in ihrem Leben schon mal was anderes gemacht haben, als Politik. Von Leuten wie Höcke distanziere ich mich. Wenn alle Schlaglichter immer auf diese Personen gerichtet sind, wird das der Partei nicht gerecht. Wohnungsnot: Angebot und Nachfrage regeln den Markt. Auf dem Land stehen Wohnungen leer, weil es zu wenig Arbeitsplätze gibt. Eine besserer ÖPNV und schnelleres Internet würden helfen. Bildung: Eine sozialistische Gleichmache-Politik hilft nicht weiter. Man muss Kinder nach ihren Begabungen fördern, nicht alle aufs Gymnasium zwingen. Wenn wir den Mittelstand austrocknen, ist es vorbei. Asylpolitik: Jeder darf als Tourist hinreisen, wo er möchte, wenn er es selbst bezahlt. Es kämen nicht so viele Menschen ohne Asylgrund, wenn man sie nicht mit Sach- oder Geldleistungen alimentieren würde. Demokratie/Sprachverrohung: Wir haben keine Krise der Demokratie. Man sollte Menschen nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten messen, Politiker insbesondere an ihren Ergebnissen. Kraftausdrücke sind ein Ausdruck der Verzweiflung. Schlussstatement: Wenn Sie mehr Netto vom Brutto wollen, mehr Bayern, weniger Brüssel und gleiche Lebensbedingungen in Stadt und Land, dann wählen Sie die AfD.

Astrid Marschall (Die Grünen)

Regierungsbildung: Ich möchte starke Grüne, die ihre Themen im Landtag besser durchsetzen können. Markus Söder würde ich nicht zum Ministerpräsidenten wählen. Flächenfraß: Wir wollen eine Begrenzung, keinen Stopp. Fläche gibt es nur einmalig. Wohnungsnot: Wir müssen die Flächen innerorts auffüllen. Es sollte Zuschüsse für Leute geben, die alte Liegenschaften sanieren. Bildung: Ich halte viel von einem längeren gemeinsamen Weg. Der Akademisierungswahn ist auch auf den Willen der Eltern zurückzuführen. Das baut viel Druck auf - für Eltern und Schüler. Demokratie/Sprachverrohung: Streit ist wichtig, aber wir müssen uns nicht diese Verrohung reinziehen. Die Gesellschaft ist auch gefordert, Demokratie zu leben. Schlussstatement: Lassen Sie sich nicht einreden, dass alles schlecht ist. Wir leben in einem schönen Land. Das Wir muss mehr im Vordergrund stehen.

Boulent Ekrem (FDP)

Integration: Wir wollen Hilfe für Flüchtlinge leisten. Aber es wird zu viel pauschalisiert: Es besteht ein Unterschied zwischen Asylbewerbern und Bürgern mit Migrationshintergrund. Wohnungsnot: Wir müssen die Bürger entlasten, zum Beispiel die Grunderwerbssteuer abschaffen. ÖPNV: Ich weiß nicht, was ich da antworten soll. Sicher hat die FDP Konzepte. Demokratie: Wenn die AfD eine demokratische Partei ist, warum haben viele Menschen dann Angst vor ihr? Schlussstatement: Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz und Politik, die Menschen nicht spaltet, sondern zusammenbringt.

Lukas Eitel (Die Linke)

Junge Generation: Das Schulsystem ist eines der drängendsten Probleme. Und der ÖPNV, der im ländlichen Raum nicht gut ausgebaut ist. Wohnungsnot: Der Markt funktioniert profitorientiert. Es geht hier aber nicht um Luxus, sondern um ein Menschenrecht. Keine staatliche Einmischung wäre hier falsch. Bildung: Die Linke steht für eine gemeinsame Schule bis zur 8. Klasse. Wir wollen den Frontalunterricht aufbrechen und mehr Lehrer für mehr individuelle Förderung. Es braucht eine kostenlose Kita, höhere Löhne und einen besseren Mindestlohn. Asylpolitik: Bargeld statt Sachleistungen Demokratie: Es ist ganz klar ein Rechtsruck zu spüren - und auch links gibt es Zuwächse. Es ist also eine Spaltung der Gesellschaft da. Wir erleben heute etwas, das massiv Angst macht. Dagegen anzugehen, ist die Aufgabe aller demokratischen Parteien. Schlussstatement: Es wäre ein bedeutendes Signal, wenn es eine Partei im Landtag gäbe, die eine klare, soziale, linke Arbeit macht.