Sie hängen inzwischen in vielen öffentlichen Gebäuden. Trotzdem trauen sich nur wenige, sie im Ernstfall einzusetzen: Defibrillatoren für Ersthelfer.
Ein Mann bricht auf offener Straße zusammen. Herzattacke. Die Passanten - sofern sie überhaupt stehen bleiben - sind ratlos. Was ist jetzt zu tun?
Natürlich: Notruf absetzen. Aber bis ein Krankenwagen vor Ort ist, kann es schon mal zehn Minuten dauern. "Zehn Minuten, die über Leben und Tod entscheiden", macht Bastian Selig vom BRK Höchstadt deutlich. Denn: Beim Herzkammerflimmern oder plötzlichen Herztod, wie so eine "Attacke" medizinisch richtig heißt, sinkt die Überlebenschance des Betroffenen pro Minute um zehn Prozent. Deshalb heißt die Devise: "Falsch machen kann nur der etwas, der nichts tut."
"Man kann nichts falsch machen"
Selig ist unter anderem Ausbilder beim BRK und unterweist einmal im Monat Laien in Erster Hilfe - auch im Umgang mit den sogenannten "Automatischen Externen Defibrillatoren" (AED). "Viele Leute haben Respekt vor diesen Geräten, weil sie Angst haben, sie könnten sie falsch anwenden." Das sei jedoch schlicht nicht möglich, nicht einmal mutwillig. "Der erste Grundsatz lautet: Wer sich nicht wehrt, braucht eine Wiederbelebung", erklärt Selig. Ist der Mensch nicht ansprechbar und atmet nicht normal, kann, darf und soll ein AED eingesetzt werden. "Wichtig ist, das Gerät in die Hand zu nehmen und einzuschalten." Was sich so banal anhört ist schon die halbe Miete. Denn die "Laien-Defis" fangen sofort an, den Ersthelfer zu führen: Wie werden die Elektroden aufgeklebt? Stimmt der Kontakt? Kann das Gerät etwas messen? Ist ein elektrischer Schock nötig? All das gibt das Gerät vor. "Der Defi reagiert auf die Situation. Bewegt sich der Patient oder ist ein Dritter mit ihm in Berührung, bricht er ab und gibt Rückmeldung."
Auch der Schock muss in der Regel nicht per Hand ausgelöst werden. "Da ist bei den meisten Menschen die Hemmschwelle zu hoch." Ist ein Schock nötig, übernimmt das Gerät das in Eigenregie - und es sagt auch, dass kein Schock nötig ist, wenn das Herz doch normal schlägt oder aber ein Herzstillstand vorliegt. "Das wird über elektrische Impulse gesteuert. Sendet der Muskel keine Impulse, kann der Defi auch nichts machen."
Ist kein Schock nötig, heißt das aber nicht, dass es vorbei ist für den Patienten. "Man sollte immer mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung fortfahren - aber auch das empfiehlt einem das Gerät", erklärt Selig. So gesehen ist der AED nicht nur ein medizinisches Gerät, sondern eine Stütze, die den Ersthelfer durch die Situation führt. "Er erinnert sogar daran, einen Notruf abzusetzen - ein sehr schlaues Gerät", meint Selig augenzwinkernd.
Niemand muss also Angst davor haben, einen AED zu benutzen. Denn er arbeitet vollkommen autonom, der Helfer muss keine Entscheidungen treffen - außer der, zu helfen.
Wissenswertes rund um Erste Hilfe und automatische Defibrillatoren Kammerflimmern Im Ruhezustand schlägt ein erwachsenes menschliches Herz 60 bis 80 Mal pro Minute. Beim Herzkammerflimmern kommt es auf 200 bis 300 Schläge pro Minute. Das ist zu wenig für den Herzmuskel, um sich mit Blut zu füllen und es durch den Körper zu pumpen. So kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung im Gehirn.