Daniel Lustig und Jens Wallner aus Etzelskirchen sind seit wenigen Tagen eingetragene Lebenspartner. Eine Ehe bleibt ihnen verwährt. Doch das Ja der Iren zur Gleichstellung hat die Diskussion auch hierzulande neu entfacht.
Dass sie einmal heiraten wollten, stand für Jens Wallner (42) und Daniel Lustig (44) gar nicht zur Debatte. Auch wenn am Anfang kein Antrag im klassischen Sinn stand. Den entscheidenden Anstoß gab vielmehr ein Sparkassen-Mitarbeiter, der sie wegen ihres Haus-Kaufs in Etzelskirchen beraten hatte. Seit dem 22. Mai diesen Jahres sind sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft. Keine Ehepartner. Das ist Homosexuellen vorenthalten.
Das Gesetz unterscheidet. Noch. Denn das klare Ja der Iren zur gleichwertigen Ehe für Hetero- und Homosexuelle hat auch hierzulande eine neue Diskussion über die Gleichstellung entfacht. "Ich versteh' nicht, wo die Gefahr liegt? Was verändert sich? Ich seh' da eher eine Entspannung", findet der Höchstadter Daniel Lustig.
Kennengelernt haben die beiden sich 2008 im Internet. Sie haben sich getroffen, waren sich sympathisch, verloren sich aber trotzdem erst einmal wieder aus den Augen. Erst bei einem zweiten Date vor zwei Jahren hat es gefunkt. Und dann aber richtig. Seitdem sind sie ein Paar.
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Getraut wurden Lustig und Wallner vom Standesbeamten Marco Maiwald im kleinen Kreis im Schlossgewölbe.Noch am selben Abend verabschiedeten sie sich in amerikanischer Manier in die Flitterwochen an den Gardasee. Fünf Lebenspartnerschaften gleichgeschlechtlicher Partner wurden in den letzten Jahren in Höchstadt geschlossen. Sowohl Männer als auch Frauen. "Es ist aber schon noch eher die Seltenheit. Letztes Jahr gab es gar keine", erklärt Maiwald.
Vom Ablauf unterscheidet sich die Begründung einer Lebenspartnerschaft von der einer Ehe nicht. Und für Maiwald macht das ohnehin keinen Unterschied: "Ob Männlein oder Weiblein, Hauptsache die Leute lieben sich, die vor mir sitzen", sagt er.
Genauso sieht das auch Wolfgang Schuhmacher, evangelischer Pfarrer in Uehlfeld. Er lebt gemeinsam mit seinem Mann Peter im Pfarrhaus. Seit Februar 2014 sind sie standesamtlich verpartnert, zwei Monate später ließen sie sich kirchlich in der evangelischen Kirche von Hessen und Nassau trauen. "Ich bin sehr für eine Gleichstellung. Ich ärgere mich mit jedem Tag mehr, dass sie noch nicht umgesetzt ist", sagt Schuhmacher. Das Rechtsgut der Ehe bleibe schließlich auch dann mit all seinen Werten bestehen. Die jetzige Rechtslage empfindet der Pfarrer dagegen als eine Form der Diskriminierung: "Im Grundgesetz steht, dass alle Menschen gleich sind. Die Ehe ist ein wichtiges Gut, bei dem aber auch gleichgeschlechtliche Paare Verantwortung übernehmen und Verlässlichkeit zeigen. Das muss vom Recht wertgeschätzt werden", betont Schuhmacher.
Traditionelles Familienbild
Auch für den evangelischen Pfarrer in Höchstadt, Hans-Friedrich Schäfer, ist eine Gleichstellung aus theologischer Sicht absolut zu verantworten: "Ich weiß gar nicht, was dagegen sprechen sollte? Wenn eine Partnerschaft auf Treue und Ehrlichkeit basiert, dann ist das Geschlecht egal", findet er.
Eine Gleichstellung bedeutet für den katholischen Dekan Kilian Kemmer dagegen eine Herabwertung der Ehe. "Die Heilige Schrift geht von einer Ehe eines Mannes und einer Frau aus. Daneben gibt es erstmal nichts. Wir können nicht etwas für gut heißen, das für uns nicht existiert", sagt Kemmer. Man könne ihm zufolge nicht Ungleiches durch Gleichbehandlung gleich machen."
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Doch genauso ist er überzeugt: Gäbe es auch hierzulande ein Votum wie das in Irland, "würde das mit Sicherheit durchgehen". Dennoch dürfe das traditionelle Familienbild, das ohnehin ins Wanken geraten sei, nicht aus den Augen verloren werden. "Bei einer Gleichstellung wird unsere Gesellschaft nicht größer werden, das demographische Problem wird nicht gelöst", sagt Kemmer. Von Seiten der katholischen Kirche wird es ihm zufolge jedenfalls keine Diskriminierung von Homosexualität geben: "Menschen, die in einer solchen Partnerschaft leben, sollen sich natürlich in der Kirche zuhause fühlen", betont Kemmer.
Daniel Lustig war katholisch, ist aber vor ein paar Jahren aus der Kirche ausgetreten. Er fühlte sich als Homosexueller nicht mehr erwünscht. "Wir werden oft als schräge Subkultur gesehen. Immer Party, immer schrill, als wären alle ein bisschen durchgeknallt", ärgert sich sein Partner Jens Wallner."Dabei haben wir gerade erst einen Kachelofen gekauft. Konservativer geht's ja wohl nicht", lacht Lustig.
Die beiden glauben jedenfalls an eine gleichwertige Ehe für Hetero- und Homosexuelle. "Spätestens bei der nächsten Regierung mit der SPD, den Grünen oder der FDP. Dann wird es nur noch eine Frage der Zeit sein."
Gesetz Am 1. August 2001 trat das Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft. Erstmals konnten gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland eine rechtlich anerkannte Verbindung eingehen. Das Verfahren der Lebenspartnerschaft ist inzwischen vollständig dem der Eheschließung angeglichen. Lebenspartner sind in allen wesentlichen Bereichen mit Ehegatten gleichgestellt. Das betrifft vor allem die Kranken- und Pflegeversicherung und die Rentenversicherung.
Adoption Ausgenommen ist dabei die gemeinschaftliche Adoption. Gleichgeschlechtliche Lebenspartner dürfen Kinder nicht gemeinschaftlich adoptieren. Aber es ist ihnen erlaubt, Kinder nacheinender zu adoptieren.