Die Themen Erdogan und AfD bestimmten den Wahlkampfauftritt von Cem Özdemir in Röttenbach.
Mit diesem Zuspruch hatten die Landkreis-Grünen nicht gerechnet: Zum Besuch von Cem Özdemir war die große Stube im Röttenbacher Hotel Krebs schon eine Viertelstunde vor Beginn überfüllt. Das Publikum war bunt gemischt, nicht nur altersmäßig. So waren Interessierte aus Oberfranken oder Nürnberg angereist und neben ohnehin "grün eingefärbten" Bürgern durchaus auch politisch anders orientierte anwesend.
Charismatisch und rhetorisch gut
Zunächst stellte sich Astrid Marschall als Direktkandidatin für den Landtag vor. Dann übernahm Özdemir - und hatte mit einem charismatischen, rhetorisch einwandfreien Auftritt sein Publikum sofort im Griff: Hier eine kleine Schmeichelei, dort eine Anekdote aus der großen Politik, wobei er nie vergaß, zu betonen, wofür er selber steht und eintritt. So lenkte er - ganz Berufspolitiker - die Aufmerksamkeit der Anwesenden gleich zu Beginn auf das Thema Türkei und Erdogan und erntete prompt auch Fragen dazu. "Angst als eine Art der Staatsform, wie sie dort herrscht, darf bei uns nicht passieren!", konstatierte er.
Der Weg von dort war nicht weit zur AfD, bei der er betont zwischen Funktionären und Wählern unterschied: Die einen sind nicht alle rechtsgerichtet, sondern zum großen Teil einfach mit der aktuellen Politik unzufrieden.
Ganz anders sieht er die, die sich in einer inzwischen rechtsgerichteten Partei engagieren. Sie sind für ihn keine demokratischen Mitbewerber und somit nicht koalitionsfähig. "Bitte, liebe Union, steht zu euren Grundwerten!", rief er seine schwarzen Kollegen auf, nicht mal an so eine Koalition zu denken.
Dieser Auftritt dürfte für den Bundespolitiker zu einem der angenehmen gehört haben - mit ihm wohlgesonnenen Zuhörern und viel Applaus.
