Innenminister Herrmann hat für Erlangen eine Einhausung für die Autobahn ins Spiel gebracht.
Geschenke erhalten die Freundschaft. Das hat sich wohl auch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gedacht, als der bekennende Erlanger eine "Einhausung" über den Frankenschnellweg in seiner Heimatstadt ins Spiel gebracht hat. Seitdem sind in der Unistadt viele aus dem Häuschen.
Im Stadtrat war man begeistert, dass ausgerechnet der Verkehrsminister praktisch von selbst auf die Idee mit der Überdachung über der A73 rund um den Erlanger Stadtteil Bruck gekommen ist. "Die Kunde hören wir gern", sagte SPD-Stadträtin Felicitas Traub-Eichhorn und lobte den Herrmann-Plan als "städteplanerisch super". Von einem "Deckel über der Autobahn" träumen sie rund um den Hugenottenplatz schon seit viel Jahrzehnten.
Regelrechte Euphorie
Mit einer Einhausung, so die Vorstellung, würden die Autos praktisch von der Bildfläche verschwinden. Die Teerdecke über dem Frankenschnellweg könnte nicht nur als "Lärmstöpsel" sondern auch als "grüne Brücke" fungieren. Die "zerschnittene Stadt", so die Hoffnung, könnte wieder zusammenwachsen. Diese Vorstellung von einer genauso rosigen wie ruhigeren Zukunft soll die Stadträte in
Erlangen regelrecht in Euphorie versetzt haben.
Dabei hatte doch der Innenminister selbst gemahnt, als er eine Einhausung bei einer Veranstaltung zum Lärmschutz an der Autobahn in Erlangen ins Spiel brachte, dass eine Realisierung der Vision "aufwendig und schwierig" sei und "nicht unerhebliche Kosten bei der Stadt hängen bleiben" würden.
In der Stadt will man solch mahnende Worte wohl am liebsten geflissentlich überhören. Von einem Fuß in der Tür ist im Rathaus bereits die Rede. Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) soll relativierend von einem "Zeh in der Tür" gesprochen haben. Mit dem will er offensichtlich aber trotzdem kräftig wackeln, damit der Autobahn-Deckel irgendwann Wirklichkeit wird.
Mittlerweile wurde sogar eine Lenkungsgruppe gebildet, der unter anderem der Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, Reinhard Pirner, Oberbürgermeister Florian Janik, Umweltbürgermeisterin Susanne Lender-Cassens (Grüne) sowie der städtische Bau- und Planungsreferent Josef Weber angehören.
Die Arbeitsgruppe scheint sich darauf geeinigt zu haben, in größeren Dimensionen denken zu wollen. Neben Bruck sollen "weitere Bereiche im nördlichen Gebiet" der Stadt Erlangen mit einem Lärmschutz-Deckel beruhigt werden. "Unser Ziel ist es, das gesamte Stadtgebiet entlang der A 73 in den Blick zu nehmen", sagte Janik nach einem ersten Arbeitstreffen. Der Oberbürgermeister zeigte sich "optimistisch", dass bis Ende des Jahres erste Ergebnisse vorliegen würden. "Dankbar" sei Janik dem Innenminister dafür, dass "er diesen wichtigen Impuls" für die Stadt gesetzt habe.
Hoffen auf den Freistaat
Wer die Vision am Ende bezahlen soll, darauf hat der Baureferent bereits einen sachdienlichen Hinweis gegeben. "Als Stadt könnten wir eine solche Maßnahme finanziell nicht stemmen, deshalb ist das Engagement des Freistaats so wichtig für uns", sagte Josef Weber nach dem ersten Treffen der Lenkungsgruppe vielsagend, der auch der Ideengeber und Staatsminister des Inneren, für Bau und Verkehr, Joachim Herrmann, "bei Bedarf" angehören solle.
Wie teuer ein Lärmschutz-Deckel tatsächlich ist, macht die Autobahndirektion auf Anfrage deutlich. Nicht doppelt, sondern fünf- bis zehnmal so teuer wie herkömmlicher Lärmschutz sei eine Einhausung. Dabei versteht der Experte von der Autobahndirektion unter "herkömmlich" bereits eine offenporige Deckschicht (Flüsterasphalt) sowie eine zehn Meter hohe Lärmschutzwand auf beiden Seiten der Autobahn.
"Schwierige Bedingungen"
In Erlangen seien durch die nahe Bebauung entlang des Frankenschnellweges "schwierige Randbedingungen" gegeben. Ferner führt der Fachmann auf Anfrage weiter aus, dass eine Einhausung in Höhe von Erlangen-Bruck "in erster Linie städtebaulichen Belangen" dienen würde.
Dies sei bei der Suche nach den Finanzierungsmöglichkeiten zu berücksichtigen, sagt der Experte und weist damit indirekt auf die Regierung von Mittelfranken, die Fördermittel für den Städtebau federführend vergibt. Ob diese allerdings in der nötigen Dimension fließen werden, ist fraglich.
Wie wäre es damit, die A73 lieber um Erlangen herum zu bauen (ähnlich einer Ortsumgehung)? Dann muss sich niemand mehr durch die kleine Stadt mit 80 km/h quälen...
In Oberbayern und München stellt die Frage nach den Finanzen niemand. Nur wir leidgeprüften Franken machen uns um solche Dinge Sorgen. Man könnte dazu einmal die Wahl 2018 als Druckmittel benutzen. Denn die Wohltäter aus München werden dann wieder massiv auftauchen und Wahlgeschenke für Franken anbieten. Nach der Wahl gibt es dann sowieso nichts mehr.
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Ach weh, was sind die Franken doch für arme Opfer! So ungerecht alles, so schlimm! Ausgemergelte Kinder betteln auf den fränkischen Lehmstraßen, keiner hat Arbeit. Der liebe Gott hat die Franken 1803 verlassen, und es bleibt im Grunde nur der Freitod. Aber in Altbayern kriegen alle Armani und BMW von der Regierung geschenkt, die Wiesen und die Maiden sind blühend.
Mann, sind Sie schon mal dort gewesen? Haben Sie z.B. die Straßen im Speckgürtel von München gesehen?