Lore und Ernst Bär haben ein großes Wohnstallhaus in Mühlhausen komplett saniert. Dafür erhielt das Ehepaar gestern in München die Bayerische Denkmalschutzmedaille. Dabei waren die Arbeiten alles andere als einfach.
Eigentlich sollte es abgerissen werden, das große Wohnstallhaus in der Kleinen Dorfstraße 13 in Mühlhausen. Der Zustand war katastrophal: Im Dach klafften Löcher, die Räume waren für heutige Verhältnisse schlecht aufgeteilt, die Sanitäranlagen veraltet. Doch dann kam alles anders.
Dem Haus, Baujahr 1847, war ein anderes Schicksal beschieden.Das Gebäude gehört Lore und Ernst Bär. "Die Eltern meines Mannes hatten es Mitte der 50er-Jahre gekauft. Vor einigen Jahren haben wir es dann übernommen", sagt die ehemalige Lehrerin. Da es so schlecht um das Haus bestellt war, sollte es weg - was dann aber nicht so einfach war. "Es steht unter Denkmalschutz, weshalb uns das zuständige Amt empfohlen hat, es aufwändig zu sanieren und anschließend zu vermieten", erinnert sich Lore Bär.
Zu der Zeit war das Paar auf der Suche nach einem neuen Haus - es wollte sich aber partout nichts Passendes finden lassen.
So reifte schließlich der Entschluss, sich des maroden Gebäudes in Mühlhausen anzunehmen.Als die Dorferneuerung im Ort anstand, machten sich Lore und Ernst erneut auf den Weg zum Denkmalamt. "Die müssen gerochen haben, dass wir jetzt etwas am Haus machen wollen", sagt Lore Bär und lacht. Die Bedenken des Paares stellten sich als unbegründet heraus. Höhere Türen, moderne Sanitäranlagen - für das Denkmalamt alles kein Problem. "Man ist uns da schon entgegen gekommen", sagt Lore Bär. Es stand also fest: Das Haus sollte im Rahmen der Auflagen des Denkmalschutzes erneuert werden.
Ende März 2007 ging es los, zunächst war das Dach an der Reihe.
Hier war eine Renovierung dringend nötig, denn durch Löcher und undichte Stellen in der Verkleidung der Erkerfenster sickerte Wasser in das Gebäude. Eine Auflage des Denkmalamtes war, dass ein Architekt den Umbau begleitet. "Am Anfang hatten wir davor etwas Bammel. Aber es hat sich herausgestellt, dass es von Vorteil ist, wenn man jemanden dabei hat, der sich mit der Materie auskennt", sagt Bär.
Die Hauptarbeiten am Haus übernahmen professionelle Handwerker, um kleinere Aufgaben kümmerte sich die Familie selbst.
"Wir mussten viel entfernen und den Dreck dann aus dem Haus räumen", erinnert sich Bär. Als es dann daran ging, die Wände neu zu streichen, bot ein Bekannter seine Hilfe an. "Ich habe das aber abgelehnt", sagt Bär.
Warum? "Nachdem endlich etwas vorwärts ging, wollte ich mich selbst darum kümmern." Zuvor hatte man den Putz entfernt, bis die unterste Farbschicht auf den Wänden wieder zum Vorschein kam. Ein Maler rührte sie für die Familie Bär neu an und so erstrahlt die Stube des Hauses wieder im originalen Blau aus dem 19. Jahrhundert.
Die Böden des Hauses mussten komplett herausgenommen werden, um Leitungen und ähnliches zu verlegen. Eine Betonplatte bildete schließlich den Abschluss. "Darauf kamen fast überall Holzböden, außer in den Sanitärräumen und im Flur", sagt Bär. Im oberen Stockwerk hat die Familie sogar die alten Originalböden erhalten können.
Nur ein Jahr später bezogen die Bärs ihr neues Domizil - obwohl noch nicht alles fertig war. "Wir hatten nur Wasser, Heizung und eine Küche.
Auf dem Dachboden haben wir ein Matratzenlager aufgeschlagen. Da haben wir dann geschlafen", erzählt Bär. Erst an Weihnachten waren die Arbeiten im Inneren des Hauses komplett erledigt. Im Jahr darauf kümmerten sich die Handwerker um die Fassade, später rückten noch die Maler an.
Im April 2011 war der Bau abgeschlossen. "Und doch haben wir hier und da noch kleinere Baustellen", sagt Bär. Im Heizungsraum beispielsweise müsse noch gestrichen werden.
Es war eine Mischung aus Liebe zu alten Häusern und der damaligen Situation, die den Entschluss der Familie reifen ließ, sich des Gebäudes in der Kleinen Dorfstraße anzunehmen. "Am Anfang hatten wir schon Bedenken. Es hätte sein können, dass es immer mal wieder etwas nachzubessern gibt. Doch die Befürchtungen haben sich inzwischen gelegt", sagt Bär.
"So ein Umbau verschlingt natürlich riesige Summen", sagt die Hausbesitzerin. Insgesamt haben die Arbeiten rund 350 000 Euro gekostet. Da war das Geld für eine neue Einrichtung knapp. Deswegen haben sich Lore und Ernst Bär dafür entschieden, einfach alte Möbel von ihren Großeltern zu verwenden. "Wir haben unsere Bestände zusammengelegt. Das hat zum einen nichts gekostet, zum anderen passt es natürlich in unser Haus", sagt Lore Bär.
Dass die beiden mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet werden, freut sie ungemein. Dennoch: "Wir wussten nicht so recht, wofür wie sie bekommen", sagt Lore Bär. Schließlich gebe es noch viele ältere Objekte, die schwieriger zu sanieren seien.
Trotz des alten Hauses und der alten Möbel gibt es im Haus der Bärs auch moderne Kleckse, etwa die Küche und die Bäder. Und auch wenn es Bedenken gab und die Umbauphase für alle sehr anstrengend war - jetzt fühlt sich die Familie pudelwohl in ihrem neuen Zuhause. Für Lore Bär steht fest: "Wir bereuen nichts."