Fremdkästen ab in den Schredder
Eigentlich dürfe ein Super- oder Getränkemarkt nur Kästen annehmen, die er auch im Sortiment führt. Doch es gebe schwarze Schafe. Nur um sich Kunden in den Laden zu ziehen, würden deren Pfand-Automaten jeden Kasten annehmen; alles, auch sortimentfremde Kästen, die der Kunde vorne reinschiebt, nichtsahnend und im Glauben: Der Kasten wird schon zurück zur Quelle gelangen. Doch bei den Klein-Brauereien landen diese dann nicht mehr.
Eine Weitergabe an die Tauschzentren lohne sich für den Handelskonzern nicht. Die Folge: "Fremdkästen" würden gesammelt und dann von einem Verwerter abgeholt. Zum Schreddern. Der Verwerter zahle noch einen Euro pro Kiste.
Einwandfreie Kisten, die noch lange benutzt werden könnten, werden zu Plastik-Granulat, weil einzelne Handelskonzerne die Regeln bei der Pfandabgabe nicht einhalten. "Eine massive Wertevernichtung für die Brauereien. Dazu Diebstahl", sagt Rittmayer. Denn die Kästen seien ja nach wie vor Eigentum der jeweiligen Brauerei. "Eine Vernichtung von Ressourcen. Die Wertschätzung ist einfach zu gering", sagt Benno Wirth, Senior-Brauer der Neuhauser Löwenbräu.
Das Problem besteht bayernweit. Der Verband der Privatbrauer wird daher aktiv. Kürzlich wurde ein Arbeitskreis gegründet, der ein Positionspapier erarbeitet. Einen Termin beim bayerischen Umweltminister habe man bald, sagt Rittmayer. "Wir kämpfen dafür, dass der Pfandsatz steigt und das Mehrweg-System gestärkt wird."
30 Cent Pfand pro Bierflasche?
Verbandspräsident Rittmayer kennt die disziplinierenden Maßnahmen. Er fordert: Nicht mehr 8 Cent Pfand pro Flasche sondern 30 Cent. Dazu auf alle Flaschen, egal ob Bügel- oder Normalflasche, den selben Pfandsatz. "Würde der Pfandsatz erhöht, würde sich das Schreddern nicht mehr lohnen."
Rittmayer fordert hier gleiches Recht wie bei den PET-Flaschen. Wieso sollten diese mit 25 Cent Pfand versehen sein, wenn sie doch gleich im Automaten gepresst werden? Rittmayer spricht von "Plastikbeuteln mit Schraubgewinde".
Dass das Erheben von Pfand wirkt, erfährt Wirth vom Neuhauser Löwenbräu zur Zeit ganz praktisch. Erst seit Januar gibt es dort auf Fässer, die Kunden direkt bei der Brauerei abholen, ein Pfand von 30 Euro.
Bisher habe man darauf verzichtet. Doch oft habe man Fässern, die für Grill- oder Geburtstagspartys geholt worden waren, hinterhertelefonieren müssen. Teils habe man acht Wochen warten müssen - für den Brauereiablauf alles andere als hilfreich. "Seitdem wir das Pfand haben, bringen alle ihre Fässer innerhalb von wenigen Tagen zurück", sagt Wirth.
Fehlende Kästen und Flaschen: Beim Brauhaus Höchstadt sieht man's gelassen. "Einen gewissen Schwund hat man immer", sagt Brauerei-Senior Baptist Ackermann. Doch auch beim Brauhaus hat man reagiert: Seit Herbst zahle erstmals auch der Direktabholer-Kunde in der Brauerei auf seinen Bierkasten ein Pfand. Spätestens seitdem vermisse man so gut wie kein Leergut mehr.