Fast ein Jahrhundert lang sollte ein elektromechanisches Stellwerk in Coburg Sicherheit auf den Schienen garantieren.
Dieses Gebäude in der Adamistraße ist ein stummer Zeitzeuge aus Stein. "Coburg" steht in großen, eckigen Buchstaben an einem Erker, der Ausblick auf die Gleise Richtung Bad Rodach und Neustadt gewährt. Es erzählt von der Geschichte des Coburger Bahnhofs. Die Geschichte dieses Bauwerks beginnt vor mehr als einem Jahrhundert.
Mitten im Ersten Weltkrieg, am 20. Juli 1916, wurde das elektromechanische Stellwerk kurz vor der Callenberger Unterführung in Dienst genommen. Ein knappes Jahrhundert war dieses Stellwerk in Betrieb - bis zum 16. Dezember 2007, wie ein Bahnsprecher auf Nachfrage erklärt. Zu dieser Zeit betrieb die Deutsche Bahn bundesweit noch knapp 700 elektromechanische Stellwerke, im Jahr 2017 waren es nur noch knapp die Hälfte - 329.
Stellwerkstechnik abgebaut
Ersetzt wurde dieses Stellwerk durch ein elektronischer Stellwerk am Güterbahnhof. Die damals benutzte Stellwerkstechnik ist verschwunden - sie wurde nach der Schließung abgebaut. In Coburg war eine weit verbreitete Stellwerksbauart verwendet worden: Siemens & Halske 1912 mit Fahrstraßensignalhebeln und Farbscheibenüberwachung.
Kantige Formensprache
Das zweigeschossige Gebäude selbst mit seinem Sandsteinsockel ist durch eine kantige Formensprache charakterisiert und zeichnet sich zugleich durch kontrastierende Elemente aus. So sind die Fenster im Erdgeschoss als Rundbogenfenster gestaltet. Im Obergeschoss jedoch, in dem die elektromechanische Stellwerkstechnik untergebracht war, sind die Fenster schmucklos angelegt. Auffällig im Gestus dagegen sind die Eckerker Richtung Gleisanlage, die sich als Erker vielleicht verstehen lassen als eine bewusste architektonische Anspielung an die sogenannten Coburger Erker, wie sie sich beispielsweise an Schloss Ehrenburg, am Rathaus oder am Stadthaus finden lassen. Abgeschlossen wird das Stellwerksgebäude durch ein schlichtes Walmdach.
Rund um das ehemalige Stellwerk
Hintergrund In unserer Serie "Coburgs architektonische Mauerblümchen" stellen wir interessante Gebäude in Coburg vor, die eine spannende Geschichte erzählen können und eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdienen. Dabei spielt die Größe und die heutige Nutzung der jeweiligen Bauwerke keine vorrangige Rolle bei der Auswahl - der Bogen dieser Serie spannt sich von der ehemaligen Hauptpost in der Hindenburgstraße bis zum Jean-Paul-Gartenhaus hoch droben am Adamiberg.red