1000 Euro von jedem Mitglied?
"Selbst wenn wir das Fünffache des Mitgliedsbeitrags abkassieren würden - und das dürften wir laut unserer Satzung - reicht die Kohle vorne und hinten nicht", sagt der bisherige Hauptsponsor. Rund 64 Euro bezahle ein Erwachsener derzeit im Jahr Beitrag.
Auch über eine Umlage wurde im Vorstand und mit Juristen diskutiert. "Wenn jedes Mitglied bereit wäre, 1000 Euro zu spenden, wäre uns kurzfristig zwar geholfen, und wir könnten die Saison überbrücken. Doch wie geht es dann nächstes Jahr weiter?", fragt Schillig. Also kommt auch diese Möglichkeit nicht infrage.
Für Schillig bleibt deshalb keine Wahl: "Wir müssen jetzt und hier die Reißleine ziehen. Es geht einfach nicht mehr, sonst erleiden wir totalen Schiffbruch." Außerdem hafte der Vorstand. Der Gefahr einer Insolvenz-Verschleppung wolle sich beim VfL keiner aussetzen.
Vor allem "zwei Hämmer", wie es Schillig drastisch formuliert, sind ausschlaggebend für die aktuelle Schieflage. Ein Vier-Jahres-Vertrag mit einem großen Sponsor laufe aus und wurde nicht mehr verlängert. Außerdem hätte Corona den Planungen einen dicken Strich durch die Kalkulation gemacht: "Wir waren Ende Dezember, Anfang Januar mit einem Großsponsor vertragseinig, doch jetzt hat das Unternehmen wegen der herrschenden Wirtschaftskrise einen Rückzieher gemacht." Schillig hegt keinen Groll, er hat dafür vollstes Verständnis: "Wir können auch nicht in Tschechien und Rumänien die Werke schließen und hier in Frohnlach die Leute entlassen. Auf der anderen Seite aber in den Fußball investieren. Das geht eben in diesen schweren Zeiten nicht. Der Stoschek macht nichts anderes, der kürzt beim Basketball in Bamberg auch."
Und nicht zu vergessen sei in diesem Zusammenhang der überraschende Rückzug der Firma Stechert vor ein paar Jahren: "Das war ein richtiger Stich ins VfL-Herz", trauert Schillig dem Tod von Gönner Franz Stegner nach.
KOMMENTAR von Christoph Böger Von großen Fußstapfen, Krokodilstränen und blau-weißem Blut In der Küche von Klaus Schillig hängt das Konterfei seines verstorbenen Vaters Willi. Es ist ein schwerer Moment für den Sohn, als er am Dienstagfrüh davor tritt und beichtet: "Papa, es tut mir leid. Ich habe alles versucht, aber es geht nicht anders. Wirklich nicht ..."
Höchstwahrscheinlich hat der 59-Jährige dabei sogar Tränen in den Augen. Denn auch am Mittwoch fällt es ihm schwer, Tacheles zu reden. Der Unternehmer ringt um Worte und hat feuchte Augen, als er beim Gespräch mit Journalisten die aus seiner Sicht aussichtslose Lage des VfL Frohnlach schildert. Es sind keine Krokodilstränen - dieser Mann hängt am Klub. Nicht so wie sein fußball-verrückter Vater, dem nachgesagt wurde, dass blau-weißes Blut in seinen Adern floß, aber trotzdem ...
Man nimmt Klaus Schillig die Betroffenheit ab. Egal was die Mitglieder entscheiden, für ihn ist beim VfL Frohnlach Schluss. Er ist sich bewusst, wie unpopulär dieser Weg ist, doch der Totengräber des einst so ruhmreichen VfL Frohnlach ist er deshalb nicht. Gut, die Fußstapfen, die ihm sein Vater hinterließ, waren groß, letztlich zu groß.
Doch immerhin hat Klaus Schillig das Erbe des fußball-besessenen Willi Schillig zehn Jahre fortgeführt. Darauf kann er stolz sein. Aber vor allem kann er aufrecht und ehrlich in seiner Küche stehen, wenn er heute am Vatertag dem Porträt seines Vaters gegenübertritt. Denn: "Papa, es tut mir leid. Ich habe alles versucht, aber es geht nicht anders. Wirklich nicht ..."
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