Die Sanierung der Weitramsdorfer Grundschule soll nun von einem Sachverständigen geprüft werden. Ein Fernseh- und ein Zeitungsbericht sorgten für Aufregung.
Ging bei der energetischen Sanierung der Weitramsdorfer Grundschule im Rahmen des Konjunkturpakets II tatsächlich einiges schief? Das Thema war in Weitramsdorf zur Sprache gekommen, nachdem der Rechnungsprüfungsausschuss die Energiebilanz vorstellt hatte. Danach waren die Energiekosten nach der energetischen Sanierung der Schule deutlich höher als vorher. Die Energiekosten, so Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB), seien nicht in dem Maße gesunken wie erwartet. Die Sanierung der Weitramsdorfer Grundschule soll nun von einem Sachverständigen geprüft werden. Dies versicherte Bauersachs am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung im TSV-Sportheim in Weitramsdorf.
Allerdings, so der Bürgermeister, könne man die reinen Zahlen nicht miteinander vergleichen, denn "die Schule sei nicht mehr die Schule, die sie einmal war." Einen möglichen Grund für die hohen Kosten sieht er in der aufwendigen neuen Technik, die eingebaut wurde und die somit auch mehr Strom verbrauche. Die reinen Kosten für die Heizenergie seien aber tatsächlich niedriger als vorher, sagte er. Anstelle einer Ölheizung sei das Haus nun mit Pelletheizung, Wärmepumpe und Lüftungsanlage ausgestattet. Durch eine Kühlung werde auch an heißen Tagen für ein angenehmes Raumklima in den Klassenzimmern gesorgt.
Dem pflichtete Gemeinderat Ulrich Kräußlich (FW-BV) bei: "Das Thema ist hochgespielt worden", sagte er. Kräußlichs Worten zufolge sind die alte und neue Schule nicht vergleichbar. Es seien mehrere Faktoren nicht berücksichtigt worden, ein Aspekt sei zum Beispiel auch die Aufenthaltsdauer der Kinder in der Schule. Während vor der Sanierung die Schüler von 8 Uhr bis 11 Uhr in der Grundschule verweilten, hielten sich die Kinder nun auch am Nachmittag in der Schule auf. "Die Kinder sind heute von sieben morgens bis 18 Uhr in der Ganztagsschule."
"Es musste ja was gefunden werden"
Für zusätzliche Diskussion hatte ein Beitrag des Bayerischen Rundfunk gesorgt. In der Sendung des Wirtschaftsmagazins "Mehrwert" war es um die Fördermittel aus dem Konjunkturpaket II gegangen. Die Macher der Sendung wollten wissen, was mit Fördermitteln passiert sei und wer die Ergebnisse kontrolliere. Als Negativbeispiele wurde neben der Realschule Burgkunstadt auch die Grundschule in Weitramsdorf aufgeführt. Neben den Energiekosten wurden auch die Lüftungssysteme thematisiert. Dem Beitrag zufolge könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich dort gesundheitsschädliche Keime bilden könnten. Auch dies, versicherte Bürgermeister Bauersachs, werde von Sachverständigen geprüft werden. Der Weitramsdorfer Bürgermeister kritisierte aber auch den BR-Beitrag: "Hier war von vornherein klar, dass etwas gefunden werden musste."
Karl-Heinz Glodschei hatte das "Desaster Schule" in der Bürgerversammlung angesprochen. Er wollte wissen, was denn falsch gelaufen sei. Schließlich habe ein "Heer an Ingenieuren" den Bau begleitet. Als Auftraggeber müsse die Kommune künftig genauer hinschauen, bat er. Zum Beispiel aktuell bei der Sanierung des Rathauses. Dieses ist als Hochbaumaßnahme im Haushaltsplan mit 800.000 Euro aufgeführt. Die energetische Sanierung ist mit einer Summe von 700.000 Euro beziffert. Das Gebäude wird laut Bauersachs komplett entkernt, von innen nach außen gedämmt und mit einer Geothermie-Wärmepumpe nach dem neusten energetischen Stand ausgestattet. Bereits im Februar des kommenden Jahres, vorausgesetzt die Wetterbedingungen passen, soll die Verwaltung wieder in das sanierte Haus einziehen. Da es dann keinen Sitzungssaal mehr geben wird, werde der Gemeinderat in einem Ausweichort tagen.
Die Weidacher Schule, sagte Bauersachs auf Nachfrage, werde auf keinem Fall verkauft. Zur Kritik, dass die Angebotsfrist zum Verkauf der Neundorfer Schule zu knapp bemessen gewesen sei, sagte er: "Wenn sich ein Interessent gefunden hätte, dann hätten wir uns nicht gewehrt und die Frist verlängert."
Einwohnerrückgang gestoppt
Erfreulicherweise konnte in Weitramsdorf der rückläufige Trend an Einwohnern der Jahre 2007 bis 2015 gestoppt werden. So gibt es laut Bauersachs aktuell wieder über 5000 Hauptwohnsitze in der Gemeinde und wieder mehr Geburten. So konnten in diesem Jahr seit langem wieder drei erste Klassen gebildet werden. Wie Bauersachs weiter informierte, leben in der Gemeinde Weitramsdorf derzeit 47 Asylbewerber, davon einer in Neundorf, sieben in Tambach, 25 in Weidach und 14 in Weidach-Vogelherd. "Wir haben mit den Menschen, die fliehen mussten, überhaupt keine Probleme", betonte Bauersachs.
Nach den Daten der Gemeinde habe ich folgende Vergleichszahlen ermittelt:
Heizenergie-Jahresverbrauchsdurchschnitt vor Sanierung: 233.100,00 kWh
und nach Sanierung: 235.300,00 kWh
Heizenergie-Jahreskosten vor Sanierung: 17.862,60 €
und nach Sanierung: 31.756,00 €
Der Kostensprung erklärt sich durch das Herausschmeißen der günstigen Ölheizung und deren Ersatz mit Pellets (teure Investition und Wartungsaufwand in den Zahlen nicht berücksichtigt) und viel Strom.
Konrad Fischer
Hochstadt a. Main