Luther und die "bunte und internationale Stadt Coburg" beeindruckten die Gäste aus Afrika. Vieles ist bei ihnen anders, doch das Gemeinsame wurde betont.
Die geistliche Gemeinschaft mit den Christen des Coburger Landes steht für die vierköpfige Delegation aus den Partnerdekanaten Chunya und Chimala in Tansania an erster Stelle. "Diese Partnerschaft hat große Bedeutung, weil die Christen füreinander beten", sagte Dekan Lyawene Award aus Chimala. "Gott gießt seinen Segen aus an jedem Ort dieser Partnerschaft."
Freilich ist auch die materielle Unterstützung für die evangelisch-lutherischen Christen in Ostafrika wichtig. Der Coburger Dekan Andreas Kleefeld wies bei einem Pressegespräch am Mittwoch darauf hin, dass die Hilfe aus Deutschland dem Bildungswesen und der Zukunftssicherung vor Ort zugutekomme. Das Pressegespräch stand am Abschluss eines rund dreiwöchigen Aufenthaltes der Afrikaner in Deutschland, der unter abenteuerlichen Bedingungen begonnen hatte. Ein Buchungsfehler hatte die Vierergruppe getrennt. Nur zwei der Gäste kamen am Samstag, 16.
Juli, wirklich wie geplant am Flughafen in München an. Die anderen beiden Tansanier machten eine Zwischenlandung in Istanbul - gerade, als sich dort die Ereignisse wegen des gescheiterten Militärputsches überschlugen. Die Dekanatsmitglieder aus Tansania übernachteten auf den Stühlen am Flughafen und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. "Wir haben uns gar nicht gut gefühlt, aber wir haben auf Gott vertraut", erzählte hinterher Dekan Mbiliny Boas aus Chunya.
Zum ersten Mal außer Landes
Für die beiden Dekane Mbiliny und Lyawene sowie die Evangelistin Mwalwipa war es nicht nur der erste Besuch in Deutschland, sondern der erste Auslandsaufenthalt in ihrem Leben überhaupt.
Nur Evangelistin Gissamo Yelonimas war schon einmal außerhalb ihrer Heimatlandes.
Den vier Gästen fiel im Dekant Coburg auf, dass der regelmäßige Gottesdienstbesuch in Deutschland wohl eher eine untergeordnete Rolle spielt. Sie vermissten in den Gottesdiensten die Jugend und die von zu Hause gewohnte Emotionalität und Interaktion - und auch die Farbe bei den liturgischen Gewändern. Neu für sie war auch das partnerschaftliche Miteinander von Staat und Kirche. Eine finanzielle Unterstützung durch den Staat gibt es in Tansania nicht. Aber es gibt in den staatlichen Grundschulen Religionsunterricht, der die christlichen Konfessionen vereint. Evangelistin Mwalwipa erteilt Religionsunterricht und besucht auch Gefangene.
Die Delegation aus Tansania gehört zwar der evangelisch-lutherischen Kirche an, aber die explizite Wertschätzung, die der Reformator in Deutschland und eben auch in Coburg genießt, war in dem
Umfang doch eine neue Erfahrung für die Gäste. Sie lernten dabei ja nicht nur die Luthergedenkstätten in Coburg, sondern auch die Lutherstadt Wittenberg und Luthers Geburts- und Sterbeort Eisleben kennen. Besonders freuten sich die Ostafrikaner auch über die neue Bekanntschaft mit einem unbegleiteten minderjährigen Flüchtling, der von einer Coburger Familie aufgenommen wurde. Er will sich jetzt taufen lassen. In Tansania gebe es, zumindest zum großen Teil, ein friedliches Miteinander zwischen Christen und Moslems, bestätigten die Gäste. "Coburg ist eine bunte und internationale Stadt", sagte Bürgermeister Thomas Nowak in seinen Abschiedsworten am Ende des Gesprächs zu den vier Tansaniern.