Der Volkstrauertag hat sich nach Meinung des Coburger Oberbürgermeisters Norbert Tessmers (SPD) keineswegs überlebt.
Nicht allein die beiden großen Weltkriege seien von Bedeutung in der Rückschau. Tessmer, der auch Coburger Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist, wies auch auf die Kriege in Vietnam, auf dem Balkan und in Afghanistan hin. Eine neue Erkenntnis sei auch, dass Europas Sicherheit in Gefahr ist. "Ein tiefer Graben klafft zwischen Russland und dem Westen", bedauerte Tessmer. "Der alte Geist der Blockkonfrontation scheint wieder erwacht."
Tessmer erwähnte auch die Schlacht an der Somme im Norden Frankreichs, vor ziemlich genau 100 Jahren im November 2016 im Ersten Weltkrieg. Tessmer bezeichnete sie als eine der blutigsten Schlachten der Menschheitsgeschichte. "Diese opferreiche Schlacht zeigt die Sinnlosigkeit der Kriege." Es dürfe kein Zurück zu einem Europa rivalisierender Nationalstaaten geben, mahnte Tessmer.
"Friedliche Konfliktlösungen verlangen ein einiges Europa, jedoch eines, in dem sich die Eigenarten der Völker wiederfinden." Der Volkstrauertag könne nicht die Fragen nach den Ursachen der Kriege beantworten. "Eins wissen wir aber ganz sicher: Ein Zuviel an Zusammenarbeit, ein großes Maß an Vertrauen und eine spürbare Transparenz waren es nicht", sagte Tessmer. Es seien die Egoismen der Nationalstaaten und deren Spezialinteressen gewesen.
An die Gedenkfeier in der Hofkirche des Schlosses Ehrenburg schlossen sich die Kranzniederlegungen im Kriegerdenkmal in den Schlossplatzarkaden und an den Gedenkstätten auf dem Glockenbergfriedhof an. So legten die drei Coburger Bürgermeister auch Kränze auf dem Jüdischen Friedhof, am Gemeinschaftsgrab der in den letzten Kriegstagen ermordeten Zwangsarbeiter aus Osteuropa, am Vertriebenenkreuz, am Grab des Widerstandskämpfers Oberst Georg Alexander Hansen und auf dem
Soldatenfriedhof nieder. Feierstunde und Kranzniederlegungen wurden musikalisch begleitet von der Stadtkapelle Coburg unter der Leitung von Zdenek Fiala und dem Posaunenchor St. Moriz unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein. Pastoralreferent Ralph Walta las einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium.