Der 1. Satz
23 sogenannte "Unforced Errors" waren im ersten Satz viel zu viel. Ein leicht verschlagener Vorhand-Volley im Tiebreak von Andreas Mies und ein starker Return des Argentiniers Gonzalez jeweils bei Aufschlag von Kevin Krawietz brachten die Entscheidung zugunsten der Südamerikaner. Mit 4:7 verloren "KraMies" nämlich den Tiebreak und damit nach 49 Minuten auch den ersten Durchgang.
Der 2. Satz
Bemerkenswert: Gleich im ersten Spiel nach dem ärgerlichen Satzverlust wehrte "KK" einen Breakball mit einem Ass ab. Und das mit seinem zweiten Service. Ein wichtiger Schlag!
Die French-Open-Sieger legten anschließend nämlich immer vor, hatten nur im siebten Spiel leichte Probleme. Da sich aber auch die Argentinier keine Blöße gaben und bei 4:5-Rückstand sogar zwei Satzbälle abwehrten, ging es erneut beim Stande von 6:6 in den Tiebreak.
Doch dieses Mal hatte das deutsche Duo die Nase vorn: Nach 0:2-Rückstand gelangen Krawietz/Mies tatsächlich sieben Punkte in Folge. Nach weiteren 53 Minuten glichen sie nach Sätzen aus.
Gerade der Witzmannsberger glänzte in der entscheidenden Phase mit viel Übersicht, als wolle er seinem einstigen Vorbild Becker sagen: "Schau her, das habe ich mir einst von dir abgeschaut." Jetzt liefen die Schützlinge von DTB-Teamchef Michael Kohlmann auf Hochtouren.
Der 3. Satz
Krawietz hielt sein Weltklasse-Niveau, wehrte bei 1:2-Rückstand einen Breakball gegen seinen Aufschlag ab, der des Öfteren auch über 200 Stundenkilometer schnell war. Da sich auch Mies steigerte und die Argentinier ihre Klasse eindrucksvoll demonstrierten, wurde die Begegnung immer besser. Längere Ballwechsel mit spektakulären Volley-Duellen am Netz riss die Fans von den Sitzen. Und mittendrin, statt nur dabei: Immer wieder Boris Becker.
Vielleicht war es ja gerade die Anwesenheit des dreifachen Wimbledon-Siegers, die den beiden Newcomern im deutschen Team Flügel verlieh, denn Krawietz und Mies liefen jetzt zur Bestform auf. Natürlich ging es zum dritten Mal in den Tiebreak, weil Krawietz bei 5:6-Rückstand erstaunliche Nervenstärke zeigte und mit einem zu Null gewonnen Aufschlagspiel für den Ausgleich sorgte.
Die folgende Satz-Verlängerung geht in die Geschichtsbücher des Davis-Cup ein: Wie im 2. Satz führten die Argentinier schnell mit 2:0. Danach starteten KraMies wieder eine Serie von diesmal fünf Punkten. Nach dem 5:2 folgten aber drei Zähler für die Gegner.
Matchbälle hüben wie drüben
Nach dem 6:6 begann ein wahres Matchball-Drama. Die Deutschen hatten alle Trümpfe in der Hand, vergaben jedoch beste Möglichkeiten am Netz. Deshalb mussten sie selbst insgesamt fünf Matchbälle abwehren, bis sie schließlich das Match nach 3:18 Minuten erfolgreich beendeten.
Der Jubel bei den beiden Spielern, ihren Teamkollegen und Betreuern, den Eheleuten Krawietz und natürlich bei Boris Becker war danach grenzenlos. Er nahm Krawietz liebevoll in den Arm und gratulierte dem Witzmannsberger zu einer fantastischen Leistung.