"Rosa Hase" und neun Göhl-Tore beim HSC

3 Min
Der ehemalige Coburger Jan Kästner versuchte hier, den HSC-Spielmacher Vittek am Wurf zu hindern. Letztlich war der HSC 2000 Coburg aber nicht aufzuhalten und fuhr den Pflichtsieg gegen Rödelsee ein.
Der ehemalige Coburger Jan Kästner versuchte hier, den HSC-Spielmacher Vittek am Wurf zu hindern. Letztlich war der HSC 2000 Coburg aber nicht aufzuhalten und fuhr den Pflichtsieg gegen Rödelsee ein.
Johan Andersson zeigte gerade nach der Halbzeit eine starke Partie, was er mit sieben Treffern, darunter zwei Siebenmetern, eindrucksvoll belegte. Fotos: Iris Bilek
Johan Andersson zeigte gerade nach der Halbzeit eine starke Partie, was er mit sieben Treffern, darunter zwei Siebenmetern, eindrucksvoll belegte. Fotos: Iris Bilek
 

Der schnelle HSC-Spielführer traf in der ersten Halbzeit fast zweistellig. Kelm und Andersson legten beim Coburger 36:28-Sieg gegen den TSV Rödelsee in Durchgang zwei mit acht und sieben Stück erfolgreich nach.

 Vier Wochen mussten die Fans des HSC 2000 Coburg nach dem souveränen Sieg über den Titelkonkurrenten auf das nächste Handballereignis in der HUK-Coburg-Arena warten. Vor 2648 Zuschauern brauchte man aufgrund einer ungewöhnlichen Deckungsvariante des TSV Rödelsee eine gewisse Anlaufzeit, steuerte aber ab Mitte der ersten Halbzeit dem 36:28-Sieg entgegen.

David gegen Goliath - so hatten die Rödelseer diese Partie gesehen, aber der David hat erstaunlich gut mitgehalten. Am Ende ist ihm aber die Puste ausgegangen. Die Gäste erwiesen sich als äußerst unbequemer Gegner, der lange dagegenhielt und zwischenzeitlich sogar noch einmal auf drei Tore herankam.

Äußerst effektiv agierte die rechte Angriffsseite der Coburger. Ronny Göhl ließ den Ball neun Mal im Netz zappeln. Und das in nur einer Halbzeit.
Nach der Pause übernahm Johann Andersson seinen Part, auch bei den Strafwürfen, und traf sieben Mal. Zwischen die beiden Rechtsaußen schob sich, von der Torausbeute gesehen, Dominic Kelm, der acht Mal erfolgreich war. Allerdings trieb das Abwehrverhalten seiner Mannschaft Jan Gorr phasenweise doch die Sorgenfalten auf die Stirn, weil Bostjan Hribar und der Ex-HSCler Jan Kästner mit zusammen 18 Toren zu viele Freiräume hatten.

Mein erstes Heimspiel
Schmunzelnd kam Jan Kästner, Ex-HSCler und jetzt in Diensten des TSV Rödelsee in die Arena: "Mein erstes Heimspiel, ich hatte fast überlegt, mit dem Fahrrad zum Spiel zu kommen." Schnell führte Rödelsee 2:0, und die Coburger sahen sich einer unorthodoxen Abwehr gegenüber, die sich TSV-Coach Fritz Zenk hatte einfallen lassen. Till Riehn und Sebastian Roth wurden in Manndeckung genommen, aber das eröffnete natürlich den anderen unheimlich viel Raum, den der HSC beim 4:3 nach genau fünf Minuten zur ersten eigenen Führung nutzte. Man kam mit dieser Deckung nicht zurecht, Rödelsee eroberte sich dadurch einige Bälle.

Vorne traf Jiri Vitek für den HSC, das 6:5 war bereits sein vierter Treffer, dem die erste Zwei-Tore-Führung folgte. Auf der anderen Seite gingen nach zehn Minuten drei der fünf Rödelseer Treffer auf das Konto von Jan Kästner. Jan Gorr nutzte immer wieder jede Gelegenheit, seine Spieler noch besser auf die Abwehrvariante des Gegners einzustellen. Denn statt Sebastian Roth auf der linken Seite war plötzlich Jiri Vitek in Manndeckung. Fast unglaublich war die Trefferquote der Coburger nach 17 Minuten. Die betrug 94 Prozent, und das 13:8 war daraus die logische Konsequenz. Fritz Zenk beendete dann auch sein erstes Abwehr-Experiment, das nur in den ersten Minuten als gelungen bezeichnet werden konnte. Herausragend der "Halbzeit-Arbeiter" Ronny Göhl mit neun Toren.
Für ihn kam nach dem Wechsel, fast wie gewohnt, Johan Andersson, wie Gorr auch sein weiteres Personal durchwechselte. Doch es gab einen kleinen Bruch im Spiel, auch wenn Andersson genau dort weitermachte, wo Göhl aufgehört hatte. Rödelsee spielte in der Abwehr nun wieder etwas offensiver als noch zum Ende des ersten Durchgangs, verkürzte auf vier Tore und ließ sich nun auch nicht mehr abschütteln. Coburg agierte mit zu wenig Druck, ließ sich von immer wieder kleinen Nickligkeiten auch irgendwie aus dem Tritt bringen, spielte oft zu ungenau und traf nun auch nicht mehr mit der Sicherheit der ersten Halbzeit.

Als Havard Martinsen mit einer Glanztat das 27:24 (45.) verhinderte, hatte Jan Gorr erst einmal genug und rief seine Spieler überfällig zurecht an die Seitenlinie. Trotzdem war es wenig später passiert, dass Rödelsee auf drei Tore verkürzte und deren Anhang feierte seine Mannschaft. Aber damit war das Aufbäumen der Gäste dann auch zu Ende. Der HSC zog das Tempo und vor allem die Konzentration wieder an und ließ fünf Tore in Serie folgen. Damit war die Stimmung gerettet und Stufe eins des Titel-Countdowns geschafft.

Hallensprecher Thomas Apfel konnte sogar einen rosa Osterhasen begrüßen. Markus Scheler feierte während der Partie seinen Junggesellenabschied in einem rosa-weißen Häschenkostüm. Auf die Idee war sein Trauzeuge gekommen. Ob der Hase das Ende noch in der Halle erlebt hat oder früher das Weite suchen musste, ist nicht bekannt. Alle anderen haben den ersten von fünf Schritten erlebt, der zwischenzeitlich doch recht schwer fiel.

Das deutliche Endergebnis spiegelt den Spielverlauf nicht unbedingt wider. Letztendlich war es auch die deutlich stärker besetzte Bank der Coburger, die den Ausschlag gegeben hat. Denn Rödelsee hatte nach seiner ersten "Sechs" kaum adäquate Wechselmöglichkeiten.

HSC 2000 Coburg gegen
TSV Rödelsee 36:28 (20:14)

HSC 2000 Coburg: Havard Martinsen, Oliver Krechel - Ronny Göhl (9/6), Johan Andersson (7/2), Dominic Kelm (8), Hajck Karapetjan (1), Sebastian Kirchner (2), Jiri Vitek (5), Tomas Riha (1), Steffen Coßbau (1), Maximilian Drude, Till Riehn (1), Sebastian Roth (1). - Zeitstrafen: 3. - Siebenmeter: 8/8.

TSV Rödelsee: Max Deussen, Thomas Paul - Boštjan Hribar (10/3), Gabor Csorba (1), Lukas Demel, Julius Weinhardt (1), Andreas Paul (6), Maximilian Brunner, Jan Kästner (8), Radovan Suchy (1), Maximilian Häckner (1), Rok Ivancic. - Zeitstrafen: 3. - Siebenmeter: 4/1.

SR: Heiko Jäger (Eisenach), Christian Luther (Meiningen).