Eine lange verschüttete Quelle an der Heiligenleite in Gemünda haben Bürger freigelegt und künstlerisch gestaltet. Am Sonntag wird die Anlage geweiht.
Acht Jahre haben sie gesucht, gebaggert, geplant und gestaltet. Nun sehen sich freiwillige Helfer der Stiftung "1150 Jahre Dorfgemeinschaft Gemünda" auf der Zielgeraden. Am Dienstagabend setzten Hendrik Dressel, Hermann Gossenberger und Josef Starkl gemeinsam mit Manfred Hofmann und Werner Pfeuffer die Stele aus weiß-grauem Waldstein, deren Beschriftung zukünftigen Besuchern die Quelle an der Heiligenleite näherbringen soll. "Ich bin zufrieden und glücklich, wie toll das Projekt von allen Beteiligten umgesetzt wurde", sagte der für die künstlerische Gestaltung zuständige Innenarchitekt Starkl.
Schon der kurze Zugang vom Flurweg unterhalb der beliebten Kapelle zur Quelle ist beeindruckend, denn er führt über einen grasbedeckten Hohlweg. Dann kommt die Steinmauer mit der gekippten Edelstahlplatte in Sicht, die sich linker Hand einer Lichtung befindet. Das Wasser fließt in dünnem Strahl in einer Rinne an der schmalen Oberseite ins tiefer gelegene Becken und weiter hinter der Granitstele und an einer Ruhebank vorbei.
1960 verschüttet
Während der Flurbereinigung 1960 wurde die Quelle verschüttet. "Wir haben ab 2010 erst viel weiter oben nach dem Wasser gesucht", blickt Gossenberger zurück. Der Durchbruch gelang schließlich 2014 mit Hilfe professioneller Wassersucher und Wünschelrutengänger. Letztere hätten das Gebiet der Heiligenleite als "Kraftort, ja mystische Gegend" bezeichnet und Verbindung zu den bei der Gehegsmühle gelegenen Hunnengräbern gezogen, so der Geschäftsführer der Stiftung weiter. Vor drei Jahren lobte diese einen Gestaltungswettbewerb aus. "Wasser ist Leben", lautete der Siegerentwurf von Hendrik Dressel, den zweiten Platz belegte der Vorschlag "Platte aus Edelstahl" von Josef Starkl. Später gelang es, die beiden Kernideen miteinander zu verschmelzen.
Teil der Schöpfung
Zunächst wurde die Quelle gefasst, dann das Umfeld profiliert. Fränkische Kalksteine bilden die Mauer und den Saum der Anlage. "Wasser ist Leben", steht auf der hochglänzend polierten Platte aus Cortenstahl, über die das Rinnsal von der Wand in ein längliches Becken läuft, bevor es als kleines Bächlein Richtung Geländekante im Wald verschwindet, hinunter zum Rodachgrund. In das gesäumte Auslaufbecken wurden Metallplatten eingesetzt. Diese Platten schnitt ursprünglich der Untermerzbacher Bildhauer und Maler Gerd Kanz als "Abfall" heraus, als er seine Skulptur "Ein Schöpfungstag" schuf. Für den Kunstwettbewerbs 12 (W)Orte wurde Kanz' Werk neben dem "Garten der Besinnung" an der Johanniskirche in Gemünda aufgestellt und später von der Stiftung erworben. Bewusst hatte der Stiftungsvorsitzende in seinem Wettbewerbsentwurf die Verbindung zwischen der Schöpfungsstele in der Ortsmitte und der Quelle an der Heiligenleite vorgeschlagen: "Das Thema Schöpfung betrifft uns alle, und Wasser ist ein essenzieller Teil der Schöpfung", erläutert Dressel. Wer genau hinschaue erkenne, dass einige der "Ausschnitte" im Becken durch eine Messingumhüllung farbig abgesetzt wurden und nun ein Kreuz andeuten, fügt der frühere Seßlacher Bürgermeister hinzu. Ortsunkundigen Besuchern erläutert der Text der Granitstele die Brücke zwischen Stele und Quelle. "Wasser ist Leben", das Motto der Anlage, passt genau zur Jahreslosung 2018 der Evangelischen Kirche: "Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Offenbarung 21,6)
Fünf Jahre lang daran gearbeitet
Fünf Jahre dauerte der Ausbau der Quelle. "Das hat richtig Arbeit gemacht", gesteht der Vorsitzende. Ein Kraftakt, den die Verantwortlichen "gewaltig unterschätzt" hätten. "Aber das Werk rechtfertigt den Aufwand", zeigt sich Dressel ebenso wie seine Mitstreiter überzeugt. Stolz sind alle Beteiligten nicht nur auf die Gestaltung: Durch Eigenleistungen und Spenden konnte das gesamte Projekt finanziert werden. "Die Quelle kostet die Stiftung keinen Cent", stellt Gossenberger klar. Ohne die Arbeit von Ehrenamtlichen wie Horst Heubner und Werner Pfeuffer (Bau der Ruhebank) sowie unentgeltlich geleisteter Hilfe der Firmen Hartung (Gemünda, Erdarbeiten), Borzelt (Gemünda, Stele und Granit-Wangen), Kasper (Lindenau, Kalksteine), Geiss (Seßlach, Bearbeitung der Platte) und Popp (Stahlrahmen für die Metallplatten) hätte die Anlage zwischen 20.000 und 30.000 Euro gekostet, vermutet Dressel. So kamen "nur" 5000 Euro an Materialkosten zusammen, von denen die Stadt Seßlach zehn Prozent übernahm. Die Beschilderung von Stele und Quelle sponsert die Niederfüllbacher Stiftung.
Wasser hat Trinkwasserqualität
Bisher nutzen nur Bienen, Wespen und Vögel die "Tränke", doch das soll sich ändern: "Die Quelle läuft nicht nur super", bestätigt Dressel, "das Wasser hat auch Trinkwasserqualität und kann bedenkenlos getrunken werden." Das hätten entsprechende Untersuchungen ergeben. Und so drängt sich der idyllische Platz unweit des Zweiländerweges, des Ummerstädter Kreuzes und der Kapelle an der Heiligenleite geradezu als Rastplatz auf, für Wanderer, Pilger und Spaziergänger.
Die Weihe der gut beschilderten Quelle erfolgt am Sonntag, 27. Mai, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst, der vom Posaunenchor Gemünda gestaltet wird. Anschließend stellen der Stiftungsvorsitzende Hendrik Dressel und Planer Josef Starkl die künstlerische Gestaltung vor. Für Speis' und Trank ist gesorgt. Bei Regen wird die Einweihung verschoben; der Gottesdienst findet dann statt im Freien im Gemeindehaus statt.