Die Nachfrage an Produkten aus natürlichen Materialien steigt. Auch jüngere Leute kaufen verstärkt Flechtwaren.
Im Lager von Franz Müller Flechtwaren stapeln sich geflochtene Körbe in allen Größen und Formen. Zum Sortiment zählen Körbe aus echter, geflochtener Weide, Körbe für Kaminholz und Einkaufskörbe. Im Ausstellungsraum direkt nebenan gibt es noch weitaus mehr Produkte in Flechtoptik.
Unter anderem stehen Übertöpfe für Pflanzen und Boxen zur Aufbewahrung in den Regalen. Aber auch Schalen aus Holz. "Produkte aus natürlichen Materialien sind seit Jahren wieder mehr gefragt", sagt Geschäftsführer Imaan Bukhari. Um selbst Trendforschung zu betreiben, ist das Unternehmen laut Bukhari zu klein.
Natürliche Materialien gefragt
Der Besuch von Messen war wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht möglich. "Die Eindrücke, die man durch Messen, aus Zeitschriften und durch Kundengespräche gewinnt, sind rein subjektiv", räumt Bukhari ein. Er habe allerdings das Gefühl, dass Korb und Geflochtenes wieder einen positiven Trend verspüren würden.
Bukhari, der seit über drei Jahren als Geschäftsführer bei Franz Müller Flechtwaren angestellt ist, beobachtet schon länger, dass einige Kunden wieder mehr Wert auf natürliche Produkte legen. In diesem Zusammenhang spricht er sogar von einem "Megatrend", bei dem die Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle spielt: "Es geht nicht nur um Geflochtenes per se, sondern beispielsweise auch um Hölzer. Was die gestiegene Nachfrage an Geflochtenem anbelangt, würde ich sagen, dass es sich um eine Modeerscheinung handelt."
Funktion und Preis entscheiden
Vor etwa zwei Jahren hat es das Geflochtene in die Modebranche geschafft. Unter anderem bieten die Designerlabels Prada und Valentino Handtaschen in Flechtoptik zu vierstelligen Eurobeträgen an. Das findet Bukhari bemerkenswert: "Die Zielgruppe hatte sich vorher eher wenig damit befasst." Bei den letzten Messen, die 2019 stattfanden, sei der Trend jenseits von Prada und Co. in der Breite noch nicht zu beobachten gewesen. "Ich habe den Eindruck, dass solche Optiken wieder interessanter werden - mit dem passenden Material passen sie dann auch noch zum Megatrend."
Ob Handtaschen und andere modische Accessoires auch in der Zielgruppe, die Franz Müller Flechtwaren bedient, relevant werden, kann Imaan Bukhari nur schwer einschätzen. "Ohne Designerlabel könnten geflochtene Taschen auch günstiger hergestellt werden. Nutzen und Preis spielen bei unseren Kunden eine wichtige Rolle", sagt er. Wichtig sei es, dass die Preise nicht ins unendliche steigen und die Produkte ihre Funktion erfüllen.
In die Einrichtung integriert
Der durchschnittliche Preis für die Körbe liege zwischen zehn und 30 Euro. "Generell habe ich das Gefühl, dass auch jüngere Leute Flechtwaren kaufen." Nicht nur in der Modewelt, sondern auch in der Einrichtungsbranche sind Flechtstrukturen wieder gefragt.
Der Zyklus der Trends wiederholt sich: "Es wird ruhiger und dann wollen es die Leute wieder gemütlicher und wohnlicher", sagt Mathias Wichtrey, Inhaber des gleichnamigen Einrichtungshauses in Coburg. In den letzten Jahren waren haptische Oberflächen wieder mehr gefragt.
Accessoires in Flechtoptik
"Mit Flechtstrukturen werden eher kleine Flächen versehen, die meisten haben eine komplette Einrichtung, sodass große Flächen diese komplett zerreißen würden." Deshalb werden die Strukturen eher partiell als Hingucker eingebracht. Kleinere Accessoires in Flechtoptik seien demgegenüber immer gefragt. Ganze Möbel aus Bast werden nicht produziert. "Der Bast wird nur auf Flächen angebracht, das Naturmaterial ist sehr teuer."