Neundorfer fühlen sich über den Tisch gezogen

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Um die Schule in Neundorf wird immer noch heftig diskutiert, vor allem, nachdem bekannt wurde, dass die Gemeinde Weitramsdorf das Gebäude recht kurzfristig verkauft hat. Archivbild: Michael Stelzner
Um die Schule in Neundorf wird immer noch heftig diskutiert, vor allem, nachdem bekannt wurde, dass die Gemeinde Weitramsdorf das Gebäude recht kurzfristig verkauft hat. Archivbild: Michael Stelzner

Wie zu erwarten war, stand der Verkauf der ehemaligen Schule im Fokus der Bürgerversammlung im Weitramsdorfer Gemeindeteil Neundorf.

Bürger, die im "Alten Brauhaus" auf nähere Informationen hofften, wurden enttäuscht. Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) verwies auf die Geheimhaltung. Überhaupt beantwortete er Fragen der Bürger ausweichend oder mit Gegenfragen.

Das Thema Schule kam zur Sprache, nachdem Bauersachs den Haushalt vorgetragen hatte. Unter Veräußerung von Anlagevermögen nannte er eine Summe von 61 000 Euro. Hier hakten die Bürger nach und wollten wissen, ob in diesem Betrag auch der Verkauf der leer stehenden Schule enthalten sei. Dies bejahte Kämmerer Christian Reuß, nähere Angaben zum Verkaufswert machte er nicht. Bauersachs betonte, dass Geldangelegenheiten grundsätzlich nicht öffentlich behandelt würden. Damit wollten sich die Bürger im voll besetzten Gasthaus nicht zufrieden geben. Das Gebäude sei angeblich für nur 10 000 Euro verschleudert worden, wurde gemunkelt.


Die Leute wollen mehr wissen

Wie beispielsweise Hans Haake, ein Neundorfer Bürger betonte, bestünde durchaus ein öffentliches Interesse an diesem Vorgang. "Die Gemeinde darf ein Haus doch nicht unter Wert verkaufen, es sei denn, es gibt einen Grund, und den würden die Bürger gerne wissen." Bauersachs bliebt bei seiner Aussage, er halte sich an Recht und Gesetz, er wolle weder eine Strafe zahlen noch in den "Knast." "Wir sind zur Geheimhaltung verpflichtet oder wollt ihr, dass sich jeder blank auszieht." Die Neundorfer ärgerte diese Haltung, Raimund Lossner erinnerte beispielsweise den Bürgermeister an sein 10-Punkte-Programm, dazu habe auch mehr Transparenz gehört. "Wo ist hier die Transparenz? Seit deiner Wahl ist es damit schlechter geworden." An Bürgerversammlungen, so Lossner, brauche man künftig nicht mehr teilzunehmen, weil man auf keine einzige Frage eine Antwort erhalte.

Immerhin sagte Bauersachs, dass die Vereine zehn Jahre bis zum Jahr 2027 die Räume in der Schule weiter nutzen dürfen.
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Echt scheiße"

Über die fehlende Kooperation vonseiten der Gemeinde beklagte sich auch Andreas Böhm, der Vorsitzender der Blaskapelle Neundorf ist, er nannte dies "echt scheiße." Dies bestätigte Claudia Helmprobst vom Radlerverein Concordia Neundorf. "Ihr müsst euch nicht wundern, wenn wir angepisst sind. Uns sind die Entscheidungen vor den Latz geknallt worden", sagte sie. Die Gemeinde hätte das Konzept ohne die Vereine gemacht, die Unterstützung vonseiten der Gemeinde liege brach und auf Antworten müsse man wochenlang warten. Sehr kurzfristig sei das Haus zum Verkauf im gemeindlichen Mitteilungsblatt angeboten worden. Es habe für Bürger und Vereine keine Möglichkeit zum Handeln gegeben. "Zu diesem Preis hätten wir die Schule auch kaufen können. Wir Neundorfer fühlen uns über den Tisch gezogen," sagte Helmprobst.

Die Neundorfer verstehen auch nicht, warum eine angrenzende öffentliche Wiese verkauft wurde. Hier führe schließlich ein Weg zum Leichenhaus.


Bauersachs soll sich Gedanken machen

Andreas Neumer, Leiter der Projektgruppe Bürgerhaus, legte sachlich die Chronologie der Vorgänge dar. "Die Taktik dahinter verstehe ich nicht, deine Äußerungen drehen sich um 180 Grad", sagte er an den Bürgermeister gerichtet. Bauersachs müsse sich ernsthaft Gedanken über den Umgang mit Bürgern und Vereinen machen.

Zu weiteren Fragen erhielten die Bürger ausweichende Antworten. Als Andreas Böhm beispielsweise auf "ein Dreckloch" hinwies, sagte Bauersachs, er sehe hier keine Gefahr. Eine Bürgerin machte auf einen Wanderweg aufmerksam, der in einem schlechten Zustand sein soll. Erst nach Drängen der Bürger sagte er, der Weg werde angeschaut. Ein Bürger bemängelte, dass im Zuge der Baumaßnahmen an der B 303 die Sichtbereiche in den Ausfahrten zu den Gemeindeteilen eingeschränkt seien. Bauersachs verwies auf DIN-Normen und fügte aber später hinzu, er werde es an das Straßenbauamt herantragen.