Im Rock-Western "Tombstone - oder Das Duell" von Schauspielchef Matthias Straub rauchen die Colts und fliegen die Fäuste wieder am Landestheater Coburg.
Der Coburger Mohr brüllt wieder. Bei "B & B Productions" im Vorspann zum Bühnen-Western "Tombstone - oder Das Duell". Genau, wie der Löwe bei Metro-Goldwyn-Mayer im Vorspann zu den großen Film-Western. Einen Bühnen-Western hat doch in der letzten Spielzeit Schauspielchef Mathias Straub im Landestheater Coburg herausgebracht, cool, rockig ins Herz schießend, hinreißend zwischen Verneigung vor dem guten alten Genre, melancholischer Lonesome-Cowboy-Tragik und sanfter Ironie, in einer kompletten, stilechten Westerntown auf kleinstem Drehbühnen-Raum und musikalisch mitreißend unter der Leitung von Roland Fister.
Voll war das Landestheater am Samstag zu dieser zweiten Wiederaufnahme der Saison ja noch nicht.
Die Coburger, auch die regionalen, brauchen wohl noch ein paar Jahre, bis sie registriert haben, dass "B & B Productions", also Intendant Bodo Busses bunte Deader-Brodug tionsgesellschaft, jetzt schon Mitte September durchstartet. Des is fei a Sörvis hier in Oberfranken. - Aber basst scho, des werd scho noch.
Die Zahl derjenigen, die bereits geschaltet haben und am Samstag in das Erfolgsmusical gegangen sind, hat ausgereicht für einen ordentlichen Trampel- und Applaussturm im Anschluss an den zweieinhalb-stündigen Showdown. Auf dessen Höhepunkt - wir befinden uns im staubigen Arizona des Jahres 1882 - steht Bruderherz gegen Bruderherz, der Gute gegen den Bösen. Letzteren faucht abgefeimt noch immer Frederik Leberle als der Schurke an sich.
Den einsamen Guten gibt es jetzt, nachdem Sönke Schnitzer Coburg wieder verlassen hat, in der Version von Nils Liebscher b(im Bild oben rechts, mit Anne Rieckhof und Dirk Mestmacher).
Lonesome Cowboy Der macht das auch gut, breitbeinig und bei den großen Songs wie "Hotel California" mit Sensibilität und gleichzeitig heroischer Größe in der Stimme, als "Man of Constant Sorrow" (von Dick Burnett), von ewiger Traurigkeit eben.
Zugegeben, die neue Western-Bande muss sich erst noch richtig zusammenfinden. Anne Rieckhof und Ingo Paulick fügen sich als Amy und Cody zuverlässig ein. Dirk Mestmacher ist allerdings noch auf der Suche nach dem vom Leben gebrochenen, leidend-versoffenen Sheriff Dude.
Und auch die Rockband musste sich anfangs einige Male hörbar räuspern (vor allem die Trompete), bevor sie im Laufe des Abend wieder mit fetzigem E-Gitarren-Sound leidenschaftlicher "knock, nock, knock on heaven's door" pochte.
Unbeirrt von allen Anfangsschwierigkeiten gab Thorsten Köhler den tapferen "Krüppel" Stumpy schauspielerisch beeindruckend wie eh. Und die Saloondamen Alina Friedrich, Jana Kristina Lobreyer und Marina Esslinger lassen Röcke und Stimmen im puren Show-Vergnügen rauschen.
Also Leute, was nun? Die Theatergäule sind gesattelt.
"Tombstone - oder Das Duell". Rockwestern von Matthias Straub. Musikalische Leitung
Roland Fister, Bühnenbild
Till Kuhnert, Kostüme Carola Volles, Choreografie Jochen Schmidtke /Jean-Loup Fourure, Dramaturgie Georg Mellert.
Darsteller Nils Liebscher, Dirk Mestmacher, Thorsten Köhler, Niklaus Scheibli, Frederik Leberle, Ingo Paulick, Sandrina Nitschke, Anne Rieckhof, Eva-Marianne Berger, Alina Friedrich, Jana Kristina Lob reyer, Marina Essling. Statisterie des Landestheaters.
Weitere Vorstellungen 28. September, 18 Uhr, 26. Oktober, 18 Uhr, 22. November, 19.30 Uhr