Mit 62 Jahren noch topfit im Sattel

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Luis (6) und Mats (3) sind vom "Rad-Virus" ihres großen Opas infiziert. Harald Höhn sorgt stets für ideale Voraussetzungen an den kleinen Rädern, die auf dem neusten technischen Stand sind.Christoph Böger
Luis (6) und Mats (3) sind vom "Rad-Virus" ihres großen Opas infiziert.  Harald Höhn sorgt stets für ideale Voraussetzungen an den kleinen Rädern, die auf dem neusten technischen Stand sind.Christoph Böger
Treue Trainingspartner und beste Freunde: Harald Höhn und der Neustadter Volker Stegner.Wolfgang Desombre
Treue Trainingspartner und beste Freunde: Harald Höhn und der Neustadter Volker Stegner.Wolfgang Desombre
 
In den Alpen war der inzwischen 62-jährige Neustadter öfters auch mit seinem Rennrad unterwegs.privat
In den Alpen war der inzwischen 62-jährige Neustadter öfters auch mit seinem  Rennrad unterwegs.privat
 
Harald Höhn hatte in seiner langen Karriere nie einen schweren Sturz. Insider sagen: "Er fährt mit Köpfchen".Christoph Winter
Harald Höhn hatte in seiner langen Karriere nie einen schweren Sturz. Insider sagen: "Er fährt mit Köpfchen".Christoph Winter
 

Harald Höhn aus Neustadt ist der erfolgreichste Fahrer der Region. Der 62-Jährige wurde Bayerischer Meister, holte Bronze bei der DM und startete bei der WM. Sein Sohn sowie die Enkel Mats und Luis treten in "große Pedale".

Der sechsjährige Luis und sein drei Jahre jüngerer Bruder Mats sind infiziert. Infiziert von der Radsport-Affinität ihres Opas Harald. Der ist 62 Jahre jung, drahtig wie ein 30-Jähriger, topfit und voller Lebensfreude, wenn er Fahrräder um sich hat und seine beiden Enkel zwischen seinen langen Beinen.

In bunten Renntrikots rennen die beiden "Dreikäsehochs" durch seinen Garten in der Hans-Rollwagen-Straße in Neustadt. In jeder Ecke hängen, stehen oder liegen irgendwelche Utensilien. Helme, Räder und spezielles Werkzeug lassen auf eine bewegte Vergangenheit auf zwei Räder schließen.

Als Enduro-Fahrer gestartet

Und tatsächlich: Höhn war bis 1988 als Endurofahrer unterwegs. Bei Motorsport-Veranstaltungen und Trainingsstrecken gab es aber immer wieder massive Probleme mit Genehmigungen. Als die beliebte Neustadter Geländefahrt nicht mehr ausgetragen werden durfte, hatte Höhn "die Schnauze voll". Da kam es ihm gerade recht, dass zu dieser Zeit, also zwischen 1987 und 1988, die MTB-Welle aus Amerika nach Deutschland schwappte.

Sieben Ritzel am Hinterrad

In den Zweiradgeschäften gab es die ersten MTBs zu kaufen. Ausgestattet waren diese damals besonderen Fahrräder mit drei Kettenblättern vorne und sieben Ritzeln am Hinterrad. Gebremst wurde mit etwas stabileren Felgenbremsen.

Auf die 26-Zoll-Laufräder wurden breitere, grobstollige Reifen montiert. Heute kommen diese Fahrräder teilweise mit einer komfortablen Federung und 29 Laufrädern auf den Markt. Vorne gibt es nur noch ein Kettenblatt und am Hinterrad hat die Kassette zwölf Ritzel mit zehn Zähnen für das kleinste und mit 50 Zähnen für das größte. So kommen die Mountainbiker auf eine enorme Bandbreite und keine Übersetzung wiederholt sich. Zum Stehen kommt so ein Geländerad mit speziell entwickelten Scheibenbremsen.

"Natürlich stand auch bei mir sofort so ein neuartiges Mountainbike im Keller", sagt Höhn. Schnell bildete sich eine Gruppe Gleichgesinnter in Neustadt. "Wir trainierten gemeinsam und organisierten anspruchsvolle Ausfahrten", erinnert er sich noch sehr gerne an diese abenteuerlichen Anfangszeiten auf den Mountainbikes.

Ideale Trainingsbedingungen

Gerade das Coburger Land war zum Mountainbiken hervorragend geeignet. Und nach der Grenzöffnung nutzten die Neustadter auch die langen Strecken im Thüringer Wald als ideales Trainingsgelände. Natürlich wurde dabei auch um die Wette gefahren.

Das erste Rennen organisierte der Ski Club Neustadt auf dem Sportgelände des TSV Ketschenbach. Immerhin fanden damals 49 Teilnehmer den Weg in die Bayerische Puppenstadt. Bei der bayerischen Meisterschaft 1998 waren exakt 412 Teilnehmer am Start - eine tolle und nie wieder erreichte Zahl. Erfolge blieben bei so viel Ehrgeiz natürlich nicht aus. In Harald Höhns langer Rennkarriere standen nicht nur Ein-Tages-Rennen, sondern auch mehrtägige Etappenrennen auf dem Programm. Sowohl mit dem Mountainbike, als auch mit dem Rennrad. Die größten Triumphe feierte er bei den Bayerischen Meisterschaften, als er zwei Mal den Titel gewann. Bei den Deutschen Meisterschaften wurde er hervorragender Dritter und bei den Weltmeisterschaften landete der Neustadter 1995 in Kirchzarten bei 147 Startern auf dem 50. Platz.

Start bei der WM 1995

In der Seniorenklasse waren viele Ex-Straßenprofis am Start, deshalb war dieses Resultat herausragend. Der dritte Platz in der Senioren-Mannschaftswertung bei der 24-Stunden-Weltmeisterschaft in Maxhütte bleiben ihm ebenso in bester Erinnerung wie viele weitere Top-Platzierungen in der MTB-Bundesliga und in der Bayernliga oder die schönen Erfolge bei der Trans Germany und beim Zollern Alp - das sind äußerst anspruchsvolle, mehrtägige Etappenrennen.

Mit dem Rennrad nahm der lange Neustadter zweimal an der Deutschlandtour bei den Amateuren teil. "Ein Highlight mit dem Straßenrad war die Trans Alp von Oberammergau nach Riva zum Gardasee. In sieben Tagen absolvierten wir damals 800 Kilometer und 18600 Höhenmeter". Mit "wir" meint Höhn seinen langjährigen Weggefährten und treuen Teampartner Volker Stegner.

Harte, lange Trainingseinheiten

Mit dem Neustadter legte er unzählige Trainingskilometer zurück. Geübt wurde quasi täglich. "Und am Wochenende trafen wir uns zu langen Grundlageneinheiten, also vier bis fünf Stunden Straßentraining."

Auch heute steht Mountainbike-Fahren bei Harald Höhn noch oft auf dem Programm, allerdings längst nicht mehr rennorientiert. Sein Sohn Florian - der stolze Vater von Mats und Luis - fährt ebenfalls mit großer Begeisterung. Er tritt eindeutig in die Pedale seines Vaters: Bayernliga-Gesamtsieg, Bayerischer Meister und vierter Platz bei den Deutschen MTB-Meisterschaften in der Jugendklasse.

Ganz sicher hat er das Gen seines Vaters bereits auf Mats und Luis übertragen...