Harald Höhn aus Neustadt ist der erfolgreichste Fahrer der Region. Der 62-Jährige wurde Bayerischer Meister, holte Bronze bei der DM und startete bei der WM. Sein Sohn sowie die Enkel Mats und Luis treten in "große Pedale".
Der sechsjährige Luis und sein drei Jahre jüngerer Bruder Mats sind infiziert. Infiziert von der Radsport-Affinität ihres Opas Harald. Der ist 62 Jahre jung, drahtig wie ein 30-Jähriger, topfit und voller Lebensfreude, wenn er Fahrräder um sich hat und seine beiden Enkel zwischen seinen langen Beinen.
In bunten Renntrikots rennen die beiden "Dreikäsehochs" durch seinen Garten in der Hans-Rollwagen-Straße in Neustadt. In jeder Ecke hängen, stehen oder liegen irgendwelche Utensilien. Helme, Räder und spezielles Werkzeug lassen auf eine bewegte Vergangenheit auf zwei Räder schließen.
Als Enduro-Fahrer gestartet
Und tatsächlich: Höhn war bis 1988 als Endurofahrer unterwegs. Bei Motorsport-Veranstaltungen und Trainingsstrecken gab es aber immer wieder massive Probleme mit Genehmigungen. Als die beliebte Neustadter Geländefahrt nicht mehr ausgetragen werden durfte, hatte Höhn "die Schnauze voll". Da kam es ihm gerade recht, dass zu dieser Zeit, also zwischen 1987 und 1988, die MTB-Welle aus Amerika nach Deutschland schwappte.
Sieben Ritzel am Hinterrad
In den Zweiradgeschäften gab es die ersten MTBs zu kaufen. Ausgestattet waren diese damals besonderen Fahrräder mit drei Kettenblättern vorne und sieben Ritzeln am Hinterrad. Gebremst wurde mit etwas stabileren Felgenbremsen.
Auf die 26-Zoll-Laufräder wurden breitere, grobstollige Reifen montiert. Heute kommen diese Fahrräder teilweise mit einer komfortablen Federung und 29 Laufrädern auf den Markt. Vorne gibt es nur noch ein Kettenblatt und am Hinterrad hat die Kassette zwölf Ritzel mit zehn Zähnen für das kleinste und mit 50 Zähnen für das größte. So kommen die Mountainbiker auf eine enorme Bandbreite und keine Übersetzung wiederholt sich. Zum Stehen kommt so ein Geländerad mit speziell entwickelten Scheibenbremsen.
"Natürlich stand auch bei mir sofort so ein neuartiges Mountainbike im Keller", sagt Höhn. Schnell bildete sich eine Gruppe Gleichgesinnter in Neustadt. "Wir trainierten gemeinsam und organisierten anspruchsvolle Ausfahrten", erinnert er sich noch sehr gerne an diese abenteuerlichen Anfangszeiten auf den Mountainbikes.
Ideale Trainingsbedingungen
Gerade das Coburger Land war zum Mountainbiken hervorragend geeignet. Und nach der Grenzöffnung nutzten die Neustadter auch die langen Strecken im Thüringer Wald als ideales Trainingsgelände. Natürlich wurde dabei auch um die Wette gefahren.