Coburgs Einzelhändler lassen sich von den Corona-Maßnahmen nicht unterkriegen. Drei Ladenbetreiber erzählen, wie sie das außergewöhnliche Jahr erlebt haben.
Vor dem Eingang ihres Geschäfts im Steinweg hat Sabine Höll einen kleinen Weihnachtsmarkt aufgebaut. Dort gibt es hölzerne Teelichtständer sowie Kerzenhalter, Tassen und Glaskugeln, auf denen die Veste abgebildet ist. "Man muss trotz Corona nach vorne schauen und etwas für die Kunden bieten", sagt die Inhaberin des Secondhandladens Secondo Engelservice.
Das Sortiment erweitern
Auf die Pandemie hat die Coburgerin im März direkt reagiert. "Mein Sohn hat mir sofort einen Online-Shop eingerichtet und ich habe begonnen, Masken zu nähen." Die Idee mit den Masken hatte ihre Nachbarin. Am Anfang haben beide gemeinsam genäht, dann Höll alleine. "Ich habe zu Hause durchgearbeitet, die Kunden konnten die Masken während des ersten Lockdowns kontaktlos abholen." Rückblickend ist Höll vor allem ihrer Vermieterin, die während des ersten Lockdowns kulant war und sie unterstützt hat, sehr dankbar.
Normalerweise liegt Hölls Hauptaugenmerk auf dem Verkauf von Secondhand-Kleidung. "Wegen der Hygieneregeln kann ich momentan keine Umkleidekabine zur Verfügung stellen", sagt die Verkäuferin. Ihr ist es wichtig, trotzdem attraktiv für die Kunden zu bleiben. Deshalb hat sie ihr Sortiment nicht nur um den Weihnachtsmarkt vor dem Laden erweitert. "Ich verkaufe jetzt auch Socken aus Alpakawolle und Seife aus Alpaka-Keratin." (Anm: Ein Protein, gut für Haare.)
Jubiläum musste ausfallen
Nur eine Straße weiter, in der Spitalgasse, betreibt Stefan Stahl in vierter Generation sein gleichnamiges Juweliergeschäft. "Unser Geschäft hat zwei Weltkriege überlebt, dann überleben wir auch Corona", ist er überzeugt. Die fünfte Generation ist bereits gesichert: "Meine Tochter hat gerade die Meisterprüfung zum Gold- und Silberschmied abgelegt und studiert jetzt Schmuckdesign in Belgien."
Nach dem Lockdown im Frühjahr hat sich alles wieder stabilisiert. "Die Kundenfrequenz ist niedriger. Man merkt, dass die Leute aufgefordert sind, daheim zu bleiben, um gesund zu bleiben", erzählt der 57-Jährige. Das macht sich beim Verkauf von Mitnahmeartikeln bemerkbar. "Die Kunden kommen gezielt, um klassische Artikel, wie Uhren von Porsche Design oder Mühle Glashütten zu kaufen. Modische Artikel werden seltener gekauft."
Besonders bedauert Stahl, dass das 125-jährige Firmenjubiläum abgesagt werden musste: "Wir wollten mit 200 Gästen in der Pakethalle feiern, die zweite Hälfte der Einladungen haben wir wegen des Lockdowns gar nicht mehr verschickt. Das war unsere erste Erfahrung mit Corona." Der Coburger sieht der Zukunft dennoch positiv entgegen. "Ich hoffe, dass wir unser 150. Jubiläum feiern können, ich wäre dann 83", sagt er.
Kunden schätzen Beratung
Im Gegensatz zu Höll hat sich Tanya Fischer-Schmidt bewusst gegen einen Online-Shop für ihr Geschäft RahmenART Fischer entschieden. Ihre Kunden würden die persönliche Betreuung sehr schätzen.
"Wir hätten nicht schließen müssen, weil wir als ein Handwerksbetrieb zählen", erzählt die 43-Jährige. Da während des ersten Lockdowns kaum jemand in Coburg unterwegs war, blieb ihr Geschäft in der Webergasse dennoch für acht Wochen geschlossen. "Ich habe es aber auch genossen, mehr Zeit mit meinem dreijährigen Sohn und meiner 16-jährigen Tochter zu verbringen."
Die größte Herausforderung nach der Wiedereröffnung war die Betreuung des Dreijährigen. "Der Kindergarten hatte geschlossen. Mein Mann, meine Schwiegermutter und ich haben uns dann mit der Kinderbetreuung abgewechselt", berichtet Fischer-Schmidt. Über Wochen ist sie abends, wenn ihr Mann nach der Arbeit nach Hause kam, ins Geschäft gegangen, um Bilder zu rahmen. "Ich hatte viele Aufträge, die Leute wollten ihr Zuhause verschönern."