HSC Coburg: Wer glaubt ans "große Ding"?

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Nicht alle Anhänger des HSC 2000 Coburg sind so euphorisch wie diese drei treuen Mitglieder des Fanclubs Veste Nord. Der Stachel der Enttäuschung wegen des auf der Zielgerade 2019 noch verspielten Aufstieges steckt bei manchem HSCler nämlich tiefer als man glaubt. Mit einem weiteren Heimsieg am Samstagabend gegen den TV Hüttenberg können die Spieler ihr Publikum allerdings wieder ein stückweit mehr vom Aufstieg in die 1. Bundesliga überzeugen. Foto: Michael Weiß
Nicht alle Anhänger des HSC 2000 Coburg sind so euphorisch wie diese drei treuen Mitglieder des Fanclubs Veste Nord. Der Stachel der Enttäuschung wegen des auf der Zielgerade 2019 noch verspielten Aufstieges steckt bei manchem HSCler nämlich tiefer als man glaubt. Mit einem weiteren Heimsieg am Samstagabend gegen den TV Hüttenberg können die Spieler ihr Publikum allerdings wieder ein stückweit mehr vom Aufstieg in die 1. Bundesliga überzeugen. Foto: Michael Weiß

In der HUK-Arena ist der Knoten längst geplatzt, aber wann bricht beim HSC 2000 Coburg und seinen vielen Anhängern die Aufstiegseuphorie aus?

Schafft der HSC den Aufstieg oder geht den Jungs auf der Zielgerade wie in der Vorsaison die Puste aus? Das Handball-Fieber in Coburg steigt. Die Fans sind derzeit hin- und hergerissen, keiner ist sich seiner Sache sicher. In und rund um die Vestestadt herrscht maximal gebremster Optimismus, obwohl die stärkste Liga der Welt lockt.

Und das trotz der perfekten Heimbilanz: Neun Spiele - neun Siege. Trotz der alleinigen Tabellenführung. Trotz des auf allen Positionen hervorragend besetzten Kaders mit aktuell lediglich einem verletzten Spieler. Für den wegen eines lädierten Handgelenks noch ein paar Wochen fehlenden Marcel Timm springen aber Kapitän Sebastian Weber und der tschechische Nationalspieler Stepan Zeman am Kreis in die Bresche.

Stachel der Enttäuschung hemmt

Sitzt der Stachel der Enttäuschung wegen des auf der Zielgerade noch verspielten Aufstieges im Vorjahr tatsächlich so tief? Nicht nur beim Anhang, auch bei den Verantwortlichen, allen voran beim Trainer und Sportlichen Leiter, hat der Misserfolg 2019 Spuren hinterlassen.

Aber nicht nur Gorr warnt vor jedem Spiel und vor jedem Gegner. Vom Vorstandssprecher über den Geschäftsführer bis hin zur Sekretärin in der HSC-Geschäftsstelle geben sich derzeit alle Mitarbeiter gebetsmühlenartig demütig. Niemand nimmt voreilig den Fuß von der Euphoriebremse!

Die Gründe dafür sind klar: Diese 2. Liga ist unberechenbar. Die Konkurrenz groß. Bei Heimspielen steigt der Druck, auswärts wird jedes Spiel zur Achterbahnfahrt. Jüngstes Beispiel der Krimi von Gummersbach: Der Spitzenreiter reiste aufgrund der aktuellen Formkurve lediglich als Außenseiter zum Altmeister. Umso überraschender: Der HSC trumpfte im Stile eines kommenden Meisters 53 Minuten lang groß auf, hatte die Partie im Griff, führte schon mit vier Toren - den Sieg vor Augen. Doch dann ein Wechselbad der Gefühle mit einem Wechselfehler, wie er in der Oberliga nicht passieren sollte. Die Folge: Die Führung futsch. Den Sieg verspielt.

Enttäuschung einfach abhaken

24:24 - ein Punkt in Gummersbach. Das Unentschieden hätten die Gelben vor der Partie sofort unterschrieben, danach überwog allerdings die Enttäuschung über den leichtsinnig vergebenen Big Point. Der ehemalige Deutsche Meister hätte an seiner ersten Heimniederlage in dieser Saison und einem damit verbundenen Fünf-Punkte-Rückstand auf Primus Coburg sicher lang zu knabbern gehabt. So aber liegt der "Geheimfavorit" weiter in Lauerstellung.

Den Zweitausendern kann's trotzdem egal sein. Denn die Fakten sprechen 13 Spieltage vor Schluss für Coburg: Die beste Ausgangsposition in der Tabelle, ein Restprogramm mit mehr Heim- als Auswärtsspielen und die beiden Verfolger aus Bietigheim und Essen müssen noch in den gefürchteten Coburger Sporttempel. Dazu hervorragende personelle Voraussetzungen in der entscheidenden Saisonphase. Und nicht zu vergessen: der gerne "als die besten Fans der Liga" zitierte Anhang.

Längst kein Traum mehr

Dennoch fehlt dem Umfeld immer noch der absolute Glaube an diese Mannschaft und vor allem an das "große Ding". Dabei ist der Aufstieg längst kein Traum mehr - er ist greifbare Realität. Erst recht, wenn es Gorr, Häfner & Co. in den nächsten Wochen gelingt, ihre gelb-schwarze Zurückhaltung aufzugeben. Denn bei aller wohltuenden Bescheidenheit gilt es in der "Crunch-Time" Euphorie zu entfachen. Denn nur dann werden die letzten Kraftreserven bei den Spielern mobilisiert und der Support der Fans noch besser. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Der Gegner "Hüttenberg spielt anders Handball" Wenn am Samstagabend um 19.30 Uhr das Heimspiel gegen den TV Hüttenberg in der HUK-Arena angepfiffen wird, dann müssen sich die Spieler und Fans des HSC Coburg auf eine offensive Deckungsvariante einstellen: "Die Hüttenberger spielen etwas anderen Handball und sind gerade in der Deckung für ihre 3:2:1-Abwehr bekannt. Sie spielen mit viel Aggressivität und schaffen Kontaktsituationen", weiß Jan Gorr.

Viel Zweikampf-Qualität

Der Coburger Trainer will mit seinen Spielern im Vorfeld genau ausloten, was möglich ist und was nicht. "Es wird darauf ankommen, dass wir die Räume gut nutzen. Und wir brauchen ein hohes Maß an Zweikampf-Qualität, ohne sich in blindes Zweikampfspiel zu verzetteln. Das ist ein Spagat, der, wenn es einmal hektisch wird und wenn man mal härter angegangen wird, nur schwer gelingt", so der Cheftrainer.

Bester "Wackler" der Liga

Im Hüttenberger Angriff hat er vor Mittelmann Tomáš Sklenák großen Respekt: "Er hat wohl den besten Wackler der Liga". Außerdem verfügt Gorrs Ex-Klub über zwei wurfgewaltige "Halbe" und spielt die Angriffe oft bis zum Schluss über den Kreis geschickt aus.

Doch unorthodoxe Deckungsvarianten, Wackler, Rückraum-Kanoniere und raffinierte Kreisanspiele hin oder her - der HSC hat mit dem TV Hüttenberg noch eine Rechnung offen. Das Hinspiel ging aufgrund von strittigen Entscheidungen der Schiedsrichterinnen knapp verloren. Einen anschließenden Protest zog der HSC wegen zu geringer Aussichten auf Erfolg verbunden mit zusätzlichen Unkosten wieder zurück. Am Samstag wollen Varvne & Co. die richtige Antwort auf der Platte geben. oph

Das Aufgebot HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum - Jaeger, Wucherpfennig, Sproß, Kelm, Weber, Billek, Knauer, Zetterman, Varvne, Zeman, Schröder, Neuhold Es fehlt: Timm (verletzt) Trainer: Jan Gorr