Nach einem Jahr voller Rückschläge scheint das Naturbad "Autilus" nun finanzierbar. Einstimmig wiedergewählt wurde der Vorstand des Fördervereins.
Gute Nachrichten für die Mitglieder des Fördervereins Freibad-Freizeitanlage Autenhausen kündigte Vorsitzender Andreas Gsänger gleich zu Beginn der Hauptversammlung am Freitagabend im Sportheim des VfB Autenhausen an. Mitgebracht hatte diese Bürgermeister Martin Mittag (CSU): Ein neues Förderprogramm des Bundes würde den von der Stadt Seßlach aufzubringenden Eigenanteil auf knapp 110 000 Euro reduzieren. Damit wäre der Umbau zum Naturbad finanzierbar.
"Es hat sich richtig viel getan", betonte der Rathauschef. Wie Mittag weiter informierte, hat mittlerweile das Amt für ländliche Entwicklung (AlE) zugestimmt, das Projekt als "einfache Dorferneuerungsmaßnahme" zu unterstützen. Diese wäre mit dem Sonderförderungsprogramm kombinierbar, anders als die ursprünglich vorgesehene Sanierung über ELER (Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums). "Das AlE will ausdrücklich unser Bauvorhaben unterstützten und erkennt auch die deutlichen Baumehrkosten an", erläuterte der Bürgermeister. Obendrein würde die Einstufung als Dorferneuerung eine um 25 000 Euro höhere Fördersumme ermöglichen. Einen weiteren Vorteil bringt der die Umbaukosten mindernde Steuerabzugsvorteil: Von Finanzamt Coburg wurde das Freibad mit Freizeitanlage am 10. August als "Betrieb gewerblicher Art" genehmigt und unterliegt nun der ermäßigten Umsatzbesteuerung. "Alles in allem ist nun eine ganz andere Hausnummer", verkündete Mittag, begleitet vom großem Applaus der rund 70 Anwesenden. Mit diesen Zahlen könne das Projekt nun angegangen werden.
Ausschreibung wird aufgeteilt
Im August brachte eine plötzliche Finanzlücke von fast 100 000 Euro den Umbau vom Frei- zum Naturbad noch an den Rande des "Aus". Auf die europaweite Generalausschreibung hatte sich nur ein Unternehmer gemeldet, dessen Angebot aber um rund 96 000 Euro über den kalkulierten Zahlen lag. "Eine erschreckende Zahl, das hätten wir haushalterisch nicht stemmen können", bestätigte Mittag. Die Stadt hob daraufhin noch vor der Sommerpause die Ausschreibung auf und plant nun, zur Kostensenkung einzelne Gewerke auszuschreiben. So sollen auch regionale Firmen zum Zuge kommen können. Im Frühjahr 2019 könne laut Mittag mit dem Umbau begonnen werden. Mittag: "Fakt ist, dass es 2019 keinen Badebetrieb geben wird."
Gegen Kritik, die Verwaltung versuche die Umgestaltung des Bades zu verhindern oder erschwere diese zumindest, wehrte sich der Bürgermeister. Immerhin habe die Stadt bereits einen "mittleren fünfstelligen Betrag" in den Ankauf der benötigten Grundstücke investiert und die Zwischenfinanzierung der Leader-Mittel in Höhe von 27 000 Euro zugesagt. Und Kämmerer Fabian Leppert habe schon im April die Anerkennung des Bades als gewerblichen Betrieb beantragt. "Wir wollen gemeinsam an einer Lösung arbeiten", betonte Mittag und fügte hinzu: "Der Weg ist jetzt zumindest ein sehr viel besserer, als er es noch vor Monaten war." Sein Lob galt allen Mitwirkenden im Förderverein: "Ihr macht da wirklich einen tollen Job!" Der Rathauschef appellierte abschließend an die Anwesenden, bei allen Problemen das direkte Gespräch mit ihm zu suchen.
Es sei nicht immer leicht für den Förderverein "das richtige Maß zwischen Loben, Danke sagen, Anschieben und Druck machen zu finden", gestand Gsänger. Sein Rückblick auf die Ereignisse seit der letzten Mitgliederversammlung im März dieses Jahres ließ erahnen, wie sehr alle Engagierten zwischen Hoffen, Bangen und Frustration geschwankt haben. Mit zahlreichen Arbeitseinsätzen wurden die Einladung zum "Come AUT-side" am 1. Mai und die Saisoneröffnung an Pfingsten vorbereitet. Letzte fiel aus, nachdem sich Schwimmmeister Siggi Schmidt plötzlich krank meldete. Ohne Rettungsschwimmer kein Badebetrieb, teilte die Stadt Anfang Juni mit. Die wurden dann zwar gefunden, doch durfte niemand ins Wasser, weil ein Zuständiger mit Ausbildung im Bereich Bädertechnik fehlte. "Betreten verboten" hieß es ab Juli am abgesperrten Schwimmbecken, woraufhin auch die Freizeitanlage verwaist blieb. "Ohne Bad kommt halt keiner", so Gsänger. Nach der Medien-Kampagne des elfjährigen Kevins keimte für die Sommerferien neue Hoffnung auf. Eine Lösung für die Kontrolle der Messwerte wurde gefunden, eine Rettungsschwimmerin stand bereit. Doch gab es für den Badebetrieb 2018 kein Happy End, weil die Wasserwerte nicht passten.
Veraltete Technik schuld
"Das Bad ist technisch am Ende", so Gsänger, und es helfe auch nicht, nach einem Schuldigen für die ausgefallene Saison zu suchen. Trotzdem fand der Vorsitzende die Begründung "zumindest komisch": Bei den monierten THM-Werten seien die Richtlinien für Hallenbäder zugrunde gelegt worden. In Freibädern seien diese "sehr flüchtigen Stoffe" hingegen durch den ständigen Luftwechsel weniger bedenklich. Und das gefundene Aluminium flocke mit Schmutzteilchen aus und sei sonst leicht auszufiltern. Zwar konnten in Autenhausen wegen der alten Filteranlage noch Alureste nachgewiesen werden, doch dürfe im Trinkwasser vier Mal so viel Aluminium drin sein wie die Grenzwerte fürs Bad verlangten, kritisierte der Autenhausener. Alu werde aber auch über die Haut aufgenommen, kommentierte der ebenfalls anwesende Landrat Michael Busch diese Äußerung.
Für den von der Leader-Region geförderten Umbau von Kioskgebäude und Freizeitanlage sowie das Aufstellen von Sanitärcontainern muss der Förderverein die Hälfte der Kosten durch Eigenleistungen (91 500 Euro) sowie die vorerst von der Stadt co-finanzierten 27 000 Euro selber tragen. Trotz Ausfalls der kompletten Badesaison kam etwas Geld durch den Schwimmbad-Biergarten in die Kasse, für den sich Dominik Fick verantwortlich zeichnete. Zuvor hatte die Stadt die Gestattung erteilt. Fick wurde ebenso wie der unermüdliche "Rasen-Mäher" Bernhard Bäck von Gsänger besonders geehrt.
"Und wenn es um Hygiene geht, ist mein Gesundheitsamt pingelig." ist ein typischer Busch-Satz. Warum nicht "das" oder "unser" Gesundheitsamt? Läßt tief blicken ... – und so jemand will glaubhaft machen, er wäre für die Leute da?