Finanzberatung per Videochat

2 Min
Bankgeschäfte per Computer und Handy werden immer beliebter. Jens Schierenbeck/dpa
Bankgeschäfte per Computer und Handy werden immer beliebter. Jens Schierenbeck/dpa
Stephan Kunz, Vertriebsleiter der Coburger Sparda-Bank
Stephan Kunz, Vertriebsleiter der Coburger Sparda-Bank
 
Markus Lehnemann, Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Nürnberg
Markus Lehnemann, Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Nürnberg
 

Die Kunden der Sparda-Bank nutzen zunehmend Handy-App und Video-Beratung für ihre Bankgeschäfte.

Nicht nur die anhaltende Null-Zins-Phase, auch die zunehmende Digitalisierung hat die Sparda-Bank Nürnberg, zu der auch die Coburger Filiale gehört, vor ganz neue Herausforderungen gestellt. "Ein sehr intensives Jahr", fasste Vorstandsmitglied Markus Lehnemann beim Bilanz-Pressegespräch in Coburg 2017 zusammen. "Es ist unglaublich viel passiert, wir haben viel geändert und ganz neue Geschäftsfelder erschlossen."
Zunächst hat die Bank im Zuge ihrer "Strategie 2030" den Vertrieb völlig neu strukturiert. "Unsere Berater sind heute keine Generalisten mehr", sagte Lehnemann. Seit gut einem Jahr ist der Vertrieb in die Kompetenzzentren Mitgliederbetreuung und - gewinnung, Geldanlage und Vorsorge sowie Bauen, Wohnen und Finanzieren aufgeteilt. "Wir brauchen eine stärkere Spezialisierung, denn die Beratung wird immer anspruchsvoller", so Lehnemann.
Ein "extrem attraktives neues Geschäftsfeld" seien Genossenschaftsfinanzierungen mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, so Lehnemann. Im letzten Sommer hatte die Sparda-Bank den Zuschlag erhalten, als Berater und Finanzierungspartner das genossenschaftliche Wohnbauprojekt "Spiegelfabrik" in Fürth zu unterstützen. "Eine Eigentümergemeinschaft mit 80 Mitgliedern, die auf 3500 Quadratmetern 54 gemischte Wohnungen bauen will", erläuterte Lehnemann. Weitere Projekte seien bereits in Planung.
Auch die fortschreitende Digitalisierung wirkt sich auf die Bankgeschäfte und die Organisation aus. "2017 nutzten erstmals mehr Kunden die Sparda-Bank-App, als das Telefon", berichtete Lehnemann. Das sei erstaunlich, denn früher sei die genossenschaftliche Sparda-Bank eine "Telefonbank" gewesen. Heute sei mobiles Banking über die App aber viel beliebter. "Die Kunden rufen nicht mehr so oft an, aber wenn etwas nicht funktioniert, wenn zum Beispiel ihr Passwort gesperrt ist, dann brauchen sie sofort Hilfe - und zwar rund um die Uhr", hat Lehnemann beobachtet. "Das ist eine ganz andere Erwartungshaltung."


Berater live am Bildschirm

Überrascht hat die Verantwortlichen auch die Resonanz auf die Video-Beratung. Seit eineinhalb Jahren bietet die Bank diesen Service in der Baufinanzierung an. In dieser Zeit seien schon rund 400 Anfragen per Videotelefonie gekommen. Das funktioniere ähnlich wie der Messaging-Dienst Skype, erklärte Lehnemann. Der Kunde sieht den Berater live am Bildschirm. Ob der Berater auch ihn sehen darf, kann der Kunde selbst entscheiden.
Dass solche Videoanrufe besonders gern samstags, sonntags und am Freitagabend getätigt werden, stellte die Bank vor die nächste Herausforderung. "Das sind natürlich Zeiten, wo in der Filiale niemand erreichbar ist", sagte Lehnemann. Deshalb haben sich mehrere Sparda-Banken zusammengetan, um immer einen Ansprechpartner bieten zu können. Was die Banker auch überrascht hat: "Acht von zehn Videokunden kommen nie in die Filiale. Sie rufen an, sehen, da sitzt eine Fachkraft und kein Mitarbeiter eines Call-Centers und gut! Der Rest läuft dann telefonisch", berichtete Lehnemann.
Das Kerngeschäft der 1930 gegründeten Sparda-Bank Nürnberg sind nach wie vor die privaten Kunden. "Unsere Mitglieder brauchen ein günstiges Konto", weiß Lehnemann. Auch wenn die Bank mit dem gebührenfreien Girokonto pro Jahr auf rund 8,5 Millionen Euro verzichtet, wolle sie bis auf Weiteres daran festhalten.


Geld bleibt auf dem Konto liegen

"Die Kunden wollen Geld anlegen. Bei Null-Zins ist das schwierig", räumte Lehnemann ein. Ein Ende der Niedrigzinsphase sieht er nicht. Er befürchtet vielmehr, dass aus den bisher zehn Jahren durchaus auch 20 werden könnten. Ein Nebeneffekt der mangelnden Verzinsung: Die Kundeneinlagen auf den Konten sind stark angestiegen - allein in Coburg um 5,4 Prozent auf 109 Millionen Euro. "Früher hatten die Kunden im Schnitt 1500 Euro auf dem Girokonto liegen, heute sind es teilweise 8000 Euro." Viele Kunden sehen keine Notwendigkeit, ihr Geld anzulegen, wenn es dafür sowieso kaum Zinsen gebe.
Ein deutliches Plus verzeichnet die Bank im Kreditgeschäft. Der Bestand lag 2017 bei 90,8 Millionen (Vorjahr: 87,2 Millionen). Bei den Baufinanzierungen ist das Neugeschäft in der Coburger Filiale 2017 mit 8,9 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr etwas gesunken (2016: 12,9 Millionen). Die Bank insgesamt erzielte aber ein kräftiges Wachstum bei den Baufinanzierungen, von 397 auf 425 Millionen Euro.
Im laufenden Geschäftsjahr lasse sich nach dem ersten Quartal schon erahnen, dass 2018 ein "herausragendes Baufinanzierungsjahr" werde, so Lehnemann - "die Baugenossenschaften schießen durch die Decke!"