Der HSC 2000 Coburg macht in Konstanz den Sack nicht zu und steht am Ende mit leeren Händen da. Schwache Angriffsleitung trotz blitzsauberen Start - Abwehr agiert bärenstark, bekommt aber keine Punkte dafür.
von unserem Mitarbeiter Ralph Bilek
Konstanz/Coburg — Was stand unter dem Strich nach dem ersten Auftritt des Jahres 2014 der Handballer des HSC 2000 Coburg? Zwei Vier-Tore-Führungen verspielt, die zweite Niederlage in Folge kassiert und die Erkenntnis gewonnen, dass es in dieser Spielzeit zu Platz eins nicht reichen wird.
Denn Coburg läuft seinen guten Leistungen aus dem ersten Saisondrittel doch hinterher, vor allem im Angriff fehlt die Durchschlagskraft, gerade dann, wenn wie beim 18:19 bei der HSG Konstanz am vergangenen Samstag Dominic Kelm am Kreis gut abgeschirmt ist.
Da nutzt es auch wenig, darüber zu diskutieren, dass es die Schiedsrichter in der Schlussphase sehr gut mit den Gastgebern meinten. Zuvor wurden sie wüst beschimpft, sogar von HSG-Offiziellen.
"Die habt ihr doch im Bus mitgebracht und bezahlt" und "beim HSC regiert wie in der Welt das Geld, da ist es einfach die Schiedsrichter zu kaufen."
Alles vergessen, als die Entscheidungen der Unparteiischen zur Konstanzer Revanche für die Hinspielniederlage führten, die nicht nur nach Meinung von Jan Gorr durch ein klar abgestandenes Kempa-Tor besiegelt wurde. Letztlich müssen sich die Coburger aber an die eigene Nase fassen.
Im Spielverlauf führten sie zwei Mal mit vier Toren und konnten das nicht verteidigen. Und hätte Tomas Riha beim Stand von 15:17 acht Minuten vor dem Abpfiff zumindest eine seiner zwei freien Chancen am Kreis genutzt, Sebastian Roth beim Stand von 17:18 den Ball nicht verloren, wäre es womöglich anders gekommen.
Da nutzt es auch nichts, dass der HSC lediglich beim 9:10 und 9:11 sowie beim Schlusspfiff in Rückstand lag.
Wie hat es HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel schon desöfteren formuliert: "Unsere Leistungen müssen dauerhaft so sein, dass wir von Schiedsrichterentscheidungen unabhängig sind." Soweit ist der HSC noch nicht.
Der bitteren Pleite in Konstanz folgte eine nicht enden wollende Rückfahrt über schneebedeckte Autobahnen - erst am Sonntag Morgen kamen die leidgeprüften Handballer in der Vestestadt an.
Beim Warmmachen herrschte auf Coburger Seite noch Platzmangel. 16 spielfähige Spieler waren mit nach Konstanz gekommen, für HSC-Trainer Jan Gorr etwas ganz Normales: "Warum sollte ich auch nur einen daheim lassen, wenn ich mir bis zuletzt die Auswahl aufheben kann. Das würde nur dann Sinn machen, wenn sie die 2. Mannschaft verstärken könnten. Sie gehören zur Mannschaft."
Trotzdem musste er dann natürlich die Auswahl treffen, wer pausiert.
Er hatte sich Hajck Karapetjan und Nicola Franke herausgesucht und begründete die Entscheidung: "Gegen die 6:0-Abwehr der HSG verspreche ich mir mit den verbliebenen Optionen zentral die nötige Durchschlagskraft."
Von Beginn an war zu sehen, die Abwehrreihen würden diese Partie bestimmen. Auf beiden Seiten stand man sehr kompakt, zwang den Gegner zum Zeitspiel, weil kaum Lücken da waren. Die wenigen nutzen die Coburger, angefeuert von 30 mitgereisten Fans, von denen sich einige sogar für einen Zwei-Tages-Ausflug entschieden hatten, besser.
Konstanz brauchte fast zehn Minuten bis ihnen der erste Treffer gelang, zu diesem Zeitpunkt lag der HSC mit 4:0 vorne. Erst jetzt kamen die Gastgeber besser ins Spiel und heran. Aber Coburg konterte - im wahrsten Sinne des Wortes.
Einen langen Ball von TW Havard Martinsen nahm Ronny Göhl gerade noch so vor dem Kreis mit und versenkte den Ball zum 2:5 (14.). Aber Konstanz fand von Minute zu Minute besser ins Spiel und mit Nachlässigkeiten spielte Coburg den Gegner dann auch noch selbst stark. Denn je häufiger die Fehler beim HSC wurden, je druckloser das Angriffsspiel, umso stärker wurden die Gastgeber. Bis zum 3:7 (19.) blieb alles noch im Rahmen, dann führte eine schwache Chancenverwertung dazu, dass Konstanz auch zu Kontern eingeladen wurde. Die ließen sich nicht lange bitten. In nur fünf Minuten waren sie in Schlagdistanz (7:8). Nach dem Ausgleich verhinderte Martinsen dann sogar die erste Führung der Gastgeber.
Die fiel gleich nach Wiederanpfiff und als der HSC dann zweimal in Folge den Ball vertändelte, erhöhte Konstanz auf 11:9.
In der Folge standen beide Torhüter im Blickpunkt des Geschehens, die reihenweise beste Möglichkeiten zunichte machten, auch je einen Strafwurf. Aber Coburg stand nun in der Abwehr wieder sicherer und agierte im Angriff strukturierter. Von Till Riehn kamen klare Ansagen und wenn auch nicht alles gelang, es gelangen fünf Tore in Folge. Beim 12:16 (46.) waren es wieder vier Tore Vorsprung für die Coburger, die ihren Kasten mit einem stark erkälteten TW Martinsen für mehr als zehn Minuten blitzsauber hielten. Was dann aber folgte, hat nicht gerade zur schnellen Genesung des HSC-Keepers beigetragen. Coburg gelangen in den verbleibenden 14 Minuten gerade noch einmal zwei Treffer - zu qwenig, um zu gewinnen.