Es beginnt mit Spaß in der Coburger Reithalle

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Ben (Benjamin Hübner) hat ein spezielles Angebot für Willie (Stephan Mertl). Foto: Henning Rosenbusch
Ben (Benjamin Hübner) hat ein spezielles Angebot für Willie (Stephan Mertl).  Foto: Henning Rosenbusch
Johannes Zametzer Foto: Jochen Berger
Johannes Zametzer  Foto: Jochen Berger
 
Foto: Henning Rosenbusch
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Foto: Henning Rosenbusch
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Schauspiel-Auftakt am Landestheater Coburg: Gastregisseur Johannes Zametzer inszeniert in der Reithalle Neil Simons Komödie "Sonny Boys". Stephan Mertl und Thomas Straus dürfen ihr Talent zum Slapstick ausspielen.

In Neil Simons berühmter Komödie "Sonny Boys" haben sich zwei alte Varieté-Künstler und Schauspieler lebenslänglich ineinander verhakt. Im Grunde ist es die alte fatale Geschichte vom menschlichen Miteinander: Es geht nicht mit dem Gegenüber, dem Partner, dem einzigen. Es geht aber erst Recht nicht ohne ihn. Denn aus dem Gegensatz, aus dem Widerspruch ziehen die beiden ihren Lebensantrieb. Ob es sich dabei um Männlein-Weiblein, Freunde, Arbeitspaare, Künstlerpaare handelt - für eine bestimmte Kategorie von Menschen bedeutet Ruhe im Grunde Tod; also krallen sie weiter aneinander herum.

Diese schon vielfach für humorvolles Bespiegeln unseres Lebens genutzte Konstellation will Gastregisseur Johannes Zametzer nutzen für den Komö dienauftakt des Landestheaters Coburg am nächsten Donnerstag in der Reithalle.


Der quirlige Zametzer gefiel letztes Jahr mit Becketts "Warten auf Godot". Jetzt inszeniert er wieder mit Stephan Mertl, den er schon ewig kennt. "Für mich ist es entscheidend, mit welchem Schauspieler ich arbeiten kann," erläutert Zametzer im Gespräch mit dem Tageblatt eine seiner Regie-Kriterien. "Der falsche Schauspieler, und ich kann gar nichts machen."

Stephan Mertl ist ihm der rechte für die Rolle des alten Komikers Willie Clark. Dessen früheren Partner Al Lewis wird Thomas Straus spielen. Willie und Al brachten als "Sonny Boys" Jahrzehnte lang die Na tion zum Lachen, immer aber vor dem Hintergrund persönlichen Kleinkriegs. Bis eben gar nichts mehr ging. Mittlerweile ist Willie ein verbitterter verarmter Rentner, der sich davor fürchtet, ins Altersheim für ehemalige Showstars abgeschoben zu werden.

Endlich, nach zehn Jahren, bringt ihm sein Neffe und Agent Ben wieder ein Angebot: Er soll mit Al in einer Nostalgiesendung nochmals als "Sonny Boy" auftreten. - Was glauben Sie wohl, was da ausbricht, als die beiden wieder aufeinander treffen...

Ein weiteres Stichwort für Regisseur Johannes Zametzer: Spielen. Wieder eine dieser Konstellationen, in denen Spielen zum Lebensinhalt wurde, die "Matrix" fürs Leben an sich, wie man heute auch sagen kann, vielleicht auch, weil das Spiel an sich, das Spiel mit Schein und Wirklichkeit für die menschliche Psyche etwas ganz Elementares ist. Für Zametzer gibt dieses ältere Stück mit seinem guten Plot und den zeitlos guten Dialogen Gelegenheit, eine Parabel auf das Leben an sich komödiantisch zuzuspitzen, mit Slapstick und betontem Körpertheater. "Im Scheitern nicht moralisch zu verzweifeln, sondern mit Witz, Humor und Lachen weiterzumachen, auch wenn alles den Bach runter geht, ist das nicht die bessere Variante", fragt Zametzer Und über den Spaß sich der Wehmut und der Traurigkeit des Lebens zu nähern und es auf diesem Wege zu bewältigen, ist das nicht eine vielbewährte Methode des Theaters, Lebenselixier zu verabreichen? Ab Donnerstag gibt es dieses Elixier in der Coburger Reithalle. Mal sehen, wie stark es gebraut ist.

Der Autor Marvin Neil Simon wurde 1927 in New York geboren. Er ist einer der populärsten Dramatiker und Drehbuchautoren der Vereinigten Staaten, ausgezeichnet mit zahlreichen großen Preisen. Seine leichten Komödien haben durch ihre Verfilmungen und ihre Übersetzungen in zahlreiche Sprachen weltweiten Erfolg. Simon gilt als Autor für das Boulevardtheater. Den endgültigen Durchbruch erzielte er 1963 mit seinem Stück "Barfuß im Park" mit Robert Redford in der männlichen Hauptrolle, die dieser nach 1530 Vorstellungen am Broadway auch in der Verfilmung spielte. Auch als Autor von Musicals machte sich Simon einen Namen. Sein berühmtestes Musical ist "Sweet Charity". Simons Stück "Sonny Boys" wurde mehrfach verfilmt, so 1996 von John Erman mit Woody Allen als Al Lewis, Peter Falk als Willie Clark und Whoopi Goldberg als Krankenschwester.

Die Produktion Landestheater Coburg - Neil Simon: Sonny Boys. Komödie. Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme Johannes Zametzer. Dramaturgie Dirk Olaf Hanke/Georg Mellert. Darsteller: Stephan Mertl, Thomas Straus, Benjamin Hübner, Eva Marianne Berger.

Premiere Donnerstag, 18. September, 20 Uhr, in der Reithalle.

Der Regisseur Johannes Zametzer wurde 1954 in Franken geboren. Er studierte Philosophie, Literatur und Geschichte in München und Neapel. Erste Erfahrungen sammelte er an der Studiobühne der Universität Erlangen, wo Patrice Chereau, Klaus Peymann, Angela Winkler und viele andere inszenierten und spielten. 1981 holte ihn das "Theater in der Garage" als Hausregisseur nach Erlangen. Seit 1989 ist er fester Gast am Stadttheater Ingolstadt, Schauspiel Dortmund, Theater Regensburg, Landestheater Salzburg und Thêatre de la Ville Luxembourg, wo er mehrsprachige internationale Projekte realisiert. Seine Inszenierungen "Tätowierung" von Dea Loher und George Taboris "Mein Kampf" erhielten den Bayerischen