Was sie schon immer mal sagen wollten - die Narren hatten freie Fahrt. In Bad Rodach wurde ganz schön gelästert.
Mit einem dreifach donnernden "Bommel Bommel Helau" haben die Bad Rodacher pünktlich am Samstag, 11.11., die Session eröffnet. Nach dem Rathaussturm am Morgen zogen die Narren am Abend in die Gerold-Strobel-Halle ein. Das Publikum im ausverkauften Haus war begeistert von dem bunten Programm, das aus Tanzgruppen, Showeinlagen, Sketchen und viel Lokalkolorit bestand.
Als Erstes stieg die singende Botschafterin Anna Madouche in die Bütt. Nur drei Busse verkehren im Stadtteil Heldritt, wusste sie, aber dafür gebe es ja sechs Haltestellen. Das Idyll trüge - obwohl - eigentlich gebe es in Bad Rodach keine Fehler. "Der Bürgermeister ist ja nicht der Meinung, dass er mit seinen 30 Jahren noch etwas dazulernen müsste", lästerte sie.
Über die Coburger Themen wird gerne gelacht
Die "Tagesthemen-Sprecher" Arne Müller und Matthias Thumser blickten nicht nur in die Welt-und Bundespolitik, sondern auch auf das regionale Geschehen. Da bekamen zum Beispiel die Verantwortlichen in Sachen neuer Verkehrslandeplatz, der am Standort Wiesenfeld-Neida entstehen sollte, ihr Fett weg. Zur angeblich neuen EU-Richtlinie gab es einen herzhaften Lacher. Ach ja: Überraschend sei es nun doch möglich, die Brandensteinsebene zu nutzen. Da könne Landrat Michael Busch nun was ausgeben, da der Landkreis hohe Kosten spare. Auch Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer wurde bei diesem Thema nicht verschont. Drei Millionen Euro an Planungskosten habe der Norbert sinnlos verbraten und wahnwitziger Weise sollen die Steuerzahler an allen Kosten beteiligt werden. Überhaupt betreibe die Stadt Coburg eine Achterbahnpolitik, siehe die Interimsspielstätte des Coburger Landestheaters.
Aus der Kurstadt Bad Rodacher kamen Neuigkeiten: Nach Meinung der Narren gibt es dort bald ein neues Tier im Stadtwappen. Sitzungspräsident Herbert Müller begrüßt nämlich das neue Marketingkonzept der ThermeNatur. Wie wäre es, Lustwandeln auf dem neuen Baumwipfelpfad in der Sauenlandschaft? Dann müsse auch anstelle des europäischen Nachtwächtertreffens ein europäischen Nacktwächtertreffen eingeführt werden. Und folgerichtig werde der Löwe im Wappen durch eine Nacktschnecke ersetzt.
Spielplatz wird Seniorenspielplatz
Über das Tempo in der kommunalpolitischen Arbeit lästerten die Tagesthemensprecher."Wenn der Bau des Spielplatzes im bisherigen Tempo weiter geht, dann können die Kinder, wenn sie im Altersheim sind, mit der Fertigstellung rechnen." Für Verwirrung scheinen auch Sperrungen des Marktplatzes während der Feste zu sorgen. "Wenn der Marktplatz gesperrt wird, heißt das nicht, dass man ihn nicht betreten darf. Es sollen Leute kommen, deswegen wird gesperrt," so die Sprecher. Apropos Marktplatz: Das ehemalige Gasthaus "Zum goldenen Löwen", so Arne Müller, sei an einen Investor veräußerst worden. Allerdings sollen dort anstelle von Gastronomie Ferienwohnungen einziehen. " Ferienwohnungen am Markt ohne Kindergeschrei, dafür fahren 40-Tonner vorbei." Im Stadtteil Elsa wird ein Sumpfloch zum Spaßbad umgebaut, für die Buckelrutsche sorge die Einfahrt von Großwalbur kommend. Überhaupt: "Was kostet die Welt, Bad Rodach hat doch Geld."
Entzückend war der Auftritt des Kinderprinzenpaares Elina Meyer und Sedric Thumser, gleich zwei Tanzmariechen, Klara Siegfried und Jule Müller, verzauberten das Publikum, in neuen Kostümen trat die Prinzengarde auf die Bühne, die Lollipops, "Let's dance" und die Showtanzgruppe FG hatten fantasievolle Tänze orientalisch bis rockig mit den Trainerinnen Nadine Löffler, Viktoria Räther und Nadine Geyer eingeübt. Herbert Müller gefiel sich als Frontsänger der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung" und rockte als "Märchenprinz" auf der Bühne.
Ein Höhepunkt war der Auftritt des Männerballetts. Sie zeigten als Krankenschwestern ihre behaarten Männerbeine; die Choreografie hat Tamara Müller mit den Männern einstudiert. Mit dabei waren die Meederer Schmalzbuam Andreas Pabst und Andreas Lutz. Mit einem fulminanten Finale endete der kurzweilige Abend. Orden für ihre Verdienste um die Fastnacht bekamen Christian Siebinger und Matthias Thumser von Gernot Schöpf vom Fastnachtverbandes Franken um den Hals gehängt.