Die gesperrte Altenhofer Brücke erregt die Gemüter

3 Min
Das Befahren der Altenhofer Brücke war unmöglich geworden. Bei genaueren Untersuchungen war ein Problem nach dem anderen aufgetaucht.Archiv, Bettina Knauth
Das Befahren der Altenhofer Brücke war unmöglich geworden. Bei genaueren Untersuchungen war ein Problem nach dem anderen aufgetaucht.Archiv, Bettina Knauth

Mit mehreren Anträgen gaben die Bewohner von drei Weitramsdorfer Stadtteilen der Verwaltung in der Bürgerversammlung Hausaufgaben auf. Gefordert wird etwa Tempo 30 im gesamten Froschgrund

Die marode Altenhofer Brücke und ihre Folgen sowie die Situation am Tambacher Berg an der B 303 standen im Mittelpunkt der Bürgerversammlung der Gemeinde Weitramsdorf für die Stadtteile Altenhof, Hergramsdorf und Tambach. Dazu hatten sich am Dienstagabend in der vollbesetzten Altenhofer "Johannisklause" rund 70 interessierte Bürger eingefunden. Teilweise schlugen die Emotionen hoch.

Den größten Aufreger für die Einheimischen sprach Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) gleich selber an: Das Bauwerk über den Tambach böte "keinen schönen Anblick", doch sei ihm das noch egal, "wenn man die Brücke nur benutzen könnte", wie er versicherte. Ursprünglich hätte man die dringlichste aller vom TÜV monierten Brücken im Gemeindegebiet nur vorrangig sanieren wollen.

Doch dann habe sich das Bauwerk "als Fass ohne Boden" erwiesen, so dass der Gemeinderat schließlich den Entschluss zum Abriss fällte. "Das dauert natürlich", bat das Gemeindeoberhaupt um Verständnis. Hätten die Verantwortlichen diese Entwicklung vorhersehen können, wäre das Bauwerk bis zum Neubau benutzt worden.

Bauersachs: "Ich kann mich dafür nur entschuldigen." Die Gemeinderäte hätten "nach bestem Wissen und Gewissen" entschieden, "wir konnten in die Brücke ja nicht hineinschauen. Bis der Nachfolgebau geplant, genehmigt und gebaut ist, werde Zeit ins Land gehen. Eine Behelfsbrücke soll zumindest Pkw über den Bach helfen. Wann sie kommen wird, da wollte sich Bauersachs auch auf Nachfragen nicht einmal ungefähr festlegen. Erst sei zu klären, wo und auf wessen Grund sie errichtet werden könne. Ein Ingenieur sei bereits beauftragt, sich um das weitere Vorgehen zu kümmern.

Ingo Treubert kritisierte, wie die Brücke jetzt abgesperrt ist. Das werde ordnungsgemäß geschehen, versicherte der Bürgermeister, der "natürlich auch weiß", dass nicht nur von einem benachbarten Landwirt das Provisorium genutzt wird. Mit früherem Wissen ums Ende der Brücke hätte sich die Verwaltung gleich um einen Behelf statt um das Provisorium bemüht, fügte Bauersachs hinzu.

Schulwegsicherheit

Um den Transport der Schulkinder kümmert sich morgens nun der Gemeindebus. Sabrina Tropper (Hergramsdorf) bemängelte, nicht informiert worden zu sein, dass dieser zur Haltestelle nach Tambach statt nach Altenhof fahre. Das bedinge der enge Fahrplan, so Bauersachs; außerdem müssten die Seßlacher Schüler so nicht die Straße queren.

Tropper kritisierte dazu, dass ohne Einsatz der betroffenen Eltern nichts geschehen wäre. Ein Vater wünschte sich, dass auch nachmittags ein Busverkehr eingerichtet wird. Das würde laut Bauersachs erst eine Behelfsbrücke ermöglichen.

Dietrich Nestler (Tambach) erinnerte an die Schulwegsicherungspflicht der Gemeinde und bemängelte "Rowdytum" sowie "ein großes Rücksichtsproblem": Pkw "donnerten" vorbei, selbst Lkw führen über gesperrte Straßen, Kontrollen fehlten. "Deshalb lasse ich mein Kind nicht allein heim nach Hergramsdorf laufen", bestätigte Tropper.

Auch Rettungswagen kamen wegen der Brückensperrung bereits verspätet an. Die Vollsperrung ist laut Bauersachs jedoch gemeldet.

Ausweichstrecken

Für Diskussionen sorgte auch die möglichen Umleitungen. Anwohner Stelzer wies daraufhin, dass der Erdweg vom Altenhofer Ortsende bis zum Teich nicht geschottert sei. Es sei "unklug" von ihm gewesen, diesen Flurweg als Ausweichstrecke zu nennen, gab Bauersachs zu. Von der Staatsstraße her bestehe zudem eine Tonnage-Beschränkung.

Arno Langguth monierte, dass selbst Baustellenfahrzeuge nun durch den Froschgrund fahren. "Wer kommt für die Schäden auf?", fragte er. Für Schäden hafte die Gemeinde, antwortete ihm Bauersachs, "die rechtliche Handhabe zur Beteiligung der Bürger ist gottseidank beseitigt."

Weil die Straßenbreite begrenzt sei und parkende Autos die Durchfahrt zusätzlich erschwerten, stellte Langguth den Antrag, die Geschwindigkeit in voller Länge der Straße auf 30 Stundenkilometer zu beschränken. Außerdem verlangte Langguth einen Spiegel, der die Einfahrt auf die stark befahrene B 303 erleichtern solle.

Obwohl der Bürgermeister informierte, dass der Spiegel bereits bestellt sei, sprach sich eine große Mehrheit der Anwesenden dafür aus, der Gemeinderat möge sich sowohl mit der Tempobeschränkung als auch mit dem Spiegel befassen.

Eine Mehrheit fand auch der Antrag Nestlers auf Protokollierung der Bürgerversammlungen, "damit wir wissen, was abgearbeitet ist".

Auf Nachfrage Langguths nach dem Verkehrsaufkommen am Tambacher Berg informierte der Anwohner über die Auswertung der Geschwindigkeitsmessanlagen. Täglich frequentierten im Durchschnitt über 7000 Fahrzeuge dort die B 303, rund ein Viertel davon sei Schwerlastverkehr. Bergauf wie bergab fahre dazu die Mehrheit zu schnell.

Für die von Nestler gewünschte Prüfung des Einhaltens der Lärmvorgaben sah Bauersachs keine rechtliche Grundlage. Das sei nur für Ballungsräume und Hauptverkehrsstraßen vorgesehen. Statische Blitzer würden in Bayern nicht installiert, weshalb die Raser nur gelegentlich mobil zu kontrollieren seien.

Eine Umfahrung Tambachs ist in weite Ferne gerückt, weil sie nicht in den Bundesverkehrswegeplan 2035 aufgenommen wurde. Bauersachs: "Wir haben dafür gekämpft, haben die besondere Situation am Tambacher Berg geschildert und sind deshalb natürlich enttäuscht." Das Verkehrsaufkommen sei zu gering, eine Umfahrung rechne sich nicht, hieß es.

Um das von Nestler angeregte Schottern des Schenkenwegs will sich der Bürgermeister kümmern. Was den Antrag auf Sanierung der Backhäuser angeht, hofft er auf eine schnelle Antwort vom Amt für Ländliche Entwicklung.

Auf Wunsch von Bettina Lutz wird die mobile "Smiley"-Anlage der Gemeinde als nächstes am Ortseingang von Altenhof stehen. Über anstehende Vorhaben in den drei Gemeindeteilen vermochte Bauersachs auf Nachfrage Langguths noch nichts zu sagen: "Der Investitionsplan steht noch nicht." Die Treppe zur Johannisklause soll gemacht werden, versicherte der Bürgermeister Hartmut Ambrassat, "sobald wir ein annehmbares Angebot haben."

Zu Beginn ging Bauersachs auf die allgemeine Situation der Gemeinde ein. Das Guthaben von rund sechs Millionen Euro sei ihm zufolge "nicht bewusst angespart" worden. Vielmehr habe die momentane Auftragslage verhindert, dass ein Großteil davon ausgegeben wurde. Dies werde 2019 mit dem geplanten Kanalbau und am Anbau ans Rathaus geschehen. Auch soll im Rahmen der Städtebauförderung die Ortsmitte Weitramsdorfs verschönert werden, versprach der Rathauschef.