Gleich drei Bauvorhaben brachte der Weitramsdorfer Gemeinderat auf den Weg. Dabei gab es Überraschungen für die Gemeinderäte.
Die Altenhofer Brücke muss neu gebaut werden. Die bereits begonnene Sanierung lohnt sich nicht und wird deshalb gestoppt. Zu diesem Entschluss sah sich der Weitramsdorfer Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend gezwungen. Zwei Räte stimmten gegen diese Entscheidung.
Andreas Ziener vom Ingenieurbüro Koenig und Kühnel hatte zuvor erläutert, wie es dazu gekommen war: Am Anfang stand die Bauwerksprüfung durch den TÜV. Um die Brücke zu sanieren, sollten die Kappe erneuert, das Bauwerk entwässert und so die Verkehrssicherheit wiederhergestellt werden. Seit dem 20. Juni, gut zwei Wochen nach Beginn, ruhen jedoch die Bauarbeiten an der Brücke. Erst musste wegen Minderdeckung die Niederspannung durch die SÜC verlegt werden. Dann wurden - nach Öffnung von Baugruben und Asphaltdecke - die fehlende Abdichtung auf der Brückenplatte, ein unregelmäßig hergestelltes Mauerwerk und ein fehlender Bauwerksabschluss festgestellt. Zusätzlich zur Sanierung habe der Gemeinderat in der Juli-Sitzung die Anhebung der Brückenklasse von 12 auf 30 Tonnen gefordert. An dem Punkt kritisierte Ulrich Kräußlich (FW-BV), dass Ziener das Gremium nicht eher auf die bestehende Reduzierung der Brückenklasse von 30 auf 12 Tonnen hingewiesen habe. Die Tonnagebeschränkung bestehe seit den Achtzigern, wehrte sich der Ingenieur: "Es gab keine Beschilderung, es wurde nie als Mangel aufgefasst." Auch der TÜV-Bericht habe dies nicht erwähnt. Damit sei er davon ausgegangen, "dass dies kein Mangel ist, den wir beseitigen müssen".
Nachdem keine Tragfähigkeitsschäden am Bauwerk festgestellt werden konnten, wurden Statiker zu Rate gezogen und ein Belastungstests erwogen. Vorher hätte ein Scan untersuchen müssen, wie viel Eisen wirklich in der Brücke steckt, dann hätte ein Team die Brücke verkabeln und ein Kranwagen sie belasten müssen. Allein dafür veranschlagte Ziener rund 18 000 Euro und bis zu vier Monate Zeit, weshalb er von dem aufwendigen Verfahren abriet. Alternativ wurde der Austausch der Brückenplatte als (Halb-)Fertigteil diskutiert. Zur Ermittlung der aufnehmbaren Lasten wurden Rammkernbohrungen durchgeführt. Diese ergaben schließlich, dass die Grundbruchsicherheit nicht gegeben ist. In der Sitzung des Ferienausschusses Anfang September hatte Ziener die Räte mit diesem negativen Ergebnis konfrontiert und einen Neubau vorgeschlagen. "Laut unseren Berechnungen dürfte jetzt nicht einmal ein Auto darüber fahren", wiederholte der Ingenieur am Montag. Wie denn das sein könnte, erkundigte sich Henning Kupfer (CSU) konsterniert: 55 Jahre seien teils auch schwere Fahrzeuge ohne eine Setzung über die Brücke gefahren und jetzt müsse ein Neubau her? "Wir haben die Brücke kaputt gerechnet", erwiderte Ziener. "Passiert jetzt etwas, kann uns jeder vorhalten, dass wir aufgrund der Berechnungen damit hätten rechnen müssen", fügte Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) hinzu. Was jahrelang gehalten habe, müsse nicht ewig halten, meinte Matthias Helmprobst (FW-BV), der froh war "keinen sechsstelligen Betrag für nur zwölf Tonnen versenkt" zu haben. "Es bringt alles nichts, wir brauchen eine neue Brücke", stimmte ihm Michael Rädlein (CSU) zu. Weil eine Behelfsbrücke nach derzeitigem Stand ebenfalls teuer wäre und das jetzige Provisorium nicht mehr lang bleiben kann, müssen sich die Anwohner wohl auf lange Umwege einstellen. Über Prüfung der Förderung, Beauftragung von Ingenieurbüro, Statiker und Bodengutachter über die Planung bis hin zur Fertigstellung des Ersatzneubaus werden mindestens zwei Jahre ins Land gehen, schätzte Ziener.
Neubau von zwei Klassenzimmern
Mehr Raumbedarf wird die Hermann-Grosch-Grundschule ab dem Schuljahr 2020/21 durch eine erneute dreizügige Eingangsklasse haben. Weil für die aktuelle dreizügige zweite Klasse die Raumsituation bereits ausgereizt und der Mehrzweckraum geopfert wurde, ließ die Verwaltung durch das Architekturbüro Archi Viva einen Neubau prüfen. Wie Lutz Wallenstein vorstellte, könnten zwei Klassenzimmer über dem Verbindungsgang zur Turnhalle errichtet werden. Der Architekt plädierte dafür, im Bestand möglichst wenig zu verändern, "weil die Schule so sehr schön ist". Davon konnte auch die Regierung von Oberfranken nach anfänglichen Bedenken überzeugt werden, die den Bedarf bereits anerkannt und grünes Licht für den Neubau gegeben habe, informierte Bauersachs. Die zwei je 56 Quadratmeter großen Räume sollen als "hoch wärmegedämmter Holzbau mit Heiz-Kühl-Decken" errichtet werden. Sie passen laut Wallenstein dort genau hin, auch von den Höhen her und "beeinträchtigen im Erdgeschoss gar nichts". Das Bodengutachten werde bereits mit dem Statiker auf Machbarkeit besprochen. Die Zeit eilt: Bis zum 1. Oktober muss der entsprechende Förderantrag gestellt werden. Die auf rund 450 000 Euro geschätzten Kosten könnten zu gut einer Hälfte bezuschusst werden. Für den Neubau eines dritten Klassenzimmers als Reserve, wie ihn Henning Kupfer (CSU) anregte, sah Wallenstein dagegen keine Fördermöglichkeit. Bei drei Gegenstimmen votierte das Gremium dafür, die vom Architekten vorgestellte "gute und kostengünstige Lösung für die zwei Klassenzimmer" weiterzuverfolgen.
Hoher Rain wird erschlossen
Einstimmig genehmigte der Gemeinderat die Erschließungsplanung für das Baugebiet Hoher Rain. Zwischen Thüringer und Altenhofer Straße sollen zehn Bauparzellen einstehen, von denen eine nicht in die Entwurfsplanung fiel. Das Wasserrechtsverfahren sei bereits abgestimmt, informierte Christina Kleylein von der HTS-Plan GmbH (Kronach). Die Kosten für die Kanal- und Straßenbauarbeiten bezifferte sie auf 315 000 Euro. Darin ist die Wasserleitung nicht enthalten. Die Fahrbahnbreite wird nach Ausbau fünf Meter (statt jetzt 3,60 Meter) betragen. Kräußlich regte an, statt des vorgesehenen Bodenaustauschs zur Verfestigung mit Frästechnik zu arbeiten. Dies hielt Geschäftsführer Thomas Kleylein ebenso für wirtschaftlicher, aber wegen der vorhandenen Schächte, Schieber und Hausanschlüsse für problematisch. "Wenn der Bodengutachter grünes Licht gibt, ist es aber machbar", räumte er dann ein.
Soweit möglich, soll das komplette Baugebiet Richtung Augraben entwässert werden. Außerdem soll der Abwasserkanal im Hohen Rain verstärkt werden. Dass dies nur abschnittsweise geschehen müsste, sahen mehrere Räte kritisch. Rädlein befürchtete ebenso wie Kräußlich und Helmprobst Überschwemmungen. Auf die Frage von Tobias Franke (FW-BV) nach den Mehrkosten gab Bauersachs zu bedenken, dass die neue Straße unten aufgemacht werden müsste. Franke erkundigte sich auch nach dem eingezeichneten Auweg. Dieser sollte ursprünglich verlängert werden, doch nach Änderung des Bebauungsplans würden nun nur Grundstücke am Hohen Rain (6) und an der Thüringer Straße entstehen, informierte der Rathauschef. "Dieser Plan ist rechtskräftig, da kommt nichts mehr", fügte Geschäftsleiter Heiko Geuß hinzu. Da es sich um keine Ersterschließung handele, fielen auch keine Straßenausbaubeiträge an, sagte Bauersachs auf Nachfrage von Rädlein. Als Baubeginn ist 2019 vorgesehen.
Ohne Gegenstimme als Ortsstraße gewidmet wurde der Ulmenweg mit all seinen Verästelungen. Er beginnt an der nordöstlichen Grenze des Grundstücks 372 am Neuseser Weg und endet am Flurweg mit der Nummer 373. Insgesamt wird der Ulmenweg 465,83 Meter lang.
Zweieinhalb Jahre für eine Brücke über einen zweienhalb Meter "breiten" Bach ... – da fällt einem nichts mehr ein.