Sambafestival-Erfinder erzählen wie das Fest nach Coburg kam

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Christof Pilarzyk (links) und Rolf Beyersdorf stemmen ihr Samba-Festival seit 24 Jahren. Foto: Ulrike Nauer
Christof Pilarzyk (links) und Rolf Beyersdorf stemmen ihr Samba-Festival seit 24 Jahren. Foto: Ulrike Nauer
Das Archivbild zeigt den Samba-Umzug von 1996 in der Spitalgasse. Foto: CT-Archiv
Das Archivbild zeigt den Samba-Umzug von 1996 in der Spitalgasse. Foto: CT-Archiv
 

Am kommenden Freitag, 8. Juli, beginnt das 25. Coburger Samba-Festival.

Montagmittag:In knapp 104 Stunden wird das 25. Coburger Samba-Festival eröffnet. Für die beiden Erfinder, Rolf Beyersdorf und Christof Pilarzyk, ihre Mitarbeiter und Helfer steigt die Vorfreude, dass es nun bald losgeht, und die Termine häufen sich. Gerade werden noch mit der Coburger Polizei die letzten Details des Sicherheitskonzeptes besprochen, da warten schon die nächsten Gesprächspartner. Schnell noch ein Interview für Radio Eins, dann ist inFranken.de an der Reihe. Schon fast unheimlich, dass die Handys der beiden Ober-Sambistas während des Gesprächs tatsächlich Ruhe halten.


Stress pur, aber auch Spaß pur

Hätte ihnen 1992 jemand gesagt, dass es ihr Festival in 24 Jahren immer noch geben würde, ja, dass es sich bis dahin zum größten Samba-Festival außerhalb Brasiliens entwickelt haben würde, "wir wären vor Angst in die Knie gegangen", sagt Rolf Beyersdorf und lacht. "Samba zu organisieren, ist zwar Stress pur, aber es macht großen Spaß", hatte er 2003 in einem Interview gesagt, und wenn man ihn und Pilarzyk über ihr Festival reden hört, hat sich daran nichts geändert.

"Das Feuer brennt noch genauso wie vor 24 Jahren", bestätigt Beyersdorf. Es gehe heute sogar noch tiefer. Das liege nicht zuletzt an den vielen emotionalen Erlebnissen, die beide mit dem letzten Vierteljahrhundert verbinden. Rolf Beyersdorf etwa lernte seine Frau Nini durch das Samba-Festival kennen, Christof Pilarzyk heiratete zum zweiten Mal. Zur Routine sei das Festival aber auch nach so langer Zeit nicht geworden, sind sich beide einig und müssen darüber schmunzeln, dass ihre Partnerschaft schon länger hält als so manche Ehe.
Angefangen hat übrigens alles mit dem Besuch einer Karnevalsveranstaltung in Dänemark - lange vor 1992. Der 2005 verstorbene Michael Häfner, der dritte im Samba-Bunde, hatte dort in Kopenhagen mehrere Sambagruppen erlebt und kam mit der Idee zurück, die Samba nach Coburg zu bringen.


Veranstaltungsarme Region

"Er war damals Schauspieler am Landestheater, ich Balletttänzer", erzählt Rolf Beyersdorf. "Auf der Rückfahrt von Nürnberg, ich glaube, wir waren damals bei Romeo & Julia gewesen, erzählte er mir davon." Christof Pilarzyk war damals passenderweise Coburger Faschingsprinz, wie er lachend einwirft. "Außerdem war Coburg eine veranstaltungsarme Region. Vogelschießen und Schlossplatzfest - das war's", sagt Beyersdorf. Coburg konnte dringend etwas mehr Schwung im Veranstaltungskalender gebrauchen. "Wir haben uns also zu dritt hingesetzt und ein Konzept ausgearbeitet."


Der junge Oberbürgermeister war hilfreich

Was im Rückblick sicherlich mit entscheidend für den Erfolg des Coburger Samba-Festivals gewesen sei: "Seit 1989 war Coburg durch die Grenzöffnung plötzlich wieder in der Mitte Europas", sagt Beyersdorf und grinst: "Und wir hatten mit Norbert Kastner einen Oberbürgermeister, der in unserem Alter war." Der ließ sich von der Begeisterung der drei Samba-Väter anstecken und so stand schon kurz nach der Premiere fest, dass es auch 1993 ein Sambafest in Coburg geben würde.
"Die Location ist einfach einmalig", schwärmt Rolf Beyersdorf. Das Mittelalterflair, die Größe der Stadt, die Sambagruppen und die Top Stars aus Brasilien... "Die Mischung macht's!"


Promis lassen sich anstecken

Apropos Top-Stars: Vor 12, 13 Jahren sei es noch schwierig gewesen, beispielsweise einen Botschafter nach Coburg zu holen, sagt Beyersdorf. Doch seine Frau Nini hatte die nötigen Kontakte. "Sie kennt alle, Top-Stars, Künstler, Politiker." Ab 2004 habe sich das Festival dann auch verändert. Die "Promis", die es nach und nach entdeckten, merkten, dass in Coburg "nicht nur Popowackeln" geboten war. "Heute sehe ich oft Künstler noch am Sonntag im Umzug herumhopsen, obwohl sie eigentlich am Samstag schon wieder abreisen wollten", erzählt Beyersdorf lachend. "Aber es hat lange gedauert, bis wir dahin gekommen sind."