Die verschiedenen Maßnahmen, die das soziale Leben eindämmen, verursachen auch Kosten, wie das Beispiel des Coburger Stadtbusnetzes zeigt.
Keine Laufkundschaft mehr für die Innenstadt, keine Schüler mehr - der Stadtbusbetrieb hat für den Moment einen großen Teil seiner Kunden verloren. Schon am vergangenen Dienstag trat der "Ferienfahrplan" in Kraft - die Busse, die sonst zusätzlich eingesetzt werden, um die Schüler zur Schule und mittags wieder heim zu bringen, fallen weg.
Ansonsten fahren die Linien im gewohnten Takt. Noch. Denn laut Raimund Angermüller, dem Leiter der Verkehrsbetriebe, gibt es derzeit durchaus Überlegungen, den Betrieb auf Stundentakt umzustellen. Noch sei das nicht entschieden, aber eben auch nicht auszuschließen. Ziel sei es aber auf jeden Fall, finanzielle Auswirkungen für die Beschäftigten zu vermeiden.
Seit Dienstag verzichtet die SÜC Bus und Aquaria GmbH darauf, in den Bussen Fahrscheine zu verkaufen. "Im März werden 90000 Euro fehlen", sagt Angermüller. Wenn dann ein weiterer Monat dazu komme, "dann reden wir über mindestens 270000 Euro". Die Fahrgäste seien durchaus bereit, für die Fahrt zu bezahlen, sagt Angermüller. Aber sie können nicht. Im Vorverkauf gibt es lediglich die Abonnements und die Zeitkarten. Über Fahrscheinautomaten verfügen die SÜC nicht, Einzelfahrscheine gibt es nur beim Busfahrer. Aber die sollen zu ihrem Schutz die vorderen Türen nicht mehr öffnen- Quer durch den Bus verspanntes Trassierband nach der ersten Sitzreihe soll verhindern, dass Fahrgäste in der Nähe der Fahrer sitzen oder stehen.
Eigentlich ist vorgesehen, dass die Bordcomputer in den Bussen in diesem und im nächsten Jahr umgerüstet werden. Dabei sollen auch Geräte eingebaut werden, die berührungsloses Bezahlen mit Kreditkarte, Handy oder Fitness-Uhr ermöglichen. "Das ist eine Investition von 400000 Euro", sagt Angermüller. "Aber möglicherweise kommt das jetzt auch noch einmal auf den Prüfstand."
Der Verkehrsbetriebsleiter erwartet gar nicht, dass die Kosten stark sinken, wenn der Fahrplan weiter ausgedünnt wird. "Die Personalkosten bleiben uns ja. Aber es hat keinen Sinn, mit leeren Bussen durch die Gegend zu fahren."
Es ist tatsächlich ein hausgemachtes Gejammere, da es im Herzogtum nur möglich ist - von den wenigen Verkaufsstellen abgesehen - Tickets beim Busfahrer zu kaufen. Herr Angemüller gab halt lieber Millionen für Nachrichtenbildschirme, die mittlerweile so mit Werbung überfrachtet sind, dass man die - meist veralteten - Neuigkeiten gar nicht mehr lesen kann und für Vorrangschaltungen an den Ampeln - die bei starkem Verkehrsaufkommen eh nicht funktionieren - aus. Für Fahrscheinautomaten an den Haltestellen oder gar eine App, über die man sein Ticket erwerben kann, blieb da natürlich nichts mehr übrig. Es ist halt wie immer, keiner schaut von den Stadtoberen über den Tellerrand und beschwert sich dann noch, wenn der Cancelvirus um sich greift.
Was soll das Gejammert, das Defizit trägt die Stadt Coburg und somit der Steuerzahler.