Wie sich der Wahlkampf auf Michael Zimmermanns kleine Schafherde auswirkt und warum der FDP-Politiker meint, dass Coburg für Großstädter attraktiv ist.
Michael Zimmermann lässt die Kraftfutterpellets im Eimer klappern. Eins nach dem anderen laufen die Coburger Fuchsschafe aus ihrem Unterstand und auf Zimmermann zu, und schon steht der Hobbyzüchter inmitten seiner kleinen Herde. Dieses Jahr allerdings wird es keine Lämmer geben - zu viel Arbeit. Denn Zimmermann will Oberbürgermeister werden und muss Wahlkampf machen. Da bleibt weniger Zeit für die Vierbeiner auf dem abseits gelegenen Hof bei Neu- und Neershof.
Den ehemaligen Kuhstall hat Zimmermann zu einem großen Wohnraum umgebaut. "Wir bringen Gäste hier unter, und im Sommer nutzen wir den Hof als Datsche", erzählt er. Wenn er einem Freund von außerhalb Coburg zeigen müsste, wäre der Hof einer der Orte auf der Tour, sagt der Mediziner.
Er selbst ist nach beruflichen Stationen in Freiburg, Bochum und Berlin vor einigen Jahren mit seiner Familie nach Coburg zurückgekehrt. "Relativ kurzentschlossen" sei das geschehen, erzählt er. "Wir fanden die Schulsituation in Berlin schwierig. Wer es sich leisten kann, schickt dort seine Kinder auf Privatschulen. Das ist in Coburg wesentlich besser. Man hat hier gute Möglichkeiten. Es ist ein bisschen heile Welt!" Genau das, findet Zimmermann, müsse man den "Leuten aus der Großstadt" sagen. Coburg sei wirtschaftlich stark, biete viele Freizeitmöglichkeiten, sei es sportlich oder kulturell, und die Coburger Firmen würden vielfach Möglichkeiten bieten, auch international unterwegs zu sein. Und: In Coburg lebe man günstiger als in den Ballungsgebieten.
Zimmermann ist im Coburger Osten aufgewachsen, machte 1987 sein Abitur am Gymnasium Ernestinum. Dort war Winfried Bogdahn sein Sozialkundelehrer, der später Bürgermeister in Lichtenfels werden sollte. Bogdahn habe bei ihm Interesse für die Politik geweckt, sagt Zimmermann rückblickend. Aber politisch engagiert und Mitglied der FDP sei er erst "seit Ende 2011". Einige Jahre später war er schon Mitglied im Vorstand, kandidierte 2014 für den Stadtrat und ist seit Februar 2019 Vorsitzender der Coburger FDP. Im Vorstand werde die jeweils anstehende Stadtratssitzung diskutiert, erzählt er. "Das macht aber nur begrenzt Spaß, wenn man wenig Einfluss hat."
Nun will er Oberbürgermeister werden, "weil ich es könnte und weil ich es machen möchte". Erfahrung in Personalführung habe er. Ein Oberbürgermeister müsse "aktiv Vorgaben machen" und dürfe sich nicht allein auf seine Referatsleiter verlassen, sagt der 52-Jährige. Vor allem hält es Zimmermann für geboten, sich um Unternehmensansiedlungen zu kümmern, "solange es uns noch gutgeht". Hauptaufgabe des OB sei es, für seine Stadt zu werben.
Erst mal wirbt er für sich selbst. Den Zeitaufwand für die Kandidatur habe er unterschätzt, räumt er ein. Allerdings sind die Anforderungen diesmal auch hoch: mehrere Podiumsdiskussionen der Kandidaten, Fragen, zu denen schriftlich Stellung genommen werden muss. "Man ist schon jeden Tag beschäftigt." Die Familie sei über den Zeitaufwand wenig erfreut, räumt er ein. Andererseits seien die Kinder mit 15, 13 und zwölf Jahren "schon froh, wenn man nicht ständig da ist".
Zimmermann arbeitet in Teilzeit als Leitender Oberarzt im Klinikum Lichtenfels und betreibt eine Praxis in Coburg. Dazu kommt sein Hobby-Hof. Das kenne er nicht anders, sagt er: Schon seine Eltern hätten nebenbei Tiere gehalten.