In den städtischen Depots lagern Jahrhunderte alte Zeugnisse der Stadtgeschichte. Einzelne Stücke sollen nun öffentlich gezeigt werden.
Gut 11 000 Objekte sind in den städtischen Sammlungen katalogisiert. Fast noch einmal so viele warten darauf, ebenfalls genau erfasst zu werden. Hier, im Depot in der Uferstraße, lagert ein großer Teil der Exponate: Die Bandbreite reicht von Alltagsgegenständen des Bürgertums, über Kunst und Kultur bis hin zum Nachlass des Coburger Herzogshauses.
Die einzelnen Stücke zu nummerieren, ihre Geschichte zu recherchieren und zu beschreiben, das ist die Aufgabe von Laura Jahn. Seit 1. September betreut die Volontärin, die Latein und Geschichte studiert hat, die städtischen Sammlungen. Aber nicht nur das. Sie will den Coburgern ihre Geschichte näher bringen, indem sie besondere Stücke aus dem Depot sprichwörtlich wieder ans Licht holt. Zu sehen sind sie unter anderem auf der Homepage der Stadt Coburg und anlässlich des 200. Geburtstags von Herzog Ernst II. auch im Coburger Puppenmuseum (siehe unten).
Recherche zur Herkunft
Was genau machen die städtischen Sammlungen überhaupt? Diese Frage hört Laura Jahn öfter, deshalb hat sie einen Stich des Coburger Bildhauers und Schriftstellers Gustav von Dornis (1812 bis 1881) mitgebracht. Wird den Sammlungen ein solches Exponat überlassen, beginnt die Arbeit der Volontärin. Sie ermittelt die Maße, recherchiert bei Grafiken und Bildern, was darauf zu sehen ist, von wem und aus welcher Zeit das Objekt stammt. Schließlich werden die Daten auch digital erfasst.
Im Fall des Dornis-Stichs handle es sich um Szene des Coburger Gregoriusfestes, erläutert Laura Jahn und deutet schmunzelnd auf die Bildmitte: "Der Künstler hat sogar an die typischen Coburger Erkennungsmerkmale gedacht: Bratwürste und die Veste."
Hervorgegangen sind die städtischen Sammlungen aus dem einstigen Heimatmuseum, wie es bis 1943 hieß. 1904 war es im heutigen Rathaussaal eröffnet worden. Ausgestellt waren die verschiedensten Objekte - Gemälde, Plastiken und vieles mehr - allesamt Schenkungen an die Stadt.
So alt wie das Museum selbst ist auch die Diskussion um neue Räume. Für die stetig wachsende Sammlung wurde es im Rathaussaal bald zu eng, also kaufte die Stadt für die Ausstellung das Zunfthaus in der Herrngasse. Der Erste Weltkrieg kam dazwischen. Heute beherbergt das Gebäude die Stadtbücherei.
Nach dem Krieg sei man auf die Idee gekommen, das Rittersteichschlösschen wäre für die Sammlung geeignet, wie Laura Jahn berichtet. Doch auch daraus wurde nichts - wegen des Zweiten Weltkriegs.
Heute verteilen sich die Exponate, darunter auch wuchtige Möbelstücke, auf die Räume in der Uferstraße und der Rodacher Straße. Die historischen Stücke aus den unterschiedlichsten Materialien finden hier optimale klimatische Bedingungen vor, erklärt Laura Jahn. Die Temperatur müsse konstant bei 18 bis 20 Grad gehalten werden, deshalb sei es, abgesehen von zwei Führungen im Jahr, nicht möglich, die Räume für Besucher zu öffnen.
Großes Geschichts-Interesse
Generell sei das Interesse an Coburger Geschichte groß, hat Laura Jahn festgestellt. Die Mittags-Vorträge im Puppenmuseum verfolgten 15 bis 20 Zuhörer. Natürlich werden der Stadt auch Exponate angeboten, wie zum Beispiel eine Sammlung alter Wimpel von der Hutgemeinde. "Wenn jemand so etwas anbietet, wird genau geprüft. Schließlich sind unsere Räume begrenzt." Angekauft werde in der Regel nichts, aber wer der Stadt kostenlos ein Stück überlassen möchte, dürfe gerne anfragen, sagt Laura Jahn. "Ich fahre dann hin und schaue es mir an."
"Wissen um 12" - alles dreht sich um Herzog Ernst II.Vortragsreihe Herzog Ernst II. - Politiker, Musiker, Herzog, Sammler... Man könnte diese Aufzählung noch beliebig fortführen. Puzzleteile seines vielfältigen Lebens und Wirkens stellt Volontärin Laura Jahn einmal im Monat in der Mittagszeit im Coburger Puppenmuseum in einem Impulsvortrag näher vor. Passend dazu werden Anschauungsobjekte aus den städtischen Sammlungen präsentiert. Am Ende des Jahres soll aus der Reihe ein umfassendes Bild zum Leben, Wirken und der Zeit Herzog Ernst II. entstehen.
Termine 3. Mai, 7. Juni, 5. Juli, 2. August, 13. September, 4. Oktober, 8. November und 6. Dezember, jeweils um 12 Uhr.
Dauer 30 bis 45 Minuten
Kosten Eintritt für Erwachsene fünf Euro, ermäßigt drei Euro
Auskunft Coburger Puppenmuseum, Rückertstraße 2-3, Telefon 09561/891480,
E-Mail: puppenmuseum@coburg.de, www.coburger-puppenmuseum.de