Rund 700 Einsatzkräfte waren bei einer großangelegten Katastrophenübung in Coburg gefordert. Das Szenario: Ein Zug war in einem Tunnel mit einem Hindernis kollidiert - mehrere Verletzte machten lautstark auf sich aufmerksam.
Der ICE-Tunnel bei Lützelbuch und Rögen (Stadt Coburg) wurde in der Nacht auf Sonntag (27. Oktober 2024) zum Schauplatz einer großen Katastrophenschutz-Übung. Die simulierte Situation: Der Franken-Thüringen-Express kollidiert mit einem Gegenstand und entgleist mit mehreren Achsen, der Zustand der Oberleitung ist unklar. Es gibt etwa 150 betroffene Menschen, darunter Tote und Verletzte. Statisten wurden hierfür mit künstlichen Wunden präpariert und verteilten sich in den Waggons. Mit Schreien machten sie auf ihre Notlage aufmerksam.
Einsatzkräfte vom BRK, der Stadt Coburg, der Deutschen Bahn, der Polizei und Bundespolizei, dem THW, der Feuerwehr, dem ASB und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg beteiligten sich laut dem Bayerischen Roten Kreuz an der Übung. Stefan Püls, Kreisbrandrat des Landkreises Coburg, spricht gegenüber der Agentur News5 von 700 beteiligten Einsatzkräften in verschiedensten Funktionen, die das vorbereitete Konzept abzuarbeiten hatten. "Ist noch Strom auf den Leitungen? Kann man schon rein? Wer geht zuerst rein? Wen rettet man zuerst und wer hat sich selbst gerettet?", zählt der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) im Interview mit News5 die zahlreichen Fragen auf. Und auch die Kliniken aus Coburg, Kronach und Lichtenfels waren miteingebunden.
"Hilfe!": Einsatzkräfte aus dem Raum Coburg müssen nach simuliertem Zugunglück zahlreiche Verletzte retten
Zunächst galt es für die Einsatzkräfte, sich einen Überblick zu verschaffen. Tunnelbasiseinheiten betraten dann den Zug, um ihn zu erkunden, bei Bedarf zu löschen und die Insassen zu retten. "Hilfe! Hallo? Kommt doch jemand?", schallte es kläglich aus dem Inneren. Auf einem Rettungsgleis mussten Verletzte aus dem Tunnel gebracht werden, während die Nacht in den Worten der Feuerwehr Rossach immer kälter wurde. Währenddessen führte das THW einen Bereitstellungsraum für die Feuerwehren. In Rödental stellte ein Möbelhaus hierfür Räume zur Verfügung, wie die Kreisbrandinspektion Coburg berichtet.
Für die Patienten ging es sogar weiter in die umlegenden Kliniken. Die Regiomed Akademie spricht im Netz von einer "unvergesslichen Nacht", in der zwischen 18 und 2.30 Uhr "alle Schritte genau simuliert wurden, um für den Ernstfall bestens vorbereitet zu sein". Die "herausfordernde Nacht" habe "physisch und mental viel abverlangt". Sauerteig teilt zudem seinen positiven Eindruck vor Ort: "Es wirkt so, dass die Einsatzkräfte mit dem Szenario sehr, sehr gut umgehen können, dass da sehr kontrolliert und mit Zielgenauigkeit vorgegangen wird. Es beruhigt, zu sehen, dass die Einsatzkräfte auch solche schwierigen Szenarien sehr, sehr gut beherrschen können."
Begleitet wurde die Übung von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, um nachträglich Daten auszuwerten. Sogenannte GPS-Logger zeichneten Bewegungsdaten der Einsatzkräfte und simulierten Patienten auf, um mehr Rückschlüsse über den Übungsverlauf zu erlangen, so Boris Tolg, Professor für Informatik und Mathematik der Hochschule im Gespräch mit News5. Mit den gewonnenen Beobachtungen habe in der Vergangenheit die Patientenversorgung schon beschleunigt werden können. Weitere Nachrichten aus Coburg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.