Wo Franken am höchsten ist

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Blick aus der Sesselbahn-Nord zum Ochsenkopf, links der spitze Sendeturm Foto: Barbara Herbst
Blick aus der Sesselbahn-Nord zum Ochsenkopf, links der spitze Sendeturm Foto: Barbara Herbst
Reporter Matthias Litzlfelder unterhält sich am Dorfplatz mit dem Ehepaar Bochmann. Foto: Barbara Herbst
Reporter Matthias Litzlfelder unterhält sich am Dorfplatz mit dem Ehepaar Bochmann. Foto: Barbara Herbst
 
Die Schanzenarena am Fuße des Ochsenkopfs in Bischofsgrün. Um die 70 Meter weit gehen hier die Sprünge auf der großen Schanze. Gesprungen wird meist im Sommer. Foto: Barbara Herbst
Die Schanzenarena am Fuße des Ochsenkopfs in Bischofsgrün. Um die 70 Meter weit gehen hier die Sprünge auf der großen Schanze. Gesprungen wird meist im Sommer. Foto: Barbara Herbst
 
Reporter Matthias Litzlfelder unterhält sich an der Sesselliftkasse mit Wolfgang Wagner aus BIschofsgrün. Foto: Barbara Herbst
Reporter Matthias Litzlfelder unterhält sich an der Sesselliftkasse mit Wolfgang Wagner aus BIschofsgrün. Foto: Barbara Herbst
 
Heinz Zeitler (links) sieht die Entwicklung Bischofsgrüns eher skeptisch. Foto: Barbara Herbst
Heinz Zeitler (links) sieht die Entwicklung Bischofsgrüns eher skeptisch. Foto: Barbara Herbst
 
Familie Brattig aus Kiel mit Bekannten unterwegs im Ortskern Foto: Barbara Herbst
Familie Brattig aus Kiel mit Bekannten unterwegs im Ortskern Foto: Barbara Herbst
 
Klettergarten am Ochsenkopf Foto: Barbara Herbst
Klettergarten am Ochsenkopf Foto: Barbara Herbst
 
Barbara Benker vor ihrem Gasthof Foto: Barbara Herbst
Barbara Benker vor ihrem Gasthof Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Dorfplatz mit evangelischer Kirche Foto: Barbara Herbst
Dorfplatz mit evangelischer Kirche Foto: Barbara Herbst
 
Im Wald, wo der Pfeil einschlug, ist der Ochsenkopf schon zu erspähen. Foto: Barbara Herbst
Im Wald, wo der Pfeil einschlug, ist der Ochsenkopf schon zu erspähen. Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Wanderparkplatz Täfelein, links der Parkscheinautomat Foto: Barbara Herbst
Wanderparkplatz Täfelein, links der Parkscheinautomat Foto: Barbara Herbst
 
Thorsten Hager, stellvertretender Betriebsleiter der Sesselbahnen, mit einer Schneekanone Foto: Barbara Herbst
Thorsten Hager, stellvertretender Betriebsleiter der Sesselbahnen, mit einer Schneekanone Foto: Barbara Herbst
 
Blick Richtung Süden, rechts die Sesselbahn aus Warmensteinach Foto: Barbara Herbst
Blick Richtung Süden, rechts die Sesselbahn aus Warmensteinach Foto: Barbara Herbst
 
Im Geländewagen von Sesselbahnen-Betriebsleiter Andreas Schreyer ging es wieder nach unten. Foto: Barbara Herbst
Im Geländewagen von Sesselbahnen-Betriebsleiter Andreas Schreyer ging es wieder nach unten. Foto: Barbara Herbst
 
190 Meter hoch ist der BR-Sendeturm. Foto: Barbara Herbst
190 Meter hoch ist der BR-Sendeturm. Foto: Barbara Herbst
 
Evangelische Kirche mit Dorfplatz Foto: Barbara Herbst
Evangelische Kirche mit Dorfplatz Foto: Barbara Herbst
 

Eingerahmt von Ochsenkopf und Schneeberg zeigt sich Bischofsgrün als reizvoller Ort für einen Urlaub vor der Haustür. Aber es fehlt etwas.

Es gibt kein Zurück. Immer weiter zieht die Sesselbahn unsere offene Zweisitzerkabine nach oben. Der nächste Mast rückt näher. Gleich kommt es wieder, dieses unangenehme Ruckeln.
Längst habe ich meine Entscheidung bereut. " Wollen Sie mal hochfahren und mit unseren Betriebsleitern reden?", hatte Wolfgang Wagner, der Mann an der Kasse der Liftstation, während unseres kurzen Plausches plötzlich gefragt. Die journalistische Neugier siegte über meine Bedenken wegen bekannter Höhenangst. Und der Sessellift? Naja, von unten betrachtet völlig harmlos.


Auf 1024 Metern

23 Minuten dauert die Fahrt nach oben zwischen Fichtenwipfeln hindurch auf den Ochsenkopf. Für viele ein Genuss, für Menschen wie mich eine angespannte Ewigkeit. Fest umklammert meine Hand den Sicherheitsbügel und wird immer feuchter, während die Fotografin neben mir beherzt Bilder macht.
Mit der Sesselbahn überwinden wir 358 Höhenmeter und gelangen auf die zweithöchste Erhebung des Fichtelgebirges: 1024 Meter. Nur der gegenüberliegende Schneeberg übertrifft mit 1053 Metern den Ochsenkopf.
Erleichtert steigen wir oben aus und stehen vor dem Turm, der weithin sichtbar spitz wie eine Nadel 190 Meter in den Himmel ragt. "Der gehört dem Bayerischen Rundfunk. Der Beton wird gerade saniert", erklärt Thorsten Hager, stellvertretender Betriebsleiter der Seilbahnen am Ochsenkopf. Zwei Sessellifte enden hier oben, quasi Rücken an Rücken: unsere Bahn auf der Nordseite des Berges, von Bischofsgrün kommend, und die Südbahn, die in Warmensteinach beginnt. Der Landkreis Bayreuth und die umliegenden Gemeinden - als Zweckverband - sind die Betreiber.


Parken für sinnvollen Zweck

Spitz wie der Sendemast des Ochsenkopfs hatte sich vor Wochen einer der Dartpfeile in der Redaktion in die Frankenkarte gebohrt. Er traf nicht genau den Berg, sondern ein großes Waldstück südwestlich. Immerhin: Der Einschlagort lag an einem befestigten Platz.
Dort waren wir zuerst gewesen. Allerdings nicht lange. Ein Schild "Wanderparkplatz Täfelein" und ein Parkscheinautomat der "fair parken GmbH" aus Düsseldorf standen hier. Die Gebühren - zwei Euro pro Tag - würden für Unterhalt und Pflege der Wege und Loipen am Ochsenkopf verwendet, hieß es.
Mag sein, dass im Winter mehr los ist. An diesem Freitagvormittag im August wandert hier niemand. Und das, obwohl die Ferienzeit begonnen hat und der heilklimatische Kurort Bischofsgrün sich als Wanderzentrum bezeichnet. 4,4 Kilometer sind es bis zum Ortskern.


1850 Einwohner

Kurz vor 12 Uhr am Dorfplatz vor der evangelischen Kirche treffen wir als erstes auf Heinz Zeitler. Der 82-Jährige lebt seit jeher in Bischofsgrün. "Tourismus? Da ist nicht mehr viel los", sagt er. "Auch im Winter nicht. Es schneit ja nicht mehr." Und Arbeit gebe es für die 1850 Einwohner auch kaum.
Die Industrie fehlt tatsächlich. Webereien, eine Lackwarenfabrik - alles längst Vergangenheit. Größter Arbeitgeber ist die Höhenklinik der Deutschen Rentenversicherung. Der Rest hängt am Fremdenverkehr.


"Man muss natürlich kämpfen"

Wirtin Barbara Benker beschreibt die Lage etwas anders. Seit 1984 betreibt sie hier am Platz einen Landgasthof, mit direkter Konkurrenz: vier weitere Wirtschaften sind in Sichtweite. Nur die Gäste fehlen im Moment. Für Benker kein Problem. Sie öffnet heute erst um 17 Uhr. "Die Touristen frühstücken in ihrer Unterkunft in der Regel reichlich und kommen zum Abendessen", erklärt sie. "Man muss natürlich kämpfen. Aber was will ich machen? Ich kann das Lokal nicht einfach woanders hinstellen."


"Es geht langsam wieder aufwärts"

Eigentlich will sie sich zur Ruhe setzen, sucht seit drei Jahren einen Käufer. Bisher ohne Erfolg. So langsam gehe die Stimmung aber wieder aufwärts: Es gebe mehr Urlauber in Deutschland. Im Moment kämen Festspielbesucher, denen die Hotels in Bayreuth zu teuer sind, in den "kleinen niedlichen Ort". Und es seien heuer in Bischofsgrün viele Kinder auf die Welt gekommen.
Zwei kommen gerade mit ihren Eltern die Straße entlang. Keine Bischofsgrüner, wie sich herausstellt. Familie Brattig aus Kiel macht hier Urlaub. Jakob (6) und Frieda (2) sind vor allem von der Sommerrodelbahn am Ochsenkopf begeistert. Im Bischofsgrüner Freibad waren sie noch gar nicht. "Wir sind erstaunt, dass hier noch so viel los ist", sagt Vater Christoph. "Wir werden wieder kommen", kündigt Mutter Antje an.


Gut aufgestellt

Klaus und Karin Bochmann aus Hessen sind gerade erst angereist. Jetzt schauen sie sich um. Kurpark, Freibad, Ärzte, Cafés, Supermarkt, Post, Apotheke, Banken, Kindergarten, Grundschule - Bischofsgrün ist gut aufgestellt.Vor Jahren war das Ehepaar schon einmal zu Gast im benachbarten Fichtelberg. Nun wollen sie um Bischofsgrün herum vor allem in Ruhe wandern.


Neue Gondelbahn geplant

Das Wandern vom Gipfel des Ochsenkopfs hinab bleibt uns erspart. Auch das mulmige Gefühl im Sessellift. Betriebsleiter Andreas Schreyer nimmt uns mit dem Geländewagen mit nach unten. Es geht vorbei an den Skisprungschanzen. "Im Sommer wird mehr gesprungen als im Winter", erzählt Schreyer. Bewässerte Matten machen es möglich. Ohne Schnee wirkt die Szenerie dennoch skurril. Für den sorgen im Winter zahlreiche Schneekanonen. "Sonst wären wir längst im Dornröschenschlaf."
Die beiden 25 Jahre alten Sessellifte am Ochsenkopf sollen demnächst einer Gondelbahn weichen. Die Höhenangst bleibt.