Egal, ob wir Auto fahren, auf das Thermometer gucken oder die fränkische Gastronomie genießen: An der griechischen Sprache kommt man in Deutschland ebenso wenig vorbei wie an der lateinischen. Mehr erstaunliche Fakten über Griechenland und Bayern finden Sie im Artikel!
1. Sprache Fast 80 Prozent unseres Wortschatzes haben laut Rolf Kussl vom Kultusministerium in München direkt oder indirekt Vorfahren in den klassischen Sprachen, die wohl jeder Schüler am Gymnasium schon verflucht hat. Manchmal erkennt man die "Fremdwörter" gar nicht mehr, wie bei der Nase (lateinisch) oder beim Tisch (griechisch "diskos").
2. Bayern mit "y"! Woher kommt eigentlich das Ypsilon in Bayern? Diese Schreibweise, die ungewöhnlich ist, auch wenn man sich längst wie selbstverständlich daran gewöhnt hat, ist relativ jung: Erst 1825 verfügte der damalige König Luwig I. per amtlichem Erlass, dass "Baiern" künftig "Bayern" zu heißen hat. Bis dahin existierten zwar beide Schreibweisen, die mit "i" war aber am weitesten verbreitet. Ludwig I. war ein großer Bewunderer der hellenistischen (griechischen) Kultur und wollte ihr mit dem "y" auch sprachlich ein Denkmal setzen. Der König förderte auch die klassizistische Architektur in Bayern.
3. Architektur Griechenland hat in Bayern und auch in Franken viele Spuren hinterlassen - und zwar vor allen in der Architektur, die König Ludwig I. förderte. Klassizismus nennt man diese Strömung, die auf klassische Elemente wie Säulen und Rundbögen setzte. Die Vorbilder dieser Bauwerke stehen vor allem in Griechenland und in Italien. Bekannte Beispiele: die Ruhmeshalle in München, der Bahnhof in Erlangen, Schloss Ehrenburg in Coburg (Innenausstattung) , das Pompeijanum in Aschaffenburg.
4. Bier Ozapft is in Athen? Der Spruch aller Bierfreunde ist in Griechenland nicht "ouzo", aber der Gerstensaft ist auch dort so etwas wie ein Volksgetränk. Das verdanken die Griechen der bayerischen Regentschaft. König Otto holte bayerische Handwerker in den Süden; darunter war Johann Adam Fix, ein Bergmann aus Edelbach bei Aschaffenburg im Spessart. Er organisierte erfolgreich den Betrieb von Erzminen und holte später seine Familie nach. Sein Sohn Johann Georg Fix verkauft zunächst importiertes Bier und entschied sich schließlich zur Gründung einer eigenen Brauerei. Die Marke Fix hatte fast 100 Jahre, bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, das Bier-Monopol in Griechenland.
5. Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach "Griechenland, mein geliebtes Griechenland!" Das sollen die letzten Worte von Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach gewesen sein, als er 1867 im Bamberger Exil starb. Otto, geboren auf Schloss Mirabell bei Salzburg, war von 1832 bis 1862 der erste König Griechenlands. Otto kam als 16-Jähriger auf den Thron, nachdem Griechenland 1830 seine Unabhängigkeit von Osmanischen Reich erkämpft hatte und in eine innenpolitische Krise geraten war. Großbritannien, Frankreich und Russland einigten sich darauf, einen europäischen Fürsten an die Staatsspitze zu setzen. Nachdem mehrere Kandidaten abgelehnt hatten, fiel die Wahl auf Otto. Seine Regentschaft endete 1862 mit einem Militärputsch.
6. Archäologische Forschung Das Interesse an Griechenland war in Deutschland schon immer groß, vor allem Kultur und Geschichte faszinierten nicht nur Forscher wie Heinrich Schliemann, der durch die Entdeckung des antiken Troja unsterblich wurde. Auch wenn die Entdeckungen, die heute noch gemacht werden, für den Laien weniger spektakulär sind: Archäologische Forschung in Griechenland ist ein bedeutender Zweig der Wissenschaft, und sie trägt auch eine deutsche Handschrift. Seit einem Jahr leitet Katja Sporn aus Aschaffenburg das renommierte Deutsche Archäologische Institut in Athen.
7. Wein Nur fränkische Qualitätsweine dürfen im Bocksbeutel abgefüllt werden. Das ist eine eherne Regel, um deren Einhaltung die fränkischen Winzer selbst vor den höchsten europäischen Gerichten kämpfen. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Die unverwechselbare bauchige Flasche mit dem wenig schmeichelhaften Namen hat auch in einigen wenigen anderen Weinbauregionen Tradition; auch der griechische Agioritikos kommt in solchen Flaschen auf den Markt.
8. Onassis Griechenland und Geld? Das ist ein leidiges Thema, aber es gab auch Zeiten, da brachte man das Land am Ägäischen Meer weniger mit Schulden als vielmehr mit Reichtum in Verbindung: Der griechische Reeder Aristoteles Onassis wurde zur Legende mit seinem Aufstieg aus dem Nichts zum vielfachen Milliardär. Sein Leben im Jetset lieferte Schlagzeilen, und zu seiner Gesellschaft zählte regelmäßig auch der aus Schweinfurt stammende Industrie-Erbe Gunter Sachs.
9. Prinz Philip ist Grieche Onassis, der milliardenschwere Grieche, war genau genommen Türke: Er wurde in Izmir geboren, das bis zum Griechisch-Türkischen Krieg (1919 bis 1922) in griechischer Hand war. Dafür ist Prinz Philip an sich Grieche: Der Gatte der britischen König Elisabeth II., dessen Familienwurzeln ins fränkische Coburg führen, kam am 10. Juni 1921 als Prinz Philip von Griechenland und Dänemark im Schloss Mon Repos auf der griechischen Insel Korfu zur Welt.
10. Drama Die deutschen Städte pflegen intensive internationale Beziehungen, Kontakte nach Griechenland sind aber eher eine Ausnahme. Nicht so in Franken. Wegen der großen Zahl ehemaliger "Gastarbeiter" haben sich viele fränkische Städte Partner in den einst verfeindeten Ländern Türkei und Griechenland gesucht. Nürnberg etwa hat regelmäßig Kontakt mit dem griechischen Havala, Fürth und Xylokastro verbindet eine Freundschaft, bei Schwabach ist es Kalambaka. Kein Schreibfehler ist der Name der griechischen Partnerstadt von lauf an der Pegnitz: Drama.
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Ein großer Teil unseres Wortschatzes hat sich aus aus der indoeuropäischen Sprache entwickelt und deshalb sind viel Wörter in den indoeuropäiscchen Sprachen ähnlich. Wir waren nicht stumm in der Bronzezeit und mußten warten, bis wir griechische und lateinische Wörter aufschnappen konnten.