Wiesn für Oktoberfest-Verächter in Bamberg

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Ein bewährtes Team: Martin Neubauer und Heiko Triebener Foto: Christof Kuen
Ein bewährtes Team: Martin Neubauer und Heiko Triebener Foto: Christof Kuen

In Bamberg veranstalten Martin Neubauer und Heiko Triebener ihr erstes musikalisch-literarisch-kulinarisches Oktoberfest, das das Münchner Massenspektakel aufs Korn nimmt. An Kuriositäten bis hin zur "Dame ohne Unterleib" erinnern die Bühnenakteure im Bootshaus ab 14. 10.

"Oans, zwoa, drei, g'suffa?" Nein, vorbei ist die große Sause. Katerstimmung herrscht an der Isar, nachdem die Wiesn diesmal weniger Besucher anzog. Ist das Saufen aus Tradition nach über 200 Jahren etwa nicht mehr der Bringer? Eine Parodie auf das Münchner Spektakel soll in Bamberg in Kürze für Furore sorgen: Am 14. 10. präsentieren Martin Neubauer und Heiko Triebener im Bootshaus ihr erstes musikalisch-literarisch-kulinarisches Oktoberfest.



Viele Skurrilitäten

"Ich war ein einziges Mal auf dem Münchner Oktoberfest - auf den Spuren Karl Valentins, der hier mit Bertold Brecht auftrat", berichtet Neubauer. 20 Minuten später hätte er das Massenevent ein für alle Mal verlassen. "Die Realität interessiert mich nicht. Viel spannender sind die kuriosen Geschichten und Gedichte, die sich daraus entwickelten. So war das Oktoberfest von jeher ein Tummelplatz der Skurrilitäten."

Es gibt demnach genügend "Stoff", um auch die Bamberger Wiesn zu einer Riesngaudi werden zu lassen. Brandneu ist die Idee an der Regnitz aber nicht, wie der Leiter des Brentano-Theaters ausführt. "In den Tagen der Romantik kam der Brauch bereits auf, wobei Dr. Adalbert Friedrich Marcus das damalige Bamberger Oktoberfest stiftete." Friedrich Gottlob Wetzel, der als Redakteur des "Fränkischen Merkurs" arbeitete, wurde zum begeisterten Mitstreiter. "Und zum Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig entzündete man ,ein großes Oktoberfeuer der Altenburg gegenüber'".


Nostalgie und Poesie

Das und vieles mehr recherchierte der Brentano-Theater-Prinzipal. Fern vom Lärm der Original-Wiesn, fern von Abzocke und Komasäufern ersann er mit Heiko Triebener ein Programm, das Nostalgie mit Poesie und jeder Menge Kuriositäten verbindet. So hat's auch das neueste Bühnenprojekt in sich, das Neubauer mit dem Solotubisten der Bamberger Symphoniker realisiert. Beide feierten in den vergangenen Jahren ja schon über die Reihe "Lidderadurzeuch mit Duba" Erfolge.

Gibt's diesmal denn gar nichts Fränkisches, wollten wir von den Akteuren wissen? "Doch. Zum krönenden Schluss hört man den haarsträubenden Bericht eines Bambergers zu einem ,überdeuerdn' Wiesn-Besuch", meint Neubauer. Davon mal abgesehen, liefern Münchner und andere Originale Festbesuchern Raritäten und Kuriosa. Klar, fehlt dabei auch Karl Valentin nicht, der das Rauschen der Isar so liebte, dass er sich von ihr zeitlebens kaum fortbewegte.
Viele Musiker und Poeten inspirierte das kultigste Volksfest der Welt. "Felix Mendelssohn-Bartholdy, Friedrich Hebbel, Rainer Maria Rilke und Joachim Ringelnatz bedichten das Oktoberfest". Ihre Werke stehen ebenso im Blickpunkt wie eine alte Münchner Attraktion, die man auf der Wiesn bestaunte: die Dame ohne Unterleib. "Auch lassen wir im Bootshaus verbal den Flohzirkus, die Wadeln der Riesendame und die schwebende Jungfrau wieder aufleben". Ob Neubauer darüber hinaus einen Freiwilligen unter die Guillotine bringt - wie einst beim "Schichtl", bleibt abzuwarten. "Wie damals gibt's bei Missgeschicken jedenfalls den doppelten Eintrittspreis zurück!"


Zum Schunkeln bringen

"Zum Schunkeln" bringt Heiko Triebener beim Bamberger Oktoberfest die Tuba "mit Romantischem und bajuwarisch Krachledernem". Kaum ein Werk weiß der Musiker auf dem "dicken Bombardon" solistisch nicht umzusetzen. Klar, darf bei Triebener letztendlich auch ein "Wiesn-Händel" nicht fehlen.
Bunt wird der Oktoberfest-Bummel also, der "auf schwankendem Boden zwischen Komik, Groteske und Ernüchterung geplant ist", wie es Martin Neubauer nennt. "Selbstgefälliges Deutsch- und Trachtengermanentum soll auch tüchtig Federn beziehungsweise Gamshaare lassen." Erstmals gibt's zur Kultur auch Kulinarisches, dem sich das Duo in seinen Programmen bislang hartnäckig verweigerte. "Beim Oktoberfest aber ist's es einfach zwingend."


Die Termine

Premiere feiert "Auf geht's zur Bamberger Hain-Wiesn!" - das musikalisch-literarisch-kulinarische Oktoberfest von Martin Neubauer und Heiko Triebener am Mittwoch, 14. Oktober, 19 Uhr, im Bootshaus.

Weitere Vorstellungen finden am 17. Oktober, 19 Uhr, 18. Oktober, 17 Uhr, und 25. Oktober, 11 Uhr, im Bootshaus statt.

Tickets kosten inklusive des Oktoberfest-Menüs 29 Euro. Reservierungen sind täglich ab 11 Uhr unter 0951/ 24485 möglich und unter 0951/54528 (Brentano-Theater).