Wegwerfen war gestern

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Das Thema "Fahhradreparieren und Upcycling" brachte viele Mitglieder des Repair-Cafés zusammen und ließ aus vermeintlichem "Abfall" nützliche Dinge entstehen. Foto: Johannes Grünecker
Das Thema "Fahhradreparieren und Upcycling" brachte viele Mitglieder des Repair-Cafés zusammen und ließ aus vermeintlichem "Abfall" nützliche Dinge entstehen. Foto: Johannes Grünecker

Einmal im Monat finden sich Experten und Laien mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammen, um ihre kaputten Dinge in der Gemeinschaft zu reparieren. Das Motto lautet "Hilfe zur Selbsthilfe".

Was für viele als "Abfall" gilt, wurde für die Mitglieder des Repair-Cafés zu "Rohstoffen". Bei ihrem zweiten Treffen Ende Juni wurden unter dem Topos "Fahrradreparieren und Upcycling" nicht nur die eigenen Fahrräder repariert, sondern auch viel Nützliches gebastelt. So wurden im Gemeinschaftsraum der Villa Kunigunde beispielsweise Geldbeutel verschiedener Größen und Designs aus Tetrapaks geschaffen. Aus alten Fußbällen wurden Sportbeutel, aus Kronkorken, Weinkorken und Fahrradkettengliedern entstanden Brettspiele. Auch Dias, Fahrradschläuche oder Schokoladenverpackungen fanden hier Verwendung.

Diese kreativen Menschen (derzeit 25 bis 30) haben ganz unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten, Studenten wie Verwaltungsangestellte finden sich gleichermaßen zusammen.

"Die Fähigkeiten sind je nach Person ganz unterschiedlich.
Wir sind ein bunt gemischtes Netzwerk mit zum Beispiel zwei Handwerksmeistern, zwei Ingenieuren, einer Bankkauffrau und einer Gärtnerin. Jeder bringt eine andere Fähigkeit mit und kann sie auch einbringen. Das müssen nicht unbedingt handwerkliche Fähigkeiten sein. So bin ich zum Beispiel mit Koordinations- und Vernetzungsaufgaben betraut, kann aber keinen Nagel gerade in die Wand schlagen", verrät Johannes Grünecker vom Repair-Café. Material und Werkzeug bringen die Mitglieder selbst mit, außerdem bittet die Organisation bei ihren Veranstaltungen um Spenden. In Zukunft möchten sie sich auch um Fördergelder bemühen.

Die Idee zur Gründung dieser Initiative entstand im Januar während eines Arbeitswochenendes von Change e.V., eines Bamberger gemeinnützigen Vereins. Gegründet wurde das Repair-Café dann am 12. März im Rahmen einer Transition-Bamberg-Veranstaltung (2. Plenum). Transition Bamberg ist eine Initiative zur Vernetzung und Stärkung von regionalen Strukturen im Hinblick auf eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Gesellschaft.
Johannes Grünecker blickt zurück: "Die Teilnehmer des zweiten Plenums von Transition Bamberg waren dazu aufgerufen, Ideen für Projekte einzuwerfen, die sie gerne realisieren möchten. Ich habe dort die Idee zur Gründung eines Repair-Cafés kurz vorgestellt und Interessierte eingeladen, sich mir anzuschließen. Es haben sich sofort acht Interessierte gemeldet."

Menschen zusammenbringen

Neue Teilnehmer werden auch erfolgreich über Mundpropaganda, Öffentlichkeit und im Dunstkreis von Transition geworben. Sie alle teilen die Auffassung, dass das Repair-Café mehr sein soll als die reine Reparatur von Dingen. Es soll auch Menschen zusammenbringen, Ressourcen effizient nutzbar machen und Fähigkeiten und Fertigkeiten weitergeben: also keine reine Dienstleistung, sondern die Möglichkeit, zusammen mit anderen an kaputten Dingen zu arbeiten. Motto ist: "Hilfe zur Selbsthilfe".

Nähen und Schärfen

Die nächste Veranstaltung wird am 27. Juli stattfinden. Das Thema ist eine Kombination aus "Näh-Café" und Messerschleifen: "Das heißt, jeder kann mit seinen Kleidungsstücken vorbeikommen und zusammen mit einer Expertin (Renate Rupprecht) reparieren, ändern, verbessern, etc. Außerdem können die Leute mit ihren stumpfen Küchen- oder sonstigen Messern bei uns vorbeikommen und gemeinsam mit uns zu alter Schärfe verhelfen. Nähmaschinen und Messerschleifmaschine werden vorhanden sein."

Zusammenkommen wird man wieder in der Villa Kunigunde (Mittlerer Kaulberg 38). Auch ein Repair-Café zum Thema "Elektrogeräte" und zusammen mit der Initiative "Freund statt Fremd" eine weitere Fahrradreparatur mit und für Asylsuchende sind geplant.

"Wir haben außerdem eine sehr vielversprechende Perspektive, die uns der Diakonieverein Bamberg bietet. Denn ab Herbst können wir wahrscheinlich eine große Werkstatt mitnutzen, die gerade auf dem Schaefflergelände entsteht", erzählt Johannes Grünecker. Diese Werkstatt wird u.a. den sogenannten Männerschuppen beheimaten. Ein Projekt des Diakonievereins für männliche Senioren, die sich von der klassischen Seniorenarbeit nicht angesprochen fühlen und dort "Schulter an Schulter" Dinge reparieren werden. "Wir fühlen uns mit der Idee verbunden und sind für das Angebot sehr dankbar, wollen uns aber nicht darin auflösen. Das Repair-Café und der Männerschuppen haben große Gemeinsamkeiten, sind aber nicht gleichzusetzten", betont Grünecker.
"Repair-Cafés" unterschiedlicher Ausrichtung gibt es bereits unter anderem in Berlin, Hamburg und Köln. Auch die Bamberger Organisation möchte Schritt für Schritt in der Bamberger Gesellschaft ankommen. Jeder ist herzlich willkommen und kann seine Ideen und Projekte in der Gemeinschaft umsetzen.