"Wichtig ist dabei, dass für jeden Teilantrag mit allen Schulen zusammengefasst abgestimmt sein muss, welche Anforderungen die Schulen aus ihren individuellen Medienkonzepten im jeweiligen Maßnahmenabschnitt umsetzen wollen", führte Pfeufer dazu aus. Im ersten Schritt würden "Maßnahmen ergriffen, die ein Weiterarbeiten auf hohem Niveau ermöglichen". Erforderliche Neubeschaffungen und Entwicklungen hin zu den auch in den schulischen Medienkonzepten festgelegten Schwerpunkten könnten dann in den nächsten Jahren sukzessive erfolgen.
Eine angemessene Digitalausstattung der Schulen hat sich auch der Gesamtelternbeirat der Bamberger Grund- und Mittelschulen auf die Fahnen geschrieben, dessen Vorsitzender Lothar Herlitzius aber auch feststellt: "Man muss schon sehen, wofür Geld ausgegeben wird und ob die Ausstattung der Schulen dadurch signifikant verbessert wird." Und wenn die pädagogisch sinnvolle Ausstattung da sei, müsse auch deren Wartung, Pflege und Betrieb finanziert werden. Digitalität setze zudem neben technischem Equipment häufig auch räumliche Veränderungen voraus.
"Der Status quo ist derzeit sehr unterschiedlich", sagt der Vater von zwei Grundschulkindern. "Ich weiß nicht, wie viele Geräte mit Betriebssystemen genutzt werden, mit denen man besser nicht mehr ins Internet gehen sollte." Das sei auch unter Gesichtspunkten des Datenschutzes bedenklich.
Während jede Bamberger Schule ihr eigenes Medienkonzept entwickelt und aus dem Digitalbudget Hardware ausgewählt hat, tritt Ute Schmid, Professorin für Angewandte Informatik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, ein wenig auf die Euphoriebremse. "Es reicht ja nicht, wenn jetzt alle iPads und Smartboards bestellen. Es müsste noch mehr in Lehrpläne und Materialien investiert werden sowie in die schulische Infrastruktur - vom Schulklo bis zum WLAN", sagt die Professorin.
Lernlabor an der Martinschule
"Viele Grundschulen wurden in Sachen digitaler Entwicklung ein bisschen alleine gelassen. Und manche Lehrkräfte haben Angst, dass die Technik dann vor ihren Klassen nicht so funktioniert, wie sie das gerne hätten."
Ganz losgelöst vom Digitalpakt wird am heutigen Montag an der Bamberger Martinschule ein digitales Lernlabor eröffnet, für das sich Schmid schon lange eingesetzt hat. Als sie vor gut 15 Jahren nach Bamberg kam, veranstaltete sie Informatik-Workshops für Kinder ab der fünften Klasse, dann kamen auch Vor- und Grundschulkinder hinzu. "So entstanden ganz vielfältige Materialien. Wir haben zunehmend gemerkt, dass Vor- und Grundschulkinder zwar intuitiv daddeln oder Nachrichten verschicken, aber auch verstehen möchten, was sie da tun und was dahintersteckt. Solche Fragen didaktisch reduziert, aber nicht falsch aufzuarbeiten, ist unser Ziel." Viele Jahre hat Schmid nach Finanzierungspartnern für ein Lernlabor gesucht. Zunächst stieg die Hermann-Gutmann-Stiftung ein. Als dann dank einer Projektförderung durch die Oberfrankenstiftung ein dreijähriges Projekt möglich wurde, entschloss sich auch der Freistaat für die flächendeckende Einrichtung solcher Labors.
Multiplikatoren willkommen
An der Martinschule soll es nun vorrangig um die Fragen gehen, welche Materialien Kinder spannend finden und was sie bei deren Nutzung lernen. Es werden zum Beispiel Pixelspiele angeboten, Materialien zu Algorithmen, Analogem und Digitalem. "Wir wollen die Module und Konzepte systematisch evaluieren, von dem Forschungsprojekt sollen neben den Kindern auch die Lehrkräfte profitiert. Was halten sie für relevant und was nicht?" Entsprechend sind als Multiplikatoren auch Vertreter anderer Schulen im Lernlabor willkommen.
Digitalbudget und Digitalpakt
Digitalbudget Das Förderprogramm "Digitalbudget für das digitale Klassenzimmer" im Rahmen des sogenannten Masterplans Bayern Digital II speist sich aus Mitteln des Freistaats Bayern. Die maximale Zuwendung beträgt hier laut Bildungsbüro für die Stadt Bamberg - also für die Grund- und Mittelschulen, die Graf-Stauffenberg-Realschule und die Graf-Stauffenberg-Wirtschaftsschule sowie die Berufliche Oberschule Bamberg (FOS/BOS) - rund 380 000 Euro, für den Zweckverband Gymnasien Stadt und Landkreis Bamberg - also für sechs Gymnasien - rund 420 000. Aus diesem Topf können nur Geräte finanziert werden, aber keine Infrastrukturmaßnahmen wie WLAN oder Kabelverlegungen. Für die soll es aber im Digitalpakt entsprechende Mittel geben.
Digitalpakt Die Förderrichtlinie für das Programm "digitale Bildungsinfrastruktur an bayerischen Schulen" (dBIR) im Rahmen des Digitalpakts Schule sieht aus Bundesmitteln maximal 1,67 Millionen Euro für die Stadt Bamberg, 1,81 Millionen Euro für den Zweckverband Gymnasien und 1,59 Millionen Euro für den Zweckverband Berufsschule vor.
Eigenanteil Der kommunale Eigenanteil liegt bei beiden Förderprogrammen bei mindestens zehn Prozent.
KOMMENTAR von Stefan Fößel
Nichts zu verschenken
Es leuchtet ein, dass die Bestellung von Digitalausstattung für eine vielfältige Schulstadt wie Bamberg komplexer ist als in einer kleinen Landkreisgemeinde. Es geht zusammen um mehr als vier Millionen Euro Förderung - bei einem Eigenanteil von zehn Prozent. Bei solchen Summen muss europaweit ausgeschrieben werden. Das kann ebenso wenig der Stadt angelastet werden wie die langsame Ausgestaltung des Digitalpakts durch das bayerische Kultusministerium. Stadt und Zweckverbände tun aber gut daran, das Personal nun so aufzustocken, dass das Millionengeschenk von Bund und Land auch in voller Höhe angenommen und an die Schulen weitergereicht werden kann. Denn eingebettet in gute pädagogische Konzepte kann damit viel bewirkt werden. Die Schulen haben es verdient, dass dieses nicht leicht zu erreichende Ziel mit Nachdruck verfolgt wird.