Vor 70 Jahren waren Deutsche auf der Flucht, erreichten Bamberg und hausten hier lange in Notquartieren unter schlimmsten Bedingungen. Geradezu überrannt wurde die Stadt an der Regnitz, wo sich nach dem Zweiten Weltkrieg über 20 000 Fremde aufhielten.
In ausrangierten Güterwagen hausten Menschen. Luftschutzkeller, fensterlose Bodenkammern, Gartenhäuser und Holzlegen wurden zu Notquartieren. Mehrere Familien drängten sich oftmals auf wenigen Quadratmetern und teilten das Wenige, was sie hatten. Im Sommer 1945 war die Zahl der Einwohner Bambergs, die 1939 noch bei knapp 60 000 lag, auf über 75 000 angestiegen, was zu heute kaum mehr vorstellbaren Verhältnissen führte. Tausende von Fremden waren in die Stadt an der Regnitz geströmt, nachdem sie alles verloren hatten - darunter etliche Heimatvertriebene aus den vormals deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland. Sie alle hofften nach den Schrecken des Krieges auf einen Neuanfang, ein besseres Leben.
Mancher Bamberger wird sich in diesen Tagen angesichts des Flüchtlingselends an Zeiten zurückerinnern, in denen Deutsche vor dem Nichts standen: Millionen, die vor 70 Jahren landauf und landab inmitten von Trümmerlandschaften auf Unterstützung angewiesen waren. Und die Integration der Neuankömmlinge gelang. Ja, die Vertriebenen verhalfen der Domstadt sogar zum Aufschwung, wie es OB Paul Röhner einmal formulierte. Nachzulesen in der Veröffentlichung "Bamberg - Zufluchtsort für Vertriebene, Flüchtlinge und Heimatlose", in der Stefan Kestler und Götz Ulrich Penzel an die "Stunde Null" erinnerten.
Schulen als Durchgangslager
Zwei Jahre nach Kriegsende hielten sich in Bamberg rund 20 000 Flüchtlinge und Evakuierte auf. Auch beherbergte die Stadt Tausende entlassener "Displaced Persons", worunter man Fremdarbeiter, Verschleppte und ehemalige Kriegsgefangene verstand. Für viele Menschen war Bamberg nur eine Zwischenstation: Über 60 000 Männer, Frauen und Kinder wurden allein von April 1945 bis April 1946 durch die Stadt geschleust, so Kestler und Penzel. Die Martin- und Rupprechtschule dienten als Durchgangslager, in denen alles in allem "nicht weniger als 100 000 Menschen betreut und weitergeleitet wurden".
Bald waren die Kasernen der Stadt voller Flüchtlinge. In Gaststätten, Brauereien, Lagerhäusern und Gewerbebetrieben drängten sich die Heimatlosen. Der Theaterkomplex am Schillerplatz wurde umfunktioniert. Im großen Saal der Harmonie schliefen zeitweise zehn Familien - um die 40 Männer, Frauen und Kinder. "Es gibt nur eine Decke für jeden, die Fenster sind wegen des auf den Lungen lastenden Modergeruchs trotz der Winterkälte offen", heißt es in einem Bericht des BRK zum 31. Dezember 1948.
Typhus im Lager
69 größere und kleinere Wohnlager waren in Bamberg nach dem Krieg entstanden, deren hygienische Verhältnisse oft jeder Beschreibung spotteten. Im Kaufhaus Tietz, wo man allein um die 5000 Hilfesuchende eingepfercht hatte, brach im September 1945 Typhus aus. Im Zentrum der verwüsteten Stadt hausten die Flüchtlinge hier auch unter jämmerlichsten Bedingungen. Regen und Wind drang durch alle Ritzen, wie ein Augenzeuge berichtete. Die Fußböden waren aufgeweicht. In qualvoller Enge hockten die Menschen. Sanitäre Einrichtungen waren größtenteils zerstört. So zog "durchs ganze weite Haus ein penetranter, unerträglicher Gestank".
Betteln um Kartoffeln
Auf dem Land bettelten Kinder bei den Bauern um Brot und Kartoffeln. Darüber beklagte sich der damalige Landrat in einem vertraulichen Bericht an die Militärregierung. "Das Flüchtlingsproblem bringt es überhaupt mit sich, dass zwei verschiedene Bevölkerungskreise zu beobachten sind: die Eingesessenen und die Neubürger", heißt es darin weiter. Eine von vielen Parallelen zu heute.
In Bamberg wurde das Flüchtlingshilfswerk gegründet, das die Öffentlichkeit für Spendenaktionen zu gewinnen suchte. Großküchen der Caritas und der Inneren Mission belieferten Lagerinsassen mit warmen Mahlzeiten. Mit dem Nötigsten mussten sich aber auch die meisten Einheimischen begnügen, nachdem die Zuteilungen über Lebensmittelkarten weit unter dem eigentlichen Bedarf lagen. Noch 1952 war ein Drittel aller Schulkinder in Bamberg unterernährt", wie Renate Steinhorst für ihr Buch "Weißt du noch? - Geschichten und Anekdoten aus dem Bamberg der 50er Jahre" recherchierte. "Rund 5000 bedürftige Bamberger Kinder versorgten die Wohlfahrtsverbände über die Schulspeisung."
Grießbrei für die Kinder
Daran erinnert sich Renate Steinhorsts Mann, Hanns Steinhorst, noch gut. Nachdem die Martinschule als Flüchtlingslager diente, besuchte der Sechsjährige die Kaulbergschule. Und lief mit all den anderen hungrigen Buben und Mädchen zur Mittagszeit in den Keller, wo sich die Schulküche befand. "Täglich gab es eine warme Mahlzeit aus Liebesgaben aus den USA." Oft Grießbrei oder Nudeln mit Fleischhaschee. "Jeder Schüler hatte im Schulranzen ein Blechgeschirr und ein Essbesteck, was auf dem Heimweg am Leschenbrunnen ausgespült wurde."
Bambergs langjähriger Stadtheimatpfleger war 1947 selbst als Flüchtlingskind an die Regnitz gekommen. Aus Oberschlesien stammte seine Familie, die zunächst im Dachgeschoss des Hauses Fischerei 7 und bald darauf in der Augustenstraße 18 unterkam. "Unsere Wohnung bestand damals aus einem etwa 20 Quadratmeter großen Zimmer, das mit einem Vorhang abgetrennt war, hinter dem meine Eltern schliefen", schrieb Steinhorst in seinen Erinnerungen, die seine Frau unter dem Titel "Lauf weiter, kleiner Bruder" veröffentlichte. "Unsere Küche teilten wir mit drei anderen Parteien, das Bad diente einem alleinstehenden Herrn als Wohnung": dem Bamberger Fotografen Max Gardill.
Liste der Grausamkeiten
Auch gemeinnützige Unternehmen wurden in jenen Jahren gegründet, um den Notstand zu beenden. "Wohnraum für 9000 Menschen" schuf die St.-Joseph-Stiftung zwischen 1948 und 1952, wie der FT berichtete. Der Baugenossenschaft gelang es ab 1949 innerhalb von zehn Jahren, 104 Häuser mit 827 Wohnungen zu errichten: die ersten übrigens im Karree Amalienstraße/Ottostraße/Heinrichsdamm. Aber es dauerte, bis sich die Zustände besserten. 1950 noch - fünf Jahre nach Kriegsende - konnte davon keine Rede sein. Unter dem Titel "Das Wohnungselend nimmt kein Ende" meldete der FT Mitte Dezember, dass in der Domstadt 16 000 Menschen weiterhin auf der Suche nach einem Quartier seien. "819 Familien mit drei Personen und 793 Familien mit vier Personen leben in Bamberg in einem Raum." Einige würden "das Christfest 1950 so begehen wie die Heilige Familie auf der Rast vor Bethlehem - in Ställen". Bürgermeister Hergenröder hatte eine Liste mit den Namen derer zusammengestellt, die unter den elendsten Bedingungen hausten. Darunter "Familie K., vier Personen, neun Quadratmeter, Kleinkind muss im Koffer schlafen".
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mitnichten, das war einerseits die quittung für einen sinnlos angezettelten mörderischen krieg, was die menschen aus den ostgebieten bedauerlicherweise ausbaden mussten und andererseits passt der gesamte kulturkreis in keinster weise, so dass eine vergleichbarkeit nicht gegeben ist, nur das leid und das elend sind gleich, aber aus verschiedenen gründen, parallelen sehen anders aus
ronja4711, kommen Sie doch einfach zurück zum Punkt. Wenn Sie der Meinung sind, die Situation der vertriebenen Volksdeutschen von 1945/46 und die Situation der aktuellen Flüchtlinge würden sich nicht wie Tag und Nacht unterscheiden, so legen Sie das bitte einmal argumentativ dar. Wenn das garnicht Ihr Punkt war, wieso haben Sie dann den Artikel mit Beleidigung garniert überhaupt kommentiert, heisst meinem Kommentar widersprochen? Das Arbeitsministerium verlautbart offiziell, dass von den gegenwärtigen Flüchtlingen von lhren Kenntnissen her maximal 10 Prozent hier sofort arbeiten könnten und über 20 Prozent sogar komplette Analphabeten sind. Bei den geflüchteten Volksdeutschen waren es jeweils 100 Prozent. Einmal ganz abgesehen vom kulturellen Hintergrund und dem dabei zu berücksichtigendem sozialen Sprengstoff, z.B. das Menschenbild der Frauen bei den Muslimen aus arabischen Kulturen. Was meinen Sie wohl, warum der Artikel veröffentlicht wurde? Als volkspädagogischer Geschichtsunterricht 70 Jahre danach? Es ist doch zum Greifen, dass damit die Leser dahingehend beeinflusst werden sollen, die gegenwärtigen Flüchtlingszahlen, verglichen mit der Nachkriegs-Situation, garnicht als so schlimm empfinden zu müssen. Es bleibt dabei, armselig sind eher diejenigen, die mit ihren rosaroten Scheuklappen die Tatsachen nicht sehen wollen, so wie ein Kind auf dem Schulhof, das die Hände vors Gesicht hält und denkt es würde dann nichtmehr gesehen. Ihre argumentativen Verrenkungen und Ihre Beleidigung, sprechen sie vielleicht weder für gute Diskussionskultur noch für logisches Denken?
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Natürlich haben Sie recht! - Im Artikel werden Äpfel und Birnen verglichen und man versucht dem Leser zu suggerieren, das Flüchtlinge aus der ganzen Welt und Deutsche die in ihr Heimatland zurückkehren ein und dasselbe sind. - Das ist natürlich Quatsch - hier sollen ganz klar Tatsachen verdreht werden!
Sie, ich und mit Sicherheit der große Teil der deutschen Bevölkerung kennen die Wahrheit und wollen nicht, das es mit unserem Land derart bergab geht. - Ihr Versuch einer ordentlichen Disskusion mit Foristen, die sich ausschließlich der Polemik bedienen ist zum scheitern verurteilt. - Sparen Sie sich Ihren Atem.
MfG