Ältere Manager setzen häufiger als jüngere auf Innovationen. Das hat eine Studie der Commerzbank herausgefunden.
Wer hätte das gedacht: Wenn es darum geht, neue Produkte einzuführen, sind ältere Manager dafür viel offener als junge Führungskräfte. Zu diesem Ergebnis kommt die Mittelstandsstudie der Commerzbank, deren Ergebnisse für Bayern Stefan Hock, Direktor für Firmenkunden der Bank in der Region Bamberg und Coburg, gestern dieser Zeitung vorstellte. Demnach setzen vor allem ältere Führungskräfte auf Qualitätsmanagement, regelmäßige Produktinnovationen und die Erprobung neuer Geschäftsfelder, um ihr Unternehmen zukunftsfähig zu machen.
"Mischung macht's"
Im Auftrag der Bank hatte das Marktforschungsinstitut Kantar TNS mehr als 2000 mittelständische Unternehmer in Deutschland befragt, davon 325 Führungskräfte aus Bayern.
Die Denkweise der älteren Führungskräfte speist sich laut Commerzbank aus Erfahrung, Weitsicht und Durchsetzungsfähigkeit - Attribute, die jüngeren Führungskräften häufig noch fehlen. "Die Mischung macht's", rät deshalb Stefan Hock. "Unternehmen sind dann konkurrenzfähiger, wenn sie altersgemischte Führungsteams haben."
Großteil in gesättigten Märkten
Die Studie hat weiter ergeben, dass beinahe die Hälfte der Unternehmen jünger als 30 Jahre ist. "Der Mittelstand ist jünger als sein Ruf", sagt Hock. Knapp jeder zehnte Mittelständler sei ein "Digital Native", also erst wenige Jahre am Markt. Andererseits: Das Durchschnittsalter der Unternehmen liegt dennoch bei 45 Jahren.
Als schwierig bezeichnet der Firmenkundenexperte der Commerzbank den aktuellen Lebenszyklus der Produkte und Dienstleistungen vieler Mittelständler. Lediglich 15 Prozent befänden sich in einer Wachstums- oder Einführungsphase, der Rest bewege sich mit seinem Angebot in ausgereiften und gesättigten Märkten. "Ich kann nur empfehlen, sich nicht allzu sehr auf die umsatzstärksten Produkte zu konzentrieren. Hier muss man sehr wachsam sein", sagt Hock. Es zeige sich, dass der Mittelstand in erster Linie seinen Produkten sehr treu sei. "Trotz guter Kapitalbasis wird zu wenig in Wachstum investiert. Meist handelt es sich um Ersatzinvestitionen."
"Typische" Führungskraft: zwischen 40 und 49 Jahre alt
Dass in den nächsten fünf Jahren die bestehenden Produkte und Dienstleistungen durch Innovationen vollständig verdrängt werden könnten, ist etwa der Hälfte der Unternehmen bewusst. Wenn es darum geht, sich grundlegend zu verändern, setzen die Führungskräfte laut Studie in erster Linie bei der Qualifikation der Mitarbeiter und bei den Produktionsabläufen an. Eine Änderung der Angebotspalette nannten in Bayern nur 41 Prozent.
40 Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten fünf Jahren einen Wechsel an der Führungsspitze. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt hat Bayern mehr junge Führungskräfte unter 40 Jahren. Insgesamt ist die "typische" Führungskraft zwischen 40 und 49 Jahre alt. Und - auch das zeigt die Studie - es gibt in Bayern sogar doppelt so viele Führungskräfte unter 40 als über 60 Jahre.
Fünf Regeln für Nachfolge
Um die Nachfolge an der Spitze zu meistern, nennt Hock fünf Regeln: Zunächst gelte es, nicht zu lange zu warten und mindestens fünf Jahre vorher die Weichen zu stellen. Man müsse zweitens Alternativen ausloten, falls die Kinder nicht wollten, absprängen oder weniger geeignet seien. Wichtig auch: "Der Senior muss loslassen und sollte sich in die an den Junior übertragenen Kompetenzbereiche nicht mehr einmischen." Dazu sind viertens klare schriftliche Regelungen über den Zeitplan der Übergabe notwendig. Und schließlich sollte man sich laut Hock auch nicht scheuen, externen Rat einzuholen.