Stehbier-Stau in Bamberg: Die Stadt erwägt Absperrungen

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Die Stadt will die Besuchermassen im Sand regulieren. Gegen das was hier an einzelnen Tagen los, ist selbst die Sandkerwa noch harmlos, sagt der Wirt des "Alt Ringlein"
Die Stadt will die Besuchermassen im Sand regulieren. Gegen das was hier an einzelnen Tagen los, ist selbst die Sandkerwa noch harmlos, sagt der Wirt des "Alt Ringlein"
An diesem Tag ist noch nicht besonders viel los: Die Perspektive aus der Ringleinsgasse. Foto: Ronald RInklef
An diesem Tag ist noch nicht besonders viel los: Die Perspektive aus der Ringleinsgasse.  Foto: Ronald RInklef
 
 

Gegen den Stehbier-Stau vor dem Schlenkerla sollen schon bald Absperrungen zum Einsatz kommen. Ob es so gelingt, die Engstelle frei zu halten?

Wie geht es mit dem Stehbier-Stau in der Sandstraße weiter? Der Streit um die Nutzung der schmalen Gasse hat lange Zeit unter der Decke geschwelt, nun wird offen debattiert: "Als Rollstuhlfahrer oder mit Kinderwagen ist ein Durchkommen ... sehr unangenehm. Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit wird zum Kulturgut erhoben", beschwert sich ein Bewohner im "Bürgerdialog der Stadt". Auch die Antwort der Biertrinker in den sozialen Netzwerken ließ nach unserem Bericht "Der Bierstau gefällt nicht jedem" nicht lange auf sich warten: Sie fürchten, dass eine alte Bamberger Tradition kaputt gemacht wird, ein gemütlicher Genuss unter die Räder der Bürokratie kommt.


Durchfahrt auf der Flaniermeile

Recht haben in gewisser Weise beide Seiten. Gegen das Stehbier im Schatten des Schlenkerla hat in Bamberg gewiss niemand etwas einzuwenden. Immerhin wurde viel öffentliches und privates Geld investiert, um den Sand zur "Flaniermeile" zu machen. Aber natürlich ist die Sandstraße kein Festgelände, sondern ein Durchfahrtsweg unter anderem für Rettungswagen, Feuerwehr, aber auch die Autos von Anliegern, für Radfahrer und Fußgänger. Zudem ist die Lage rechtlich eindeutig: Alkoholkonsum ist in der Sandstraße nur auf den Freischankflächen erlaubt. Wirte, die ohne Genehmigung Bier nach draußen verkaufen, riskieren hohe Strafen.

In dieser schwierigen Lage will die Stadt nun vermitteln. Die verschiedenen Nutzungsansprüche sollen nach dem Prinzip gegenseitiger Rücksichtnahme in Einklang gebracht werden. Ein erstes Gespräch zwischen Vertretern aus dem Ordnungsamt, der Bamberger Polizei und der Brauerei Heller hat in den Pfingstferien stattgefunden, wie Ulrike Siebenhaar von der Stadt Bamberg bestätigt.

Ergebnis der Zusammenkunft: Ab Mitte Juli sollen nach dem Vorbild des Weihnachtsmarkts auf der Oberen Brücke auch an der Engstelle vor dem Schlenkerla Absperrungen mit Seilen vorgenommen werden. So soll erreicht werden, dass auch bei Massenandrang an Wochenenden immer eine Schneise für Fußgänger und Radfahrer frei bleibt. Wichtig: Weil die Gäste des Schlenkerla nicht die einzigen Biertrinker sind, die die Gasse an den Wochenenden in zunehmendem Maße bevölkern, sollen sich möglichst alle Wirte im Umkreis an der Regulierung in der Flaniermeile beteiligen.

Hört man Florian Müller, Sprecher der Bamberger Wirte, dürfte das kein Problem sein. Er ist guter Dinge, dass sich der Ärger am Schlenkerla mit den richtigen Maßnahmen effektiv eindämmen lässt. Dazu zählt er Markierungen auf der Straße, mündliche Hinweise durch Sicherheitsbedienstete und den Appell an alle, gegenseitige Rücksichtnahme walten zu lassen."Es sollte möglich sein, dass hier ein Durchgang frei bleibt."


Wohin führt der Hype?

Doch nicht alle Wirte im Sand sind so zuversichtlich, dass dies gelingt. Rudolf Christel zum Beispiel, Inhaber des "Alt Ringlein" gleich gegenüber des Schlenkerla, steht dem "Hype des Stehbiertrinkens", wie er sich ausdrückt, skeptisch gegenüber. Das hat mit dem Lärm "von zeitweise mehreren Hundert Menschen" zu tun, der seine Hotelzimmer zur Straße so gut wie unbewohnbar macht und auch die Gäste im Alt Ringlein stört. Und es hängt mit der Frage zusammen, wo dieser Trend hinführt: "Gegen das, was an einzelnen Tagen hier abläuft, ist selbst die Sandkerwa harmlos", sagt Christel.

Weil die Stadt auf seine Bedenken bislang nicht reagiert habe, verkauft mittlerweile auch das Alt Ringlein Bier und Wein für draußen. An einzelnen Tagen macht der Straßenverkauf sogar 30 Prozent des Umsatzes aus. Christel ist skeptisch, dass sich das Problem der Besuchermassen durch Absperrungen in den Griff bekommen lässt. Das habe auch mit Ignoranz zu tun. "Die Leute wollen draußen stehen und ihren Spaß haben. Alles andere interessiert sie nicht. "