So profilierte sich Bambergs Bluesfestival

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Klaus Stieringer, der als Geschäftsführer vom Stadtmarketing Bamberg für das eintrittsfreie Blues- und Jazzfestival in Berlin als Deutscher Kulturmanager des Jahres 2012 ausgezeichnet wurde. Foto: Stadtmarketing
Klaus Stieringer, der als Geschäftsführer vom Stadtmarketing Bamberg für das eintrittsfreie Blues- und Jazzfestival in Berlin als Deutscher Kulturmanager des Jahres 2012 ausgezeichnet wurde. Foto: Stadtmarketing

Musiker aus aller Welt pilgern im August wieder nach Bamberg, um beim Blues- & Jazzfestival aufzutreten. Über Entwicklungen der Vergangenheit und Zukunftsmusik sprachen wir mit Klaus Stieringer als Veranstalter, der heuer rund 70 Bands begrüßt. Vorab exklusiv das Video zum Festival.

Gerade fiel der Vorhang von "Bamberg zaubert". Schon kündigt sich im Festivalkalender der Stadt das nächste Megaevent an, das Südstaatenflair in den Norden des Freistaates bringt: Rund 70 Bands werden vom 7. bis 16. August beim 9. Blues- & Jazzfestival spielen und Fans zum Nulltarif beglücken. Das Stadtmarketing macht's möglich. Wir sprachen mit Klaus Stieringer als Citymanager und Stadtmarketinggeschäftsführer darüber, wie sich das Musikevent aus kleinen Anfängen heraus entwickeln und weit über regionale Grenzen hinaus profilieren konnte.

2007 begann die Geschichte des Blues- & Jazzfestivals. Wie viele Bands kamen zur Premiere? Woran erinnern Sie sich bis heute gerne zurück?
Klaus Stieringer: Ich weiß noch, wie der damals relativ frisch gewählte Oberbürgermeister Andreas Starke am 6. August 2007 pünktlich um 18 Uhr das erste Blues- & Jazzfestival auf der Maxplatzbühne eröffnete. Welche Erfolgsgeschichte die Musikveranstaltung einmal nehmen würde, war damals noch keineswegs absehbar. 30 Bands begeisterten beim ersten Blues- & Jazzfestival das Publikum: rund 30.000 Besucher, die der Einladung des veranstaltenden Stadtmarketing Vereins folgten.


Regen pünktlich zum Festivalstart
Gab's bei der Premiere auch Missklänge oder verlief alles ohne störende Zwischenfälle?
Mit dem Festival verband sich vom ersten Augenblick an die beste Stimmung, musikalische Leidenschaft, aber ebenso - Regen. Er setzte in den ersten drei Jahren immer pünktlich zum Start der Veranstaltungsreihe ein. Legendär ist in dieser Hinsicht ein Auftritt des Bamberger Blues-Musikers Tony Bulluck. Er prägte, gleich bei seinem ersten Konzert auf der Gabelmann-Bühne den Satz: "It's not raining, it's just the blues". Während es nahezu ununterbrochen regnete, erreichten die Temperaturen vor neun Jahren übrigens nicht mal die 15-Grad-Marke - und das im August. Bis heute assoziieren viele Menschen mit dem Bluesfestival folglich Regen und einen wolkenverhangenen Himmel, was den Erfolg glücklicherweise nicht minderte.

Wann begann die Expansion des Festivals in Richtung Landkreis?
2012, als wir Besuchern erstmals auch über 50 Live-Konzerte boten. Unter der Schirmherrschaft des damaligen Buttenheimer Bürgermeisters und heutigen Landrates, Johann Kalb, verließ das Bluesfestival die Stadtgrenzen, um sich im Landkreis neue Freunde zu suchen. Tatsächlich wurde schon der Probelauf in Buttenheim zum großen Erfolg. So schlossen sich mehr Landkreisgemeinden dem Festival an, an dem sich heuer voraussichtlich sieben Kommunen aus dem Umland und Gaustadt beteiligen. Johann Kalb brachte unser Anliegen bei seiner Eröffnungsrede 2012 mit den Worten auf den Punkt: "Wir wollen die Menschen aus Stadt und Landkreis näher zusammen bringen. Und was verbindet besser als die gemeinsame Leidenschaft für Musik?"

Gibt's heuer neben dem Landkreis-Blues auch wieder "Jazz auf der Böhmerwiese"?
Ja, damit kamen wir schließlich dem Wunsch vieler Musikfreunde nach einer eigenen Jazzbühne und der Idee einer weiteren Dezentralisierung des Festivals nach. Über 8000 Besucher verfolgten 2013 schon die Premiere, bei der sechs Jazzkonzerte zu erleben waren. Heuer bietet das Stadtmarketing acht Live-Konzerte eingebettet ins Ensemble der Gärtnerstadt.


"Die ideale Zielgruppe"
Mancher Bamberger sieht Großveranstaltungen auch durchaus kritisch. Inwieweit profitiert die Stadt - vom kulturellen Aspekt mal abgesehen - von dem Festival?
Attraktive Veranstaltungen tragen dazu bei, die Aufenthaltsqualität einer Stadt und somit den Umsatz nachhaltig zu verbessern. Gerade Blues- und Jazzfans stellen für unsere Region eine ideale Zielgruppe dar: Sie haben ein überdurchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen, gehören mehrheitlich der "Best-Ager-Generation" an, nehmen die weitesten Anfahrtsstrecken in Kauf und verweilen am längsten am Veranstaltungsort.

Hat sich das Festival denn auch außerhalb des Bezirks so profilieren können, dass Blues- und Jazzfans von weit her anreisen?
Nun, im vergangenen Jahr kamen erstmals über 100.000 Menschen zu 70 Live-Konzerten in Stadt und Landkreis. So entwickelte sich das Bamberger Festival im Laufe der Jahre tatsächlich zum größten deutschen Open Air, das Blues und Jazz in derartiger Vielfalt zum Nulltarif bietet. Europaweit fanden wir bei Recherchen kein vergleichbares eintrittsfreies Blues- & Jazzfestival, das unserem nahe kam.

Dabei steigen Jahr für Jahr sicherlich die Kosten. Mit welchem Etat arbeiten Sie heuer?
Die Kosten haben sich im Lauf der Jahre deutlich erhöht. Konnte das erste Blues- & Jazzfestival 2007 noch mit einem vergleichsweise geringen Etat von 60.000 Euro realisiert werden, so muss der veranstaltende Stadtmarketing Verein heuer deutlich mehr als 150.000 Euro aufwenden. Den Sponsoren und Partnern des Festivals ist's zu verdanken, dass wir dennoch auf Eintrittsgelder verzichten können. Jeder soll schließlich, unabhängig von seinen finanziellen Möglichkeiten, Blues und Jazz genießen können. Im Vergleich dazu kostet beispielsweise der Festivalpass für die 24. Rother Bluestage ganze 139 Euro.


In jeder Landkreis-Gemeinde
Was wünschen Sie sich noch für die Zukunft des Musikevents?
Das gemeinsame Ziel vom Stadtmarketing, der künstlerischen Leitung und unseren Schirmherren ist es, das Festival in der gesamten Region zu etablieren. Was so viel heißt, als dass das Publikum in jeder Gemeinde des Landkreises irgendwann Blues- und Jazzkonzerte erleben kann.

Das gesamte Programm des Festivals ist im Netz unter seiner Homepage abzurufen.