So kam der "Himmelsgarten" an die Decke

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Hatte der Teufel beim Brand von St. Michael die Hände im Spiel? Patrick Lumma rollt die Geschichte neu auf und erzählt auch vom Abt "Molitor", dem die Bamberger den "Himmelsgarten" verdanken Foto: Wolfgang Zangl
Hatte der Teufel beim Brand von St. Michael die Hände im Spiel? Patrick Lumma rollt die Geschichte neu auf und erzählt auch vom Abt "Molitor", dem die Bamberger den "Himmelsgarten" verdanken Foto: Wolfgang Zangl
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Auf geht's ins 17. Jahrhundert! So zeigt Patrik Lumma zum Jubiläum von St. Michael in Bamberg ein Figurentheaterstück, das die Zeit zurückdreht. Ein verheerendes Feuer wütet, bei dem die Kirche fast zerstört wird. Woraufhin Abt "Molitor" eine Vision zum "Himmelsgarten" hat. Anbei ein Video.

Um die 100 Puppen umfasst Patrik Lummas Ensemble. Darunter der Teufel, Erzengel Michael, der heilige Otto, ein Dachdecker und drei weitere "Darsteller" aus Holz, Kunststoff und Textilien, die im aktuellen Stück "Der Himmel über B" agieren. Mitte September feierte die Produktion im Theater am Michelsberg Premiere - zunächst vor kleinen Bühnenfans. Jetzt präsentiert der Figurentheaterspieler dem erwachsenen Publikum die fantastische Geschichte um die Frage "wie der Garten an die Decke kam". Wir wollten mehr darüber wissen.


"Das Absurde in Bamberg ist: Wir feiern das 1000-jährige Bestehen einer Weltkulturerbestätte, die keiner betreten darf", sagt der Leiter des "Theaters des Staunens". So würde er "das Verborgene sichtbar machen": "Ich zeige die Wunder des Himmelsgartens, erzähle vom Sieg des heiligen Michael über den Teufel und ebenso die Geschichte um Bischof Otto." Zumal sich noch im 21. Jahrhundert hartnäckig die Legende um sein Hochgrab hält, durch das man nur drei Mal kriechen muss, um jedes Rückenleiden zu lindern.


Schusseliger Dachdecker

Zum Streifzug durch die 1000-jährige Historie von St. Michael wird "Der Himmel über B" aber nicht. Das Puppenspiel konzentriert sich auf die Entstehung des einzigartigen Herbariums, das nach einem verheerenden Brand in der Klosterkirche geschaffen wurde. "Durch die Unachtsamkeit eines Dachdeckers, der eine Pfanne mit glühenden Kohlen auf der Orgel stehen ließ, kam es im Jahr 1610 zu dem Feuer", sagt Lumma, der dieses Kapitel der Bamberger Geschichte recherchierte. Hatte der Teufel seine Hand im Spiel? Jedenfalls standen kurz darauf schon die Türme und das Dach des Gotteshauses in Flammen, was das Publikum zu sehen bekommt. Von der Katastrophe ausgehend, leitet der diplomierte Puppenspieler zum eigentlichen Thema über: Der Vision des Abtes "Molitor", der der "Himmelsgarten" mit seinen berühmten Pflanzenmalereien entsprang - vollendet 1617.

Mit dem Beamer visualisiert der Wahlfranke "Molitors" Traum, der Realität wurde. "Ich bediene mich eben auch moderner Techniken, um Akzente zu setzen." Lumma selbst tritt als Erzähler in der Rolle des "Mesners vom Michelsberg" auf und gibt zwischen all den Marionetten und Stabpuppen den Ton an.



Zwölf Produktionen

Ein Dreivierteljahr lang arbeitete der gebürtige Koblenzer am "Himmel über B": angefangen bei der historischen Recherche übers Schreiben der Geschichte bis hin zum Bau der Requisiten. Dabei zeigt Lumma mit seinem "Theater des Staunens" parallel dazu noch weitere elf Produktionen, mit denen er im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs ist, wie der 45-Jährige berichtete.

Und wie kam das Stück um den Himmelsgarten bei kleinen Zuschauern bislang an? "Die Kinder haben Spaß daran, wenn der Teufel vom Erzengel was auf die Mütze bekommt", sagt Lumma. Nur ein vierjähriges Mädchen zeigte Angst vorm Beelzebub - "und weinte, als er mit einem großen Knall auf der Bühne erschien und alles zerlegte".

50 Minuten lang dauert eine Vorstellung: "Zurzeit. Denn die Geschichte entwickelt sich wie bei all meinen Produktionen auch nach der Premiere weiter." Momentan spielt Lumma mit der Idee, seinen "Feuerteufel" heiraten zu lassen: Ja, den schusseligen Dachdecker, der die Klosterkirche in Brand setzte und vielleicht mehr Glück in der Liebe als bei seiner Arbeit hat.
 


Die nächsten Termine

Vorstellungen für Erwachsene (und Kinder) finden am 1. November ab 11 Uhr (Theaterbrunch), am 22. November, 10. Januar und 24. Januar ab jeweils 16 Uhr im im Theater am Michelsberg 10 f statt.