Am Freitag wurde bei "The Voice of Germany" gezeigt, wie der Bamberger Ray Horton gegen Ronja Fischer antritt. Wir haben den Abend mit Ray, seiner Familie und Freunden erlebt.
"Jaaaaa!" Als Juror Rea Garvey seine Entscheidung verkündet und Moderator Thore Schölermann Ray Hortons Arm in die Höhe reißt, gibt es im "Bolero" in der Bamberger Innenstadt kein Halten mehr. Jubel brandet los, der gerührte Ray steht auf und nimmt strahlend die Glückwünsche entgegen. Obwohl Rays Familie und enge Freunde schon seit der Aufzeichnung der Sendung vor rund vier Wochen wussten, dass Ray sein Gesangsduell gewonnen hatte, war die Spannung im Raum kurz vor der Entscheidung fast greifbar.
Dabei begann der Abend noch ganz entspannt. Ab 19 Uhr trudelten nach und nach Freunde und Familie des 41-Jährigen ein, der gar nicht wirklich 41 Jahre alt ist, aber sein wahres Alter nicht verraten will und es deswegen schlicht mit "40 plus" angibt.
Während alle Gäste sich entweder schon kannten oder trotzdem schnell miteinander ins Gespräch kamen ("Und woher kennst du Ray?"), ging der Stargast des Abends von Tisch zu Tisch und ließ es sich nicht nehmen, all seine Fans persönlich zu begrüßen.
Um 20.15 Uhr wurde es dann spannend, die Musik erstarb und über mehrere Fernseher im gesamten Gastraum flimmerte "The Voice of Germany". Wie die Battles von Ray und seinen Kollegen aus Team Rea ausgegangen sind, wussten zwar zumindest diejenigen schon, die bei der Aufzeichnung in Berlin dabei waren ("Sie kommt weiter, weißt du noch, mit denen haben wir doch dann noch Sekt getrunken"). Doch alle anderen Entscheidungen waren selbst für Ray noch eine Überraschung. Voll konzentriert saß der erfahrene Sänger vor dem Fernseher und lauschte gespannt, was die anderen auf die Bühne brachten.
Früher oder später könnten ja einige von ihnen Rays Konkurrenten um den Sieg werden.
Auf den Instinkt verlassen Mehrfach war Ray kurz im Fernsehen zu sehen, wie er sich mit Teamkollegin Ronja und Coach Rea sowie tat- und stimmkräfitger Unterstützung von Nelly Furtado auf den Auftritt vorbereitete. Doch bis der Bamberger tatsächlich drankam, mussten sich die Fans gedulden. Kurz nach 22 Uhr war es dann soweit: Rea Garvey verkündet einen Kampf "David gegen Goliath": der erfahrene Ray soll gegen die erst 18-jährige Ronja antreten. "Ich bin schon sehr nervös, auch jetzt noch, beim Zuschauen", gesteht Ray. "Klar, ich habe mich gut vorbereitet, ich habe tagelang nur gesungen im Hotel. Aber du weißt vorher nie, wie das ankommt bei der Jury. Du gibst dein Bestes, aber das kann zuviel oder zuwenig sein.
Da musste ich mich dann ganz auf meinen Instinkt verlassen."
Inzwischen singen Ray und Ronja ihr Duell-Duett - "Broken Strings" von Nelly Furtado und James Morrison. Gebannt hängen alle Anwesenden im Bolero vor den Bildschirmen. Der kritischste Zuhörer im Raum ist vermutlich Ray selbst. "Als ich da oben stand, während der Show, fand ich meinen Auftritt nicht so gut. Ich war wohl zu nervös. Ich hätte mehr geben können! Heute muss ich sagen, ich war doch besser, als ich dachte."
Nach dem Auftritt sind erstmal die anderen Juroren dran und dürfen sagen, wen sie besser fanden. Und ausnahmsweise sind sich Nena, BossHoss und Xavier Naidoo einig: Alle drei fanden, dass sich Ronja gut geschlagen hat und es deswegen mehr verdient hätte, in die Live-Shows zu gehen. Hinter der Bühne sieht man Rays Tochter Alisha und einige Freunde, denen das Entsetzen in den Gesichtern steht.
"Als die angefangen haben, Ray da so runter zu putzen, da dachte ich, das war's. Bis zur letzten Sekunde, als Rea dann doch gesagt hat, dass er Ray mitnimmt, waren wir sicher, dass er gehen muss", sagt Thomas Freitag.
"Wie beim Fußball" Der 45-Jährige aus Bamberg ist seit 25 Jahren mit Ray eng befreundet. "Dabei ging es nicht nur um die Leistung - natürlich, auch Ronja hat ihre Sache sehr gut gemacht. Aber Ray war bei dem Auftritt halt dominanter - und das war das Problem, denn das war ja seitens der Jury nicht gewollt." Auch Alex Liopiaris (22), Nürnberger Sänger der Band "Altedo" und Rays Gesangsschüler, steht das Zittern ins Gesicht geschrieben. Dass er ja längst weiß, dass Ray gewonnen hat, tut der Spannung keinen Abbruch. "Man fiebert da trotzdem mit.
Das ist wie beim Fußball, wenn man ein Spiel guckt, dessen Ergebnis man schon kennt."
Ralf Schmidtlein, Inhaber des Bolero und der Brasserie in Bamberg ist ebenfalls schon seit 25 Jahren mit Ray befreundet. "Ich habe mit ihm alle Höhen und Tiefen erlebt, hab' ihn aufgebaut, wenn er wieder ganz unten war, und freu' mich jetzt einfach nur wie ein kleines Kind, dass er die Chance hat, groß raus zu kommen. Er ist wie ein Bruder für mich und ich bin wahnsinnig stolz auf ihn." Selbstverständlich wird der 47-Jährige auch mit nach Berlin fahren, wenn Ray in zwei Wochen live unter Beweis stellen will, dass er das Vertrauen, dass Coach Rea in ihn setzt, auch verdient hat.
Die Live-Shows.
Darauf freut sich Ray Horton jetzt erstmal, denn: "Live vor Pubikum singen, das ist einfach mein Ding." Dass ihn vier von fünf Juroren nach seinem Battle nach Hause geschickt hätten, hat ihn zwar getroffen, doch er will jetzt das Beste daraus machen: "Ich will aus der Kritik lernen, ich werde das annehmen, was sie mir gesagt haben, und es beim nächsten Mal besser machen." Und dafür hat Ray ein prominentes Vorbild: "Als ich da stand, im Ring, hab' ich an Barack Obama gedacht, der hat auch seine zweite Chance bekommen, wie ich jetzt auch. Und ich werde sie nutzen."
T-Shirts für die Fans Dazu hat Ray schon bald Gelegenheit. Noch in dieser Woche geht's für ihn zurück nach Berlin, dort erwartet ihn ein zehntägiges Training mit Rea Garvey als Vorbereitung auf die Live-Shows.
Da wird selbstverständlich auch Tochter Alisha wieder mit dabei sein und hinter der Bühne die Daumen drücken. Bereits für den Abend der Battles hat die 25-Jährige aus Viereth Fan-T-Shirts mit dem Konterfei ihres Vaters bedrucken lassen. Ihr Vater wird den Rückhalt aus der Heimat in den Live-Shows brauchen, da ist sich Alisha sicher. "Er hat ja jetzt schon Kritik bekommen, da wird der Druck natürlich größer. Er muss jetzt einfach alles geben, und ich hoffe sehr, dass er das schafft, denn die Jury ist in diesem Jahr unberechenbar, ich hab' schon einige Entscheidungen nicht nachvollziehen können." Auch deswegen setzt die 25-Jährige auf die Unterstützung der Franken: "Wenn nur jeder in Bamberg einmal für ihn anruft, dann haben wir schon viel gewonnen."
Nachdem auch im Fernsehen die Entscheidung gefallen ist und sich Ray auch offiziell über sein Weiterkommen freuen darf, geht die Party erst richtig los.
Viele Gäste wollen auf einmal gratulieren, sogar erste Autogrammwünsche muss Ray schon erfüllen. Auch seine Familie und enge Freunde sind erleichtert - weil jetzt der Druck von ihnen abgefallen ist, nicht verraten zu dürfen, ob Ray den Sprung in die Live-Shows geschafft hat. "Das war schon verdammt schwer", gibt Alisha zu. Immerhin: Bei den Live-Shows muss die 25-Jährige dann keine Heimlichtuerei mehr durchstehen. "Dafür werd ich da am lautesten schreien!"
Ray Horton selbst ist sich sicher, dass er seine Fans auch in Zukunft nicht enttäuschen wird: "Ich will mindestens 120 Prozent geben, die Zuschauer überzeugen und den Leuten zeigen, was ich kann." Dabei setzt der Bamberger natürlich auch auf Unterstützung aus der Heimat: "Ich erfahre hier soviel Unterstützung in Franken, das ist toll. Das gibt mir Rückenwind, und ich brauche diese Unterstützung. Vielen, vielen Dank dafür!"
... da muss der Ray noch rund einen Zehner drauflegen.